Rentiernomadismus in der Mongolei – Ein ethnoarchäologisches Gemeinschaftsprojekt
Prähistorische Archäologie
01.10.2025
Kooperationspartner William Taylor, Universität Boulder Colorado, (rechts) und Henny Piezonka (links) helfen Dukha-Hirten beim Anpflocken der Rentiere während eines Gewitters, Sommer 2023.
Bildquelle: Hans Whitefield
In den abgelegenen Bergen der Nordmongolei hat sich bei der kleinen Jäger-Fischer-Gemeinschaft der Dukha eine traditionelle mobile Rentierhaltung erhalten. Die Tiere werden als Reit- und Packtiere und als Milchlieferanten genutzt. Gemeinsam mit den indigenen Partner*innen sowie mongolischen und amerikanischen Forschenden untersuchen wir die Geschichte und den archäologischen Fußabdruck dieser besonderen Lebensweise und Domestikationsform.
Wer sind wir?
Prof. Dr. Henny Piezonka und Hans Whitefield, Leiter des Field & Finds Labs, koordinieren das Projekt von deutscher Seite. Neben der Partnergemeinschaft der Dukha, deren indigenes Wissen einen Hauptpfeiler der Forschung bildet, sind Archäolog*innen und Zooarchäolog*innen der Mongolischen Akademie der Wissenschaften, der Universität Boulder Colorado und der US-amerikanischen NGO Nomad Science beteiligt.
Wie arbeiten wir?
Seit 2023 arbeitet das internationale Team im Sommer in den abgelegenen Bergtälern der Forschungsregion. Auf dem
Pferderücken – die einzige Möglichkeit, in das Gebiet zu gelangen – besuchten wir verschiedene Dukha-Siedlungen
und gewannen erste Einblicke in die Funktionsweise des Rentier-Pastoralismus. Auch nomadische Technologien sowie kulturelle und kosmologische Hintergründe standen im Fokus. Zahlreiche Lagerplätze der Dukha wurden in der Land-
schaft mit modernen digitalen Survey-Methoden und Testgrabungen dokumentiert, um den archäologischen Fußabdruck solcher saisonalen Plätze zu erfassen: Was würde nach Jahrtausenden noch übrigbleiben? An einigen Orten fanden sich auch prähistorische Funde als Spuren einer lange in die Vergangenheit zurückreichenden Nutzung.
William Taylor dokumentiert eine prähistorische Struktur, während im Hintergrund eine Rentier-Karavane vorbeizieht, Sommer 2024.
Bildquelle: Henny Piezonka
Welches Ergebnis ist besonders bedeutsam?
Wichtigstes Ergebnis unserer bisherigen Forschung (publiziert in der Dissertation von Projekt-Doktorandin Morgan Windle) ist
die erstmalige Dokumentation eines Tierhaltungssystems, das in ausgefeilter Weise die intensive Nutzung der Rentiermilch
ermöglicht und gleichzeitig auch jägerische Elemente bewahrt.
Was bleibt zu erforschen?
Zukünftig arbeiten wir verstärkt mit Kulturanthropolog*innen zusammen, um die nomadische Lebenswelt besser zu verstehen. Ausgrabungen, Surveys and Felsbildforschung werden neue Erkenntnisse zur Entstehung dieses besonderen Mensch-Tier-Systems erbringen. Collaborative archaeology und Bildungsinitiativen werden das gemeinsame Lernen mit den indigenen Expert*innen voranbringen.