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Geschichte

Die historische Dimension ist ein wichtiger Aspekt der geschichts- und kulturwissenschaftlichen Forschung zu China. An der FU Berlin liegt der Akzent auf dem Übergang von traditionellem zum modernen und gegenwärtigen China. Aber auch frühere Perioden und Entwicklungen im vormodernen China (z.B. die Song-Dynastie) finden Beachtung.

Globalgeschichte und das Moderne China

Das gegenwärtige China ist das Produkt vielfältiger lokaler und globaler historischer Prozesse, die sich seit der späten Kaiserzeit bis heute entfalten und auswirken. Wie veränderten sich soziale, kulturelle, politische und ökonomische Strukturen schon in früheren Perioden, aber vor allem seit dem 19. Jahrhundert und welchen Einfluss haben sie auf die gegenwärtige Gesellschaft? Im Ansatz wird hierbei in beide Richtungen geforscht: ausgehend von historischen Ereignissen zur Gegenwart, sowie aufarbeitend von der Gegenwart hin zu historischen, ursächlichen Faktoren. Einen Schwerpunkt bilden dabei globale Verflechtungen und Interaktionen. Dabei stehen nicht nur die Sichtbarmachung äußerer Impulse auf China, sondern auch die Analyse der Reaktionen auf globale Wirkungsmechanismen sowie der chinesische Einfluss auf globale Entwicklungen in Geschichte und Gegenwart im Mittelpunkt.

Die Sinologie kooperiert in diesem Forschungsfeld mit der Professur für Globalgeschichte (Prof. S. Conrad).

Imperialismus und Kolonialzeit

Kolonialismus und Imperialismus prägten die chinesische Gesellschaft von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1945 wesentlich. Welche Erfahrungen machten chinesische Akteure mit europäischer, amerikanischer und japanischer Kolonialpolitik und welche Aus- und Nachwirkungen hatten diese auf Institutionen, Strukturen und Wahrnehmungen? Besonderes Interesse gilt den deutsch-chinesischen Beziehungen seit der späten Qing-Zeit, einschließlich der ehemaligen deutschen Kolonie mit dem Stützpunkt Qingdao sowie militärische und wirtschaftliche Kooperationen. Auch der nicht unbedeutende Einfluss der Missionare auf Gesellschaft, Erziehung und Reformpolitik sowie deren Rolle als Kulturvermittler (cultural brokers) in beide Richtungen werden hier untersucht. Darüber hinaus wird gefragt, wie diese Zeit heute erinnert und aufbereitet wird und wie sich die Darstellung historischer Ereignisse und offizielle Erinnerungspolitik auf das chinesische Selbstverständnis auswirken.

Wissensgeschichte und Intellectual History

Die historische Entstehung, Umformung, Organisation und Systematisierung von Wissen jeglicher Art ist zentral für das Verständnis sowohl des heutigen Chinas als auch vorangegangener politischer, gesellschaftlicher und kultureller Strukturen. Neben den Ansätzen der Begriffs- und Ideengeschichte, werden etwa die Funktionen und Träger von Ideologien und Glaubenssysteme in diskursanalytischer Dimension untersucht (siehe auch Schwerpunkt Religion). Ein Forschungsschwerpunkt zum vormodernen China liegt in der Song-Zeit und der Entwicklung des Neokonfuzianismus. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in den epistemologischen Transformationen durch die Begegnung mit den westlichen Denk- und Wissenschaftssystemen seit dem 19. Jahrhundert. Insbesondere wird hier der Rezeption westlicher akademischer Disziplinen und Konzepte, etwa der Biomedizin oder der Religionsforschung, im Modernen China nachgegangen.

Das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (Berlin) ist über die Direktorin Prof. Dagmar Schäfer als Honorarprofessorin an unserem Institut verbunden und stärkt dieses Forschungsfeld.

Gender und Geschlechtergeschichte

Was galt zu einem bestimmten Zeitpunkt als männlich oder weiblich, wie sollten sich Männer oder Frauen verhalten oder wie sollten sie aussehen? Welche Rolle spielten die Änderung von Wahrnehmungsweisen und Perzeptionen in den unterschiedlichen sozialen Gruppierungen, reformerische Umbrüche und veränderte Wissenskontexte (wie z.B. die Biomedizin) auf die De-Konstruktion von gender und deren Neuformierung? Die sich wandelnden Definitionen, Konzeptionen und Darstellungen von Geschlecht in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen tragen essentiell zum Verständnis sozialer, politischer und kultureller Brüche von der späten Kaiserzeit bis in die chinesische Gegenwart bei. Das Augenmerk wird in diesem Bereich auch auf die Integration der weiblichen Perspektive oder der „betroffenen Subjekte“ gelegt.  

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