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Einweihung des Instituts für Wissensgeschichte des Altertums und des ERC-Projekts ZODIAC

Die Gastgeber: Mathieu Ossendrijver, Prof. für Wissenschaftsgeschichte des Alten  Orients (links) und Univ.-Prof. J. Cale Johnson, Prof. für Wissensgeschichte des Altertums (rechts)

Die Gastgeber: Mathieu Ossendrijver, Prof. für Wissenschaftsgeschichte des Alten Orients (links) und Univ.-Prof. J. Cale Johnson, Prof. für Wissensgeschichte des Altertums (rechts)
Bildquelle: Lorenz Brandtner

Prof. Dr. Eun-Jeung Lee, Dekanin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften

Prof. Dr. Eun-Jeung Lee, Dekanin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften
Bildquelle: Lorenz Brandtner

Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin

Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Lorenz Brandtner

Institutsleiter J. Cale Johnson

Institutsleiter J. Cale Johnson
Bildquelle: Lorenz Brandtner

Mathieu Ossendrijver, PI des ZODIAC-Projekts

Mathieu Ossendrijver, PI des ZODIAC-Projekts
Bildquelle: Lorenz Brandtner

Festvortrag von Daryn Lehoux, Professor of Classics and Philosophy an der Queen’s University, Kanada

Festvortrag von Daryn Lehoux, Professor of Classics and Philosophy an der Queen’s University, Kanada
Bildquelle: Lorenz Brandtner

Festvortrag von Francesca Rochberg, Professor of Near Eastern Studies an der UC Berkeley, USA

Festvortrag von Francesca Rochberg, Professor of Near Eastern Studies an der UC Berkeley, USA
Bildquelle: Lorenz Brandtner

Am Freitag, 17. Juni 2022, fand die feierliche Eröffnung des Instituts für Wissensgeschichte des Altertums und des ERC-Forschungsprojekts ZODIAC – Ancient Astral Science in Transformation am Fachbereich für Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin statt. Der Institutsleiter J. Cale Johnson und Mathieu Ossendrijver, Leiter des ersten am Institut angesiedelten Forschungsprojektes ZODIAC luden zu Festvorträgen in der Holzlaube und einem anschließenden Sommerfest im Garten der Institutsvilla Arnimallee 10 ein.

Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung, die dadurch die Untersuchung von Wissen und Wissensformationen in historischer Perspektive an der Freien Universität Berlin erlangen wird. Der Präsident wies zudem auf den weiten transdisziplinären und transkulturellen Forschungsschwerpunkt des Instituts. Dieser Aspekt wurde auch von Frau Prof. Dr. Eun-Jeung Lee, Dekanin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften in ihrem Geleitwort unterstrichen. Sie hob die weltweit einmalige Ausrichtung dieses ‘Querschnittsinstitut’ hervor, das eine Schlüsselrolle in der Förderung der Zusammenarbeit der verschiedenen Fächer an der Fakultät inne haben wird.

In seiner Ansprache zur Eröffnung beschreibt J. Cale Johnson den Charakter des Instituts als Think Tank zwischen den Disziplinen: Das Institut für Wissensgeschichte des Altertums ist ein Bindeglied und Think Tank zwischen den Disziplinen der Altertumswissenschaften (Philologien und Archäologie) einerseits und zwischen den Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften, einschließlich der Mathematik, andererseits. Darüber hinaus soll es das Studium aller Formen des Wissens ermöglichen, unabhängig vom Zeitrahmen, der Geografie oder des Mediums der Überlieferung. Wir hoffen, sowohl die ersten philologischen Traditionen als auch nicht verschriftlichte Wissensformen, wie in der Archäologie und Kunstgeschichte, in der Antike zu verorten. Wir sind daran interessiert, wie diskursive und nicht-diskursive Wissensformen in antiken Gesellschaften interagieren und, wenn möglich, wie ein weit gefasster Begriff von „Science and Technology Studies“ diese unterschiedlichen Wissensformen sinnvoll machen könnte.

Mit der Eröffnung des Instituts nahm auch das Forschungsprojekt ZODIAC – Ancient Astral Science in Transformation unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Mathieu Ossendrijver seine Arbeit auf; es wird mit einem Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC) gefördert. Das Projekt begann im April 2021 und wird über eine Laufzeit von fünf Jahren mit einer Fördersumme von knapp 2.5 Millionen Euro gefördert. Das international besetzte interdisziplinäre ZODIAC-Team untersucht textliche und ikonographische Quellen über den Tierkreis und die darauf basierenden astronomischen, astrologischen und sozialen Praktiken aus Babylonien, Ägypten und der griechisch-römischen Welt und darüber hinaus. Ziel ist es, herauszuarbeiten, wie der Tierkreis und die damit zusammenhängenden Praktiken, wie Horoskopie und mathematische Astronomie sich in der Antike entwickelten und wie diese sich kulturübergreifend verbreiten konnten. ZODIAC steht exemplarisch für die Anliegen des neuen Instituts: Der interdisziplinäre Ansatz begreift Astralwissenschaft als eine Zusammenschau eng miteinander verbundener astronomischer, astrologischer, mathematischer, religiöser und sozialer Praktiken.

