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Die liberale Demokratie herausfordern und transformieren: LSBTIQ++-Bewegungen und die demokratisierenden Auswirkungen gegenhegemonialer Praktiken der Staatsbürger*innenschaft

Institution:

Justus-Liebig-Universität Gießen

Projektleitung:
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Christine (Chriz) Klapeer

Das an der Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Gender Studies an der Justus-Liebig-Universität Gießen angesiedelte Teilprojekt untersucht Prozesse demokratischer Transformation, indem es aktivistische Praxen innerhalb von LSBTIQ*-Bewegungen in Deutschland in den Blick nimmt. In kritischer Synthese von Erkenntnissen der sozial- und politikwissenschaftlichen Bewegungsforschung mit Ansätzen queer-feministischer Staatstheorie und Citizenship Studies konzeptualisieren wir LSBTIQ*-Bewegungen als „Inkubatoren demokratischer Innovation“ und politischen Wandels (Flesher Fominaya/Feenstra 2023; Della Porta 2020).

Wir legen besonderen Wert auf die demokratisierenden Effekte „gegenhegemonialer“ (Field 2007), „dissidenter“ (Sparks 1997) und „insurgenter/aufständischer“ (Holston 2008) Staatsbürger*schafts- bzw. Citizenship-Praktiken und analysieren, wie LSBTIQ*-Bewegungen zu Prozessen der Demokratisierung beigetragen haben – und weiterhin beitragen. Dies zeigt sich etwa darin, dass LSBTIQ*-Bewegungen die cis-heteronormativen und damit ausschließenden Implikationen moderner Staatsbürger*innenschaft sowie gängiger Vorstellungen des/der „modernen Bürger*in“ politisieren und anfechten, sich zugleich gegen autoritäre rechtsgerichtete Angriffe auf LSBTIQ*-Leben organisieren, die in liberalen Demokratien normalisierte und alltägliche Gewalt gegen LSBTIQ*-Personen sichtbar machen, und schließlich die Komplexität von Diskriminierung und Ausschlüssen herausarbeiten, die aus der Verschränkung mehrerer Ungleichheitsverhältnisse entsteht.

Dissidente Staatsbürger*innenschaft jenseits urbaner Zentren: Autoritärer Rechtspopulismus und demokratische Aushandlungen im Kontext von Pride-Paraden in ländlichen Räumen

Christine (Chriz) Klapeer

Dieser Teil des Projekts untersucht lokalpolitische Prozesse und demokratische Deliberation im Kontext von Pride-Paraden außerhalb großer urbaner Zentren, die in besonderer Weise Angriffen durch die extreme Rechte ausgesetzt sind. Die Studie fragt danach, wie LSBTIQ*-Aktivist*innen, Pride-Organisator*innen und (gewählte) Politiker*innen diese Paraden und die damit einhergehenden Angriffe vor dem Hintergrund demokratischer Auseinandersetzungen wahrnehmen bzw. wahrgenommen haben. Methodisch folgt die Studie einem qualitativ-historischen Zugriff, und bringt Perspektiven der sozialen Bewegungsforschung, der Demokratietheorie, der Citizenship Studies sowie der LSBTIQ*-Studies in eine kritische Synthese.

LSBTIQ++ und BIPoC Staatsbürger*innenschaft im Kontext der Transformationsjahre um 1989. Eine Analyse intersektionaler Ein- und Ausschließungsprozesse.

Tarek Shukrallah

Das Teilprojekt nimmt die Transformationsjahre um 1989 aus einer intersektionalen Perspektive in den Blick. Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit Queer-of-Color Bewegungen wird die Ontologie des „konstruierten Gegensatzes“ (Yılmaz-Günay, 2014) bzw. des „vermeintlichen Widerspruchs“ (Shukrallah, 2024) zwischen antirassistischen und LSBTIQ++ Lebensrealitäten und Bewegungen in Deutschland erforscht. Dabei werden die Transformationsjahre um 1989 als identitätspolitischer Kristallisationspunkt einer Neuverhandlung über Staatsbürger*innenschaft und nationale Zugehörigkeit kritisch konzeptualisiert (Shukrallah 2024, 2025). Empirische Daten aus Oral-History Interviewmaterial und Archivdaten werden auf der Grundlage intersektionaler Staats- und Demokratieforschung analysiert und kritisch rückgebunden.

Mentoring
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