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Tönende Objekte. Musikinstrumente als akustische Symbole im 19. Jahrhundert

Ausgangspunkt ist die Frage, woran wir den Klang eines Instruments erkennen und welche Assoziationen er in spezifischen historischen Kontexten auszulösen vermag. Zu vermuten ist hierbei, dass die symbolische Zuordnung von (Musik-)Instrumenten und ihres Klangs nicht allein durch Diskurse, sondern vielfach von ihrem Grundmaterial bestimmt oder zumindest stark beeinflusst wird. So riefen Holzblasinstrumente mit ihrem oftmals als weich empfundenen Klang Vorstellungen von einem friedvollen Arkadien hervor, während sich Metallinstrumente zur Signalgebung bei der Jagd und auf dem Schlachtfeld eigneten oder zur Darstellung des strahlenden Glanzes eines weltlichen oder geistlichen Herrschers dienten. Was ändert sich nun aber beispielsweise, wenn, wie Mitte des 19. Jahrhunderts geschehen, Holzblasinstrumente aus Metall gebaut werden? Welche Gründe sind hier anzuführen und wie ist die Auswirkung auf die vermutlich sich wandelnden Assoziationen einzuordnen?

