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Univ.-Prof. Dr. Dr. Mathieu A.J.H. Ossendrijver

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Professur für Wissenschaftsgeschichte des Alten Orients

Principal Investigator (PI) ERC Advanced Grant ZODIAC

Mathieu Ossendrijver ist Historiker der antiken Wissenschaften, Assyriologe (PhD) und Astrophysiker (PhD). Seine Forschungssschwerpunkte umfassen die babylonische Astralwissenschaft (Astronomie, Astrologie) und Mathemathik, institutionelle, soziale und andere kontextuelle Aspekte der babylonischen Wissenschaft sowie kulturübergreifende Veränderungen des Wissens zwsichen Babylonien, Ägypten und der griechisch-römischen Welt. Derzeit arbeitet Mathieu Ossendrijver in folgenden Projekten:

 

ZODIAC – Ancient Astral Science in Transformation (ERC Advanced Grant 2021-2026)

Die Einführung des Tierkreises löste eine globale und dauerhafte Umgestaltung der Astralwissenschaft und anderer Bereiche der Wissenschaft aus, die sich in Babylonien, Ägypten und der griechisch-römischen Welt zwischen dem 5. Jh. BCE und dem 3. Jh. CE entfaltete. Der Tierkreis wurde zum zentralen Konzept für die Deutung, Vorhersage, Berechnung und Darstellung von Himmelserscheinungen. Die damit verbundene "mathematische Wende" hat die wissenschaftliche und kulturelle Praxis seither immer wieder beeinflusst, und die horoskopische Astrologie ist auf der ganzen Welt allgegenwärtig. Obwohl sie ihren Ursprung in Babylonien liegte, wurde die zodiakale Astralwissenschaft durch die Interaktion mit ägyptischen, griechisch-römischen und anderen antiken Kulturen transformiert. Aufgrund ihrer Verflechtung mit sozialen Praktiken, religiösen Doktrinen, philosophischen Theorien und ikonografischen Traditionen handelt es sich um eine Innovation, die nicht nur die Wissenschaft, sondern auch dieKultur weltweit prägt, für die es jedoch keine zufriedenstellende Erklärung gibt.

Dieses Projekt nimmt sich vor, die Verbreitung des Tierkreisess und der damit verbundenen Praktiken und Theorien zu rekonstruieren und zu erklären. Wie sind diese Innovationen entstanden und haben sie sich durch die kulturübergreifende Übertragung transformiert? Wie konnten sie in Ägpten, der griechisch-römischen Welt und anderen antiken Kulturen Wurzeln schlagen? Im Projekt ZODIAC wird ein interdisziplinäres Forscherteam versuchen, diese Fragen mit der Hypothese zu beantworten, dass die zodiakale Astralwissenschaft universell ansprechende, anpassungsfähige Lösungen für soziale, religiöse und politische Bedürfnisse bot, die in multikulturellen Reichen aufkamen.

 

Monographie Babylonische Mathematische Astronomie. Planetentafeln. Springer, Sources and Studies in the History of Mathematics

Die Vorbereitung dieser Monographie mit neuen Editionen und vielseitigen Untersuchungen der spätbabylonischen Planetentafeln aus dem Korpus der mathematischen Astronomie (ca. 400-50 BCE) wird 2022 abgeschlossen sein. Diese Monographie bildet Band II einer Gesamtausgabe des Korpus der mathematischen Astronomie. (Band I: 2012, Babylonian Mathematical Astronomy. Procedure Texts Springer, Sources and Studies in the History of Mathematics).

 

Spätbabylonische mathematische Praktiken (DFG)

Mathematische Praktiken, wie z.B. Zählen, Buchhaltung und Berechnung, sind Kernkompetenzen der mesopotamischen Schreiber- und Gelehrtenkultur, die im 4. Jahrtausend BCE zusammen mit der Keilschrift entstanden. Das Projekt beinhaltet eine umfassende Untersuchung der spätbabylonischen mathematischen Praktiken, die in Quellen aus der Babylon-Sippar-Sammlung des Britischen Museums belegt sind, einschließlich einer Edition von ca. 60 unveröffentlichten Tafeln aus dieser Sammlung. Die spätbabylonische Periode (ca. 700 BCE – 100 CE) ist eine Schlüsselära der Innovationen in der mesopotamischen Wissenschaft. Die Mathematisierung der Wissenschaft, die sich in der zunehmenden Verwendung mathematischer Ansätze in den astralen Wissenschaften (Astronomie, Astrologie), der Wahrsagerei, den Heilpraktiken, den Kommentaren, der Hermeneutik und den kultischen Praktiken entstand, ist eine spätbabylonische Innovation, die nachher die wissenschaftliche Praxis in der gesamten antiken Welt und darüber hinaus beeinflusste. Die spätbabylonische Mathematik, die derzeit durch ca. 115 Tafeln repräsentiert wird, ist jedoch im Vergleich zur früheren mesopotamischen Mathematik und zur spätbabylonischen mathematischen Astronomie nur spärlich dokumentiert und untersucht. Dieses Projekt erweitert den spätbabylonischen mathematischen Korpus erheblich. Es erforscht die materiellen, formalen, epistemischen, konzeptionellen, diagrammatischen, praktischen, kontextuellen und institutionellen Aspekte aller mathematischen Tafeln aus der Babylon-Sippar-Sammlung. Es umfasst eine Komparativstudie mit früheren mathematischen Praktiken, die darauf abzielt, Kontinuitäten, Transformationen und Innovationen zu identifizieren, eine Studie über die Verknopfung zu spätbabylonischen mathematischen Praktiken in anderen Wissenschaftsbereichen und eine explorative Untersuchung der praktischen Anwendungen in der Buchhaltung und im Messwesen. Das Projekt wird zu einem besseren, umfassenden Verständnis der spätbabylonischen mathematischen Praktiken und der Mathematisierung der spätbabylonischen Gelehrsamkeit führen.

Tutoring
Mentoring
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