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MEMORY SPACES (2023-2024)

Förderung:

MEMORY SPACES wird gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung, Förderschwerpunkt Patrimonies.

Projektlaufzeit:
01.08.2023 — 31.12.2024

MEMORY SPACES: Mapping Oral History in Mosul (MESMOM) setzt sich zum Ziel, eine online zugängliche, digitale Plattform aufzubauen, auf der ehemalige und heutige BewohnerInnen der irakischen Stadt Mossul persönliche und individuelle Erinnerungen an ihre Heimatstadt in Form von kurzen Erzählungen, Bildern und Tondokumenten auf einer digitalen und optisch ansprechenden Karte von Mossul und Umgebung (Zustand vor 2014) eintragen können, die nach der redaktionellen Bearbeitung und Freischaltung durch ein Redaktionsteam dann weltweit aufrufbar sein werden.

Die Idee zu dieser digitalen Plattform geht auf eine von den Antragstellenden gemeinsam mit einer Gruppe irakischer Studierender entwickelte Projektidee zurück, die im Zuge eines studentischen Workshops in Mossul im Februar 2023 entwickelt wurde. Der seminaristische Unterricht erfolgte im Rahmen einer vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) finanzierten und durch die Hochschulkooperation RESI (Rethink Education and Science in Iraq) durchgeführten studentischen Konferenz, an der fast 1.000 Studierende in über 50 Workshops teilnahmen. Alle Workshopgruppen präsentierten in einer kompetitiven Abschlussveranstaltung ihre Projektideen, das Projekt MEMORY SPACES: Mapping Oral History in Mosul wurde dabei im Mai 2023 als Gewinner ausgezeichnet.

Im Zentrum von MEMORY SPACES sollen die EinwohnerInnen von Mossul in ihrer sozialen, ethnischen und religiösen Vielfalt stehen. Hierbei sollen sich ausdrücklich auch Menschen einbringen können, die mittlerweile nicht mehr in ihrer ehemaligen Heimatstadt wohnen. Die Hauptziele sind einerseits die Bewahrung und Verräumlichung von alltäglichen, individuellen Erinnerungen an eine Stadt, die im Rahmen der Einnahme und Besetzung durch den sogenannten Islamischen Staat (2014–2017) sowie der Kriegsgeschehen im Zuge ihrer Befreiung (Schlacht von Mossul, 2016–2017) fast komplett zerstört wurde. Andererseits sollen im Rahmen des Projekts irakische Studierende sowohl an Fragen der Erinnerungskultur als auch an die praktischen Skills bezüglich Aufnahme, Verwaltung und Kuratieren von historischen Zeitzeugenberichten herangeführt und zu eigenständigem Arbeiten in diesem Bereich inspiriert werden.

Der Verlust der baulichen Strukturen der Stadt Mossul wird voraussichtlich ein dauerhafter bleiben: Gegenwärtig konzentriert sich erwartungsgemäß der von internationalen Organisationen finanzierte Wiederaufbau auf notwendige öffentliche Bauten sowie insbesondere auf die Rekonstruktion historischer Gebäude und Stätten, die zum kulturellen Erbe gerechnet werden. Ein großflächiger Wiederaufbau historischer Wohn- und Geschäftsviertel, von Straßenzügen und generell öffentlichem Raum hingegen, also von Orten, an denen sich überwiegend der Alltag der BewohnerInnen abgespielt hat und die eine wichtige Stelle in ihren Erinnerungen einnehmen, wird den Privatinitiativen Einzelner überlassen – nur die wenigsten können sich dies jedoch leisten. Aus diesem Grund soll der Schwerpunkt von MEMORY SPACES explizit auf der Bewahrung und Sichtbarmachung persönlicher Erinnerungen an private Wohn- und Nutzgebäude (wie Läden, Einkaufsstraßen, Plätze, Parks, etc.) des städtischen Raums liegen – also auf den Orten, die den Stadtraum vor 2014 für die Beitragenden zu „ihrer“ Stadt machten.

Gleichzeitig soll durch die Vergegenwärtigung dieser vornehmlich positiv konnotierten und emotional wichtigen Erinnerungen ein Beitrag geleistet werden zu einer Bewältigung des traumatisierenden Verlustes einst alltäglicher Lebenswelten