Arabische Spuren in Deutschland
Arabistik
11.11.2025
Die gebürtige Prinzessin von Sansibar, Emily Ruete (1844–1924), kostümiert für eine Aufnahme in Hamburg.
Bildquelle: Verlag Friedrich Luckhardt, ca. 1868
Arabischsprachige Menschen in Deutschland? Im kollektiven Gedächtnis setzt die Migration erst mit den Anwerbeabkommen der 1960er Jahre mit Marokko und Tunesien ein. Doch lange vor den sog. Gastarbeiter:innen erfreute sich arabisches Leben hierzulande einer vielfältigen Präsenz – seit dem 19. Jahrhundert haben interkulturelle Reisende, (Ehe-)Partner und Studierende ihre Spuren hinterlassen. Einblicke in die Jahrzehnte vor 1945 bietet ein Forschungsblog der Berliner Arabistik.
Ruben Schenzle M.A.
Bildquelle: Michael Niedworok
Der arabisch-deutsche Schriftsteller Asis Domet (1890–1943) bei der Arbeit.
Bildquelle: privater Nachlass
Wer sind wir?
Ruben Schenzle ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arabistik. In der Lehre baut er insbesondere auf partizipa-
tive und kollaborative Methoden. Im Idealfall lassen sich die Seminarergebnisse dann – wie hier – öffentlich präsentieren.
Mehrheitlich wurden die Blogbeiträge im Sommersemester 2024 von BA-Studierenden verfasst und werden fortlaufend
um neue Gastbeiträge ergänzt.
Wie arbeiten wir?
Im Archiv des Zentrum Moderner Orient (ZMO) in Nikolassee lagert ein wahrer Schatz: Der Forschungsnachlass von Gerhard Höpp (1942–2003). Er enthält ausgiebiges Quellenmaterial zu arabischem Leben in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert. Für die Blogbeiträge haben wir sowohl vor Ort recherchiert als auch mit den online zugänglichen Digitalisaten gearbeitet.
Welches Ergebnis ist besonders bedeutsam?
Südlich von Berlin, in Wünsdorf, liegt das ehemalige „Weinberglager“ – im Ersten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager für Muslime. Im Jahr 1917 wurde hier die erste Moschee auf deutschem Boden errichtet. Der einstige Friedhof ist erhalten und wird gepflegt. Wo einst Menschen aus dem britischen Commonwealth, dem Russischen Reich und französische Nordafrikaner interniert waren, befindet sich heute eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete. Ein Beispiel für unleidige Kontinuitäten.
Was bleibt zu erforschen?
Mit dem Blog ist es gelungen, zahlreiche Schlaglichter auf die Zeit vor 1945 zu werfen. Doch harren „Arabische Präsenzen in Deutschland“, so der Titel einer ausführlichen Studie Aischa Ahmeds (transcript 2020), und die Geschichte jener Jahre noch einer systematischen historischen Aufarbeitung. Was sich jedoch schon jetzt sagen lässt: Es gibt so viele Geschichten mit je unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten und diversen Identitäten, dass jedes Pauschalurteil über Araber und arabisches Leben in Deutschland hinfällig ist.





