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Claudia Preißer

Claudia Preißer

Trans* und das „Andere“ während der Weimarer Republik im Rhein-Main Gebiet – Behördenwahrnehmung und sexualwissenschaftliches Verständnis

Dissertationsprojekt "Trans* und das „Andere“ während der Weimarer Republik im Rhein-Main Gebiet – Behördenwahrnehmung und sexualwissenschaftliches Verständnis"

Zentrales Thema ist das Erleben des und der „Anderen“ auf Basis des behördlichen und gesellschaftlichen Umgangs mit den Themen Sexualität und Trans* in der Zeit der Weimarer Republik. Im Fokus steht der für eine solche Betrachtung kaum beachtete Raum des Rhein-Main Gebiets mit den Ballungszentren Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und Darmstadt. Dabei interessiert vor allem, ob sich staatliche Einrichtungen als Gradmesser der Meinung in der Gesellschaft vor Ort zu der Thematik des „Andersseins“ äußerten. Wie wird die Handhabung der Regierung in den Polizeiakten und der Presse wiedergespiegelt oder bleiben diese darüber schweigsam? Wie stellten sich die vom §175 verfolgten Menschen dar? Wurden sie in den Aushandlungsprozessen zwischen gesellschaftlicher Realität und den Behörden im regionalen Raum aktiv?

Die Frage danach, was das „Anderssein“ ausmachte, versuchte die Sexualwissenschaft bereits im 19. Jahrhundert zu beantworten. Bis in die 1930er gab es immer häufiger Fälle, in denen die sexualwissenschaftliche Expertise von z.B. Magnus Hirschfeld gefragt war. Die in der Kaiserzeit begonnene Unterscheidung der Psychiatrie in ‚heilbar‘ und ‚unheilbar‘ verfestigte bei den Betroffenen das zweifelhafte Prädikat ‚pathologisch' bis hin in die 1930er Jahre. Zum Zeitpunkt dieser Verfestigung setzt meine Arbeit an und nimmt eine qualitative Untersuchung von Fallbeispielen aus der o.g. Region vor.

Die Arbeit hat zum Ziel aufzudecken, dass der Diskurs um „Andere“ in der Medizin und in der Öffentlichkeit nicht nur ein aktuelles Phänomen der Vielfaltdebatten darstellt. Es ist ein seit langer Zeit gewachsener und sich stetig wandelnder Diskurs. Das menschliche Erleben nachzuvollziehen ist ein Anliegen – die historische Perspektive hilft uns dabei.

Claudia Preißer, geb. 1989, hat im Jahr 2016 den M. Ed. in Englisch und Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz abgelegt. Nach einiger Zeit am dortigen Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, schloss sie im Mai 2019 das zweite Staatsexamen ab und arbeitet derzeit an einer Schule.

Forschend setzt sie sich mit der geschichtlichen Untersuchung von Identitätskonzepten sowie dem Umgang mit verschiedenen Formen der Sexualität ab der Zeit des Kaiserreichs bis in die 1930er Jahre und dessen gesellschaftlicher Rezeption auseinander.

queerhistory@fu-berlin
Arbeitskreis Geschichtsdidaktik theoretisch
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