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Erschließung der griechischen, zyprischen, etruskischen und römischen Skulpturen in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin

Skulpturen von der Gymnasiumsterrasse in Pergamon in der Ausstellung „Pergamon – Panorama der antiken Metropole“

Skulpturen von der Gymnasiumsterrasse in Pergamon in der Ausstellung „Pergamon – Panorama der antiken Metropole“
Bildquelle: J. Fabricius

Ausstellung „Pergamon – Panorama der antiken Metropole“ mit Asisi-Panorama

Ausstellung „Pergamon – Panorama der antiken Metropole“ mit Asisi-Panorama
Bildquelle: J. Fabricius

Teilprojekt A im Rahmen des Berliner Skulpturennetzwerk – Kontextualisierung und Übersetzung antiker Plastik (BMBF-Verbundprojekt zusammen mit der Antikensammlung SMB).

  

Leitung und verantwortliche Koordination des Projektteils

Prof. Dr. Andreas Scholl, Antikensammlung der Staatlichen Museen zu  Berlin

  

Im Projekt angestellte Mitarbeiter*innen

  • Wissenschaftliche Erschließung der griechischen und etruskischen Skulptur: PD Dr. Mathias Hofter
  • Wissenschaftliche Erschließung der römischen Skulptur: Dr. Astrid Fendt, Dr. Annika Backe-Dahmen
  • Wissenschaftliche Erschließung der Archivalien: Dr. Johanna Auinger
  • Koordination, Konzeption und Organisation Pergamon-Ausstellung: Dr. Ralf Grüßinger 

  

Kooperationen

  • Universität zu Köln, Arbeitsstelle für Digitale Archäologie / Cologne Digital Archaeology Laboratory (CoDArchLab) am Archäologischen Institut der Universität zu Köln (ehem. Forschungsarchiv für Antike Plastik). Prof. Dr. Dietrich Boschung (Direktor), Prof. Dr. Reinhard Förtsch (Teilprojektleitung). Karin Höhne, Michael Remmy (wissenschaftliche Mitarbeiter*innen), Gisela Geng, Philipp Groß (Fotografien), Geoffrey Carver, Johanna Fuchs, Patrick Gunia, Isabella Hodgson, Marcel Riedel, Louise Rokohl, Mahtab Salmannia, Marlene Scholz (wissenschaftliche Hilfskräfte), Benjamin Gelhaar, Jacqueline Klitzsch, Alexander Recht, Eva Rucinski, Karen Schwane, Andreas Serifis (studentische Hilfskräfte).
  • Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB). Prof. Hans-Christian Hege (Abteilungsleiter Visualisierung und Datenanalyse), Mitarbeiter: Dr. Steffen Prohaska,  Dipl.-Inf. Malte Clasen, Dipl.-Inf. Olufemi Rosanwo (†), Dipl.-Inf. Marco Klindt.
  • Lehrstuhl für Darstellungslehre der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Prof. Dipl.-Ing. Dominik Lengyel, Dipl.-Ing. Catherine Toulouse.
  • Staatliche Museen zu Berlin, Antikensammlung. Martin Maischberger, Sabine Neumann (Koordination, Redaktion), Johannes Laurentius (Fotografien), Wolfgang Maßmann, Sophie Haake-Harig, Pia Lehmann, Astrid Will (restauratorische Betreuung), Jörg Kleemann, Oliver Vollert (Magazinverwaltung).

  

Ausgangslage und Fragestellung

Ziel des Forschungsprojektes war es, erstmals den Gesamtbestand antiker Skulpturen (ca. 4400 Objekte) im Besitz der Staatlichen Museen zu Berlin wissenschaftlich zu erfassen, in photographischen Aufnahmen zu dokumentieren, mithilfe der im Archiv der Berliner Antikensammlung aufbewahrten Archivalien – Grabungstagebücher, Pläne und Erwerbungs-unterlagen – die Provenienz und, wo möglich, den archäologischen Kontext eines jeden Objektes zu erschließen und die Ergebnisse Fachkollegen wie interessierten Laien abschließend in der Datenbank ARACHNE in Form eines Online-Kataloges zugänglich zu machen. Erste Forschungsergebnisse sollten der breiten Öffentlichkeit im Rahmen einer ersten monographischen Ausstellung zum antiken Pergamon im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin präsentiert werden, da die große Zahl der Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Berlin gelangten Skulpturen aus den Grabungen der Königlichen Museen in der hellenistischen Residenzstadt am besten geeignet sind, den Besuchern Einblicke in die Arbeit des Netzwerks zu gewähren.

