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Schließung Studiengang Konservierung / Restaurierung / Grabungstechnik HTW Berlin

News vom 20.11.2025

Stellen Sie sich vor, eine Katastrophe ist überwunden - und niemand ist da, um die Schäden zu beseitigen!

Klingt unrealistisch? Ist es aber nicht, wenn die Pläne des Präsidiums der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin umgesetzt werden. Angesichts der drastischen Sparmaßnahmen im Land Berlin wird darüber nachgedacht, den Studiengang Konservierung / Restaurierung / Grabungstechnik zu schließen. Ein bundesweit einzigartiger Studiengang ist aufs Höchste gefährdet – und damit unter anderem auch die Ausbildung eben jener Spezialistinnen und Spezialisten, deren Kompetenz für Rettung und Wiederherstellung von Kulturgut in der kriegszerstörten Ukraine gebraucht würde.

In Stellungnahmen zu Protestbriefen angesichts der drohenden Abwicklung des Studiengangs verweist das Präsidium der HTW auf weitere Hochschulstandorte, an denen Konservator*innen, Restaurator*innen und Grabungstechniker*innen ausgebildet werden. Auf der Seite des Verbandes der Restauratoren werden allerdings gerade sechs weitere Standorte in Deutschland gelistet, wenige weitere befinden sich in der Schweiz und Österreich (Hochschulen - Verband der Restauratoren VdR). An keiner dieser sechs Einrichtungen wird Konservierung, Restaurierung und Grabungstechnik angeboten!

Bei den drei Schwerpunkten an der HTW handelt sich um praxisorientierte Studienangebote. Die Absolventinnen und Absolventen finden bereits mit dem Bachelorabschluss häufig direkt eine Arbeitsstelle etwa in der Rettungsarchäologie der Landesdenkmalämter, bei Grabungsfirmen oder in Museen. Sie können sich in spezifischen Masterstudiengängen weiter qualifizieren und auch noch eine Promotion anschließen, in der zumeist die (Weiter-) Entwicklung von innovativen Methoden zentral sind.

Mit der drohenden Schließung ist zudem auch ein innovativer Master-of-Science-Studiengang gefährdet, der in Kooperation von HTW und dem Institut für Prähistorische Archäologie an der FU etabliert wurde: die Angewandte Landschafts- und Feldarchäologie (ALFA). Er bietet Absolventinnen und Absolventen aus beiden Universitäten in den genannten Fächern und der Altertumswissenschaften ein Studium, das in Deutschland bislang einzigartig ist. Hier findet anwendungsorientierte Hochschulausbildung zu modernsten technischen Methoden verknüpft mit kultur- und geisteswissenschaftlichen Kernkompetenzen statt. Die Zahl der Bewerber*innen für ALFA steigt jährlich, die Karriereaussichten nach dem erfolgreichen Abschluss sind hervorragend!

Wir schließen uns den Protesten der Studierenden und des Kollegiums der HTW sowie der zahlreichen Berufsverbände, Museumsvertretungen, Forschungsinstitute und Landesdenkmalschutzämter an und fordern das Präsidium der HTW nachdrücklich auf, die Schließungspläne aufzugeben. Seit 2022 sind im Krieg, der in der Ukraine tobt, bereits ungezählte Kulturgüter beschädigt und vernichtet worden. Wenn endlich ein Waffenstillstand erreicht wird, dann ist international kompetentes Wissen in der Restaurierung gefragt, um zumindest einige der Schäden reparieren zu können. Damit das Kulturgut auch in Friedenszeiten gesichert werden kann, ist zudem präventive Konservierung gefordert; ein Studienschwerpunkt an der HTW! Und damit weiterhin Rettungs- und Forschungsgrabungen kompetent durchgeführt und dokumentiert werden können, brauchen wir das Hochschulstudium der Grabungstechnik! Alle diese Studienangebote sind gesellschafts- und kulturpolitisch außerordentlich relevant, ihre Streichung würde eine nicht mehr auszugleichende Lücke in die Bildungslandschaft von Berlin und in den föderalen und internationalen Kulturerbeschutz reißen. Ein wichtiges Berliner Alleinstellungsmerkmal würde verschwinden.

Die moderne und zukunftsgewandte Hochschulplanung sollte sich daher von den oben skizzierten Überlegungen und Perspektiven leiten lassen und nicht von neoliberalen Kriterien. Der Studiengang Konservierung / Restaurierung / Grabungstechnik an der HTW wird heute mehr denn je gebraucht!

Elke Kaiser, Henny Piezonka und Michael Meyer im Namen des gesamten Kollegiums des Instituts für Prähistorische Archäologie an der FU Berlin.

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