Den akademischen Auftakt bildete der Festvortrag “Epistemic Corruption and Epistemic Virtues in Roman Science” von Professor Dr. Daryn Lehoux (Queen’s University Kingston). Eindrücklich wurde die Bedeutung der Kontextualisierung von Wissen bzw. von Wissenstransfer anhand antiker Beispiele wie Galen oder Ptolemäus herausgearbeitet. Insbesondere regte der Vortrag an, die Fallstricke von Transferprozessen, ihre Veränderungen und Verfälschungen durch die Zeit, in den Blick zu nehmen.

Der zweite Festvortag wurde von Prof. Dr. Francesca Rochberg (University of California) zum Thema “Astronomical ideas in transmission” gehalten. Anhand der Ermittlung von Tageslängen untersuchte sie, wie ein Konzept in der longue durée, vom antiken Babylon, über das Judentum bis hin zum europäischen Mittelalter, vermittelt wurde. Am Ende ihres Vortrags zeigte Rochberg zudem Zukunftperspektiven für die Wissensgeschichte auf. Sie regt an, verschiedene Perspektiven der Wissens- und Ideengeschichte produktiv zu verbinden, von Lovejoy, Skinner und Kuhn, bis zu Renn, um die Erforschung von Wissensformationen auf holistische Art und Weise zu betreiben.

J. Cale Johnson und Prof. Dr. em. Johnannes Renger, ehemaliger Leiter des Instituts für Altorientalistik

Im Anschluss and die Vorträge fand ein Gartenfest in der Institutsvilla in der Arnimallee 10 statt. Benannt wurde die Arnimallee nach Johann Friedrich Bernd von Arnim, der von 1906 bis 1910 preußischer Staats- und Landwirtschaftsminister war. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm die neugegründete Freie Universität Berlin zahlreiche Villen, darunter das Haus Nummer 10, ehemals im Besitz der Familie Hecht, deren Villa mit der Hausnummer 8 als einzige Villa in Privatbesitz mitten im Universitätsviertel verblieb.

Garten der Wissensgeschichte des Altertums in der Arnimallee 10

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Das Essen wurde von Naya Jouly geliefert, einem Caterer für levantinisches Essen direkt neben der Rost- und Silberlaube der Freien Universität. Für den richtigen Mix der Getränke war ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts unermüdlich im Einsatz.

J. Cale Johnson mit Florentina Badalanova-Geller (links), Professorin am TOPOI Excellence Cluster bis 2018, und Markham J. Geller (rechts), Professor für Wissensgeschichte und PI des ERC-Projekts Babmed – Babylonian Medicine, bis 2018, Freie Universität Berlin.

Karola Prutek (Technischen Universität Berlin) im Gespräch mit Matteo Valleriani (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte).

Mathieu Ossendrijver, PI des ERC-Projekt ZODIAC – Ancient Astral Science in Transformation

Mathieu Ossendrijver ist Principal Investigator des ZODIAC-Forschungsprojekts; er ist Wissenschaftshistoriker des Altertums, Assyriologe und Astrophysiker. Von 2013 bis 2018 lehrte er als Professor für Wissenschaftsgeschichte der Antike an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsinteressen umfassen babylonische Astralwissenschaft (Astronomie, Astrologie) und Mathematik, institutionelle, soziale und andere kontextuelle Aspekte babylonischer Wissenschaft sowie interkulturelle Wissenstransformationen zwischen Babylonien und benachbarten Kulturen, etwa die Ägyptens und der griechisch-römischen Welt.

J. Cale Johnson, Leiter des Instituts für Wissensgeschichte des Altertums

Bereits im Jahr 2020 trat J. Cale Johnson die Professur für Wissensgeschichte des Altertums an. Er studierte Assyriologie, vergleichende semitische Sprachen, Linguistik und Linguistische Anthropologie an der UCLA – University of California und an der Universität Kyoto. Zahlreiche Aufenthalte führten ihn an die Freie Universität Berlin; so forschte er am Institut für Altorientalistik, am Exzellenzcluster TOPOI sowie am Sonderforschungsbereich Episteme in Bewegung, zudem war er stellvertretender Leiter des ERC-Forschungsprojektes BabMed – Babylonian Medicine. J. Cale Johnson lehrte im Fach Assyriologie an der Universiteit Leiden und an der University of Birmingham. Neben den Forschungsschwerpunkten Proto-Keilschrift und der Ursprung der Schrift, sumerische Literatur und Grammatik arbeitet er unter anderem zur babylonischen Medizin.

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