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IV. 2. Die Altstadt von Poreč (K. S.)

 

Die „Hist(e)rier“ waren die ursprünglichen Bewohner Istriens. Sie bauten in Poreč, genauer gesagt am Marktplatz (später dem Forum Romanum), einen Tempel, der angeblich der größte Tempel in Istrien sein sollte. Er stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und war Neptun, dem Gott der Meere geweiht. Noch heute befinden sich Überreste des Tempels an der Spitze der kleinen Halbinsel, auf der sich die Altstadt von Poreč erstreckt.

Die Siedlung veränderte sich, als die Römer auf der strategisch günstigen Halbinsel ein Castrum errichteten. Aus dieser Grundlage wurde der Ort zur Zeit Oktavians zum Municipium erhoben und entwickelte sich in der Folgezeit zum Verwaltungs- und Handelszentrum. Noch heute ist der Grundriss der römischen Bauanlage im historischen Stadtkern der einstigen Colonia Iulia Parentium nachvollziehbar. Hier erkennt man das orthogonale Straßenraster, welches typisch für die römische Stadtbauweise war. Ebenfalls findet man die Einteilung in Decumanus und Cardo, die senkrecht aufeinander stoßenden Hauptstraßen (→ Plan der Altstadt von Poreč). Allerdings passt sich die Anlage der topografischen Situation an: Die Halbinsel ist sehr felsig, so dass es nur eine natürliche Schiffsanlegestelle gibt. Der enge Zugang über den Landweg stellte zudem sicher, dass Poreč militärisch sehr gut kontrollierbar war.

Im 6. Jahrhundert fiel die Stadt an das Oströmische Reich, 788 und definitiv 812 mit ganz Istrien an das Frankenreich. Nachdem sie im 11. Jahrhundert eine gewisse kommunale Eigenständigkeit erlangt hatte, kam sie 1232 in den Besitz der Patriarchen von Aquileia und 1267 an Venedig, unter dessen Herrschaft es bis zum Ende der Serenissima 1797 verblieb.

Der Aufbau kirchlicher Strukturen begann schon ab dem 4. Jahrhundert. Allein zwischen 312 und etwa 550 entstanden in Poreč vier Kirchen. Erhalten blieb nur die jüngste dieser Kirchen, die Basilika des Euphrasius, die zwar mehrfach umgebaut und erweitert wurde, im Wesentlichen aber heute noch erhalten ist. Die Stadt brachte auch einen lokalen Heiligen hervor: Maurus von Parentum lebte im 3. Jahrhundert (wahrscheinlich gegen dessen Ende) und ist der erste namentlich bekannte Bischof der Stadt. Nach seinem Märtyrertod wurde er der Stadtpatron und Heilige des Bistums (heute Bistum Poreč-Pula), wird aber auch in Italien verehrt (Gedenktag 21. November).

 

Plan der Altstadt von Poreč

 

IV. Istrien (Überblick):

IV. 1. Überblick

IV. 2. Die Altstadt von Poreč

IV. 3. Die Euphrasius-Basilika in Poreč

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