 

Ergebnisse

Mit Abschluss des Projekts sind nun ca. 2600 Skulpturen und Fragmente der Berliner Antikensammlung in der Datenbank ARACHNE recherchierbar. Ein Großteil der Objekte ist in wissenschaftlichen Texten (ca. 1950) und in etwa 26.000 neuen Digitalaufnahmen des Kölner CoDArchLab vorgelegt. Von etlichen Skulpturen wurden überdies digitale Restaurierungskartierungen erstellt, in welchen die neuzeitlichen Ergänzungen farblich markiert wurden. Hervorzuheben ist ferner die Neubearbeitung zahlreicher Inschriften auf den Skulpturen durch Epigraphiker. Auch dies hat neue Erkenntnisse zu den Kontexten der Bildwerke erbracht. Damit löst die Datenbank ARACHNE endgültig die 1891 in Berlin erschienene „Beschreibung der antiken Skulpturen“ von Alexander Conze sowie alle jüngeren Teil-Bestandskataloge ab. Die ausführlichen wissenschaftlichen Katalogbeiträge reichen weit über Texte in vergleichbaren Datenbanken hinaus. Mit den Datensätzen zu den einzelnen Objekten verlinkt sind sowohl die eingescannte Literatur als auch die Hinweise auf die relevanten Archivunterlagen, so dass erstmals in der 350jährigen Geschichte der Museen eine vollständige Dokumentation vorliegt. Als wichtige Einzelergebnisse zur Rekontextualisierung von pergamenischen und anderen antiken Skulpturen seien hervorgehoben: Die Rekonstruktion des ursprünglichen Aufstellungskontextes der beiden überlebensgroßen Statuen von Kybele und Attis anhand von Archivalien (J. Auinger), die umfassende stilistische Neubewertung der gesamten pergamenischen Skulptur in Berlin (M. R. Hofter), die auch Implikationen für die Kontexte hatte, sowie die systematischen Studien zur neuzeitlichen Restaurierung der Skulpturen im Berliner Bestand (A. Fendt). In Ergänzung zur Online-Publikation sollen Kurzfassungen der Katalogtexte in der auf mehrere Bände angelegten Reihe „Katalog der Skulpturen in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin“ als Print-Publikation erscheinen.

  

Ausstellung

Die als „Schaufenster“ des Forschungsprojektes konzipierte Ausstellung „Pergamon – Panorama der antiken Metropole“, die in Kooperation mit der asisi GmbH veranstaltet wurde, konnte am 30. September 2011 im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin eröffnet werden und schloss am 30. September 2012 ihre Pforten. Sie stieß bundesweit und international auf eine starke und enorm positive Resonanz und konnte auf ein Rekordergebnis von 1,5 Millionen Besuchern in 12 Monaten zurückblicken. Die große Bühne Pergamonmuseum hat es erlaubt, nahezu das gesamte Spektrum aktuell möglicher Vermittlungsformen vor einem internationalen Publikum zu testen. Dabei reichte die Bandbreite von konventionellen Raum-, Sektions- und Objekttexten in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Türkisch) über traditionelle Architekturmodelle und historische Photographien, speziell erarbeitete Audioguides, ein virtuelles Stadtmodell und die sehr erfolgreiche „iCon.text“-App  bis zu Yadegar Asisis phänomenalem Panorama Pergamons, das unzählige Besucher in den Bann schlug.

In Vorbereitung der Ausstellung wurden dank der finanziellen Unterstützung durch das Kuratorium Museumsinsel zahlreiche aufwändige und kostspielige Restaurierungen durchgeführt, die vor allem die äußerst qualitätvollen hellenistischen Marmorskulpturen aus Pergamon nun wieder in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen lassen. Ihre wissenschaftliche Erschließung, deren wesentliches Ziel die Wiedergewinnung der antiken Aufstellungszusammenhänge ist, erfolgte im Kontext des „Berliner Skulpturennetzwerks“, dessen Ergebnisse unmittelbar Eingang in die Präsentation der Objekte und die Ausstellungstexte fanden. 

Das Konzept der Ausstellung basierte unter anderem auf aktuellen Forschungsansätzen zur antiken Stadt, die urbane Strukturen als Netzwerk von Räumen unterschiedlicher Zweckbestimmungen verstehen. In diesem Rahmen kam dem digitalen 3D-Modell des antiken Pergamon, welches die Abteilung Istanbul des DAI in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Darstellungslehre der BTU Cottbus (Prof. Dipl.-Ing. D. Lengyel) erarbeitet hat, zentrale Bedeutung zu. Im letzten Raum des Rundgangs durch die Ausstellung im Nordflügel des Pergamonmuseums bot die großflächige Projektion eines mehrminütigen Films, den die BTU Cottbus in Zusammenarbeit mit dem ZIB erstellte, die Möglichkeit, den Burgberg mit seinen verschiedenen Baukomplexen mit ihrer skulpturalen Ausstattung in Form einer virtuellen Kamerafahrt durch das 3D-Modell kennenzulernen. 

