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Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch (1472–1494)

Edition

Team: Prof. Dr. Matthias Thumser, Prof. Dr. Klaus Neitmann, Dr. Anne-Katrin Kunde, Sarah Schewe

Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft

Das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Friedrich Georg von Bunge begründete Liv-, Est- und Kurländische Urkundenbuch (LUB) ist die bedeutendste Quellenedition zur Geschichte des spätmittelalterlichen Livland, dem Gebiet der heutigen Staaten Estland und Lettland, und somit ein unverzichtbares Instrument zur Erforschung der baltischen Geschichte. Ziel war es von Beginn an, die Überlieferung an Urkunden und Briefen systematisch und möglichst umfassend zu sammeln und sie in einem chronologisch angelegten Werk in kritischer Edition zugänglich zu machen. Bis 1914 ist es Bunge und seinen Nachfolgern gelungen, die Quellen zur livländischen Geschichte aus der Zeit vom ausgehenden 12. Jahrhundert bis 1510 in 15 Foliobänden weitgehend vollständig zusammenzuführen (Abt. I, Bd. 1–12; Abt. II, Bd. 1–3). Dabei blieb allerdings der Zeitraum von 1472 bis 1494 aus konzeptionellen Gründen zunächst unbearbeitet. Dann unterbrach der ersten Weltkrieg alle Arbeiten auf Dauer. Der Versuch eines Neubeginns in der Zwischenkriegszeit scheiterte, nach 1945 beeinträchtigten die vollends gewandelten politischen Verhältnisse die Fortführung der Editionsarbeit um ein weiteres. Bis heute ist es nicht gelungen, die knapp 22½ Jahre umfassende Lücke zu schließen. Das Livländische Urkundenbuch ist trotz seiner erstaunlichen editorischen Qualität und seiner breiten Akzeptanz in allen Fragen zur mittelalterlichen Geschichte der Region bislang ein Torso geblieben.

Ziel des von Matthias Thumser und Klaus Neitmann im Auftrag der Baltischen Historischen Kommission geleiteten Projekts ist die Fortführung der Edition bis hin zur Schließung der Lücke zwischen den beiden Abteilungen. Zu rechnen ist mit annähernd 4000 Stücken, die in den Bänden 13 bis 16 der I. Abteilung publiziert werden. Um dem Gesamtwerk seine Einheitlichkeit zu erhalten, entsprechen Konzeption und Gestaltung der Edition in vieler Hinsicht den Vorgaben, die um 1870 entwickelt und vom 7. Band an auf hohem Niveau in konsequenter Weise angewandt wurden. Die Gewährleistung einer weitgehend einheitlichen Benutzung des gesamten Werkes ist für die Herausgeber wichtiges Gebot. Neuere editionswissenschaftliche Erkenntnisse werden gleichwohl berücksichtigt.

Leitendes Prinzip der Edition ist nach wie vor der Grundsatz der regionalen Pertinenz, wonach tendenziell der gesamte auf das mittelalterliche Livland bezogene Stoff zu berücksichtigen ist. Hierfür sind vornehmlich die folgenden Archive auszuschöpfen:

  • Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
  • Gdańsk, Archiwum Państwowe (Staatsarchiv)
  • København, Rigsarkivet
  • Lübeck, Archiv der Hansestadt
  • Rīga, Latvijas Valsts Vestures Archivs (Historisches Staatsarchiv Lettlands)
  • Roma, Archivio Apostolico Vaticano
  • Stockholm, Riksarkivet
  • Tallinn, Linnaarhiiv (Stadtarchiv)

Band 13 der I. Abteilung (1472–1479) ist 2018 mit 844 Nummern erschienen, Band 14 (1480–1483) 2020 mit 999 Nummern. In Bearbeitung ist Band 15 (1484–1488), Band 16 (1489–1494) wird folgen.