Einzigartig war die Verbindung aus archäologischer Ausstellung und dem neuen monumentalen 360-Grad-Pergamon-Panorama des Berliner Künstlers Yadegar Asisi, die hier erstmals verwirklicht wurde. Kunst und Wissenschaft gingen eine enge programmatische Verbindung ein, um den Besuchern auf spektakuläre Art und Weise einen Eindruck von der antiken Bebauung des Burgbergs und dem Leben in einer griechischen Stadt während der römischen Kaiserzeit zu vermitteln. Auch im Panoramabild wurde dabei die Rekontextualisierung antiker Skulpturen, von denen der Großteil in der Ausstellung als Original oder in Form eines Gipsabgusses präsent war, umgesetzt, so dass die Besucherinnen und Besucher nach Besichtigung des Panoramabildes bereits mit einer Vorstellung von der ursprünglichen Verortung der Exponate die Ausstellungsräume betraten.

Publikationen (Auswahl)

Fendt, Astrid – Hofter, Mathias: Das „Berliner Skulpturennetzwerk“ – ein aktuelles Großforschungsprojekt. Neue Untersuchungen zum Skulpturenbestand der Antikensammlung, Antike Welt 1, 2011, 31–33.

Fendt, Astrid, Antikeverständnis und Repräsentationskonzepte im Berliner Alten Museum des 19. Jahrhunderts, in: Schreiter, Charlotte (Hrsg.), Gipsabgüsse und antike Skulpturen. Präsentation und Kontext (Berlin: Reimer 2012) 73–94.

Grüßinger, Ralf: Das antike Pergamon. Eine erste Gesamtschau, MuseumsJournal. Berichte aus den Museen Schlössern und Sammlungen in Berlin und Potsdam 4, 2011, 46–49.

Grüßinger, Ralf – Kästner, Volker – Scholl, Andreas (Hrsg.), Pergamon: Panorama der antiken Metropole, Begleitbuch der Ausstellung im Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel, 30. September 2011–30. September 2012 (Petersberg: Imhof 2011; 2. Auflage 2012). 

Grüßinger, Ralf – Kästner, Ursula – Scholl, Andreas (Hrsg.), Pergamon als Zentrum der hellenistischen Kunst – Bedeutung, Eigenheiten und Ausstrahlung, Internationales Kolloquium Berlin, 26.–28. September 2012 (Petersberg: Imhof 2015).

Hofter, Mathias René, Etruskische Grabplastik, in: Kästner, Volker (Hrsg.), Etrusker in Berlin. Etruskische Kunst in der Berliner Antikensammlung. Eine Einführung (Regensburg: Schnell & Steiner 2010) 59–67. 

Kästner, Volker: Panorama der antiken Metropole. Die Pergamonausstellung 2011, Antike Welt 5, 2011, 35–37.

Petersen, Lars – von den Hoff, Ralf (Hrsg.), Skulpturen in Pergamon. Gymnasion, Heiligtum, Palast. Ausstellungskatalog Freiburg i.Br. (Bönen/Westf.: Kettler 2011).

Remmy, Michael Das Berliner Skulpturennetzwerk. Kontextualisierung und Übersetzung antiker Plastik, Kölner und Bonner Archaeologica 1, 2011, 191–193. <https://www.ai.uni-bonn.de/kuba-1/kuba-2011_remmy-skulpturen>

Remmy, Michael, Kölner Fotokampagnen im Rahmen des Berliner Skulpturennetzwerks, Kölner und Bonner Archaeologica 2, 2012, 275–279. <https://www.ai.uni-bonn.de/kuba-1/kuba-2_2012_-remmy_skulpturennetzwerk>

Scholl, Andreas (Hrsg.), Katalog der Skulpturen in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Band 1, Griechische und römische Bildnisse (Petersberg: Imhof 2016)

Scholl, Andreas – Schwarzmaier, Agnes (Hrsg.), Pergamon. Meisterwerke der antiken Metropole und 360-Panorama von Yadegar Asisi. Begleitbuch zur Ausstellung (Petersberg: Imhof 2018)

Schwarzmaier, Agnes – Scholl, Andreas (Hrsg.), Katalog der Skulpturen in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Band 2. Teil 1, Griechische Rundskulpturen bis zum Hochhellenismus (Petersberg: Imhof 2019)

 


Teilprojekte des Berliner Skulpturennetzwerks

Projektteil A: Erschließung der griechischen, etruskischen und römischen Skulpturen in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (Koordination: SMB)

Projektteil B: Erschließung der Gipsabgüsse in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität Berlin, der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin in Zusammenarbeit mit der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin (Koordination: FU)

Projektteil C: Entwicklung eines semantischen Kontextbrowsers (Koordination: FU)

Projektteil D: Entwicklung neuer Präsentationskonzepte – wissenschaftliche 3D-Visualisierung von Pergamon

Projektteil D1: Forschungen zur Kontextualisierung der Statuen aus Pergamon, zur Rekonstruktion der Architektur von Pergamon und der Landschaft des pergamenischen Umlands (Koordination: SMB)

Projektteil D2: Entwicklung der wissenschaftlichen 3D-Visualisierung von Pergamon (Koordination: FU)