Erschienene Bände:

Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Abt. I

  • Bd. 1: 1093–1300, bearb. v. Friedrich Georg v. Bunge, Reval 1853
  • Bd. 2: 1301–1367, bearb. v. Friedrich Georg v. Bunge, Reval 1855
  • Bd. 3: 1368–1393, bearb. v. Friedrich Georg v. Bunge, Reval 1857
  • Bd. 4: 1394–1413, bearb. v. Friedrich Georg v. Bunge, Reval 1859
  • Bd. 5: 1414–1423, bearb. v. Friedrich Georg v. Bunge, Riga 1867
  • Bd. 6: Nachträge zu den fünf ersten Bänden, bearb. v. Friedrich Georg v. Bunge, Riga 1873
  • Bd. 7: 1423 Mai – 1429 Mai, bearb. v. Hermann Hildebrand, Riga – Moskau 1881
  • Bd. 8: 1429 Mai – 1435, bearb. v. Hermann Hildebrand, Riga – Moskau 1884
  • Bd. 9: 1436–1443, bearb. v. Hermann Hildebrand, Riga – Moskau 1889
  • Sachregister zu Bd. VII–IX, bearb. v. Bernh. A. Hollander, Riga – Moskau 1900
  • Bd. 10: 1444–1449, bearb. v. Philipp Schwartz, Riga – Moskau 1896
  • Bd. 11: 1450–1459, bearb. v. Philipp Schwartz, Riga – Moskau 1905
  • Bd. 12: 1460–1471, bearb. v. August v. Bulmerincq, Riga – Moskau 1910
  • Bd. 13: 1472–1479, bearb. v. Madlena Mahling, Klaus Neitmann u. Matthias Thumser, Köln – Weimar – Wien 2018
  • Bd. 14: 1480–1483, bearb. v. Christian Gahlbeck, Madlena Mahling, Klaus Neitmann u. Matthias Thumser, Wien – Köln – Weimar 2020

Abt. II

  • Bd. 1: 1494 Ende Mai – 1500, bearb. v. Leonid Arbusow [sen.], Riga – Moskau 1900
  • Bd. 2: 1501–1505, bearb. v. Leonid Arbusow [sen.], Riga – Moskau 1905
  • Bd. 3: 1506–1510, bearb. v. Leonid Arbusow [sen.], Riga – Moskau 1914

Literatur:

  • Klaus Neitmann, Geschichte und Zukunft des Liv-, est- und kurländischen Urkundenbuches, in: Stand, Aufgaben und Perspektiven territorialer Urkundenbücher im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Winfried Irgang u. Norbert Kersken (Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung 6), Marburg 1998, S. 107–124.
  • Klaus Neitmann, Editionsprinzipien und Editionsprobleme des „Liv, est- und kurländischen Urkundenbuches“ in Vergangenheit und Gegenwart, in: Edition deutschsprachiger Quellen aus dem Ostseeraum (14.–16. Jahrhundert), hg. v. Matthias Thumser, Janusz Tandecki u. Dieter Heckmann, Toruń 2001, S. 259–280.
  • Matthias Thumser, Oskar Stavenhagen, Leonid Arbusow und die ‚Akten und Rezesse der livländischen Ständetage‘. Geschichte und Perspektiven eines Editionsunternehmens, in: Leonid Arbusow (1882–1951) und die Erforschung des mittelalterlichen Livland, hg. v. Ilgvars Misāns u. Klaus Neitmann (Quellen und Studien zur baltischen Geschichte 24), Köln – Weimar – Wien 2014, S. 109–122.
  • Die Lücke wird geschlossen – Auf dem Weg zur Vollendung des „Liv-, Est- und Kurländischen Urkundenbuchs“, in: Editionswissenschaftliches Kolloquium 2021. Fortführung alter Editionsvorhaben im neuen Gewande, hg. v. Helmut Flachenecker u. Krzystof Kopiński (Publikationen des Deutsch-Polnischen Gesprächskreises für Quellenedition 11), Toruń 2022, S. 35–44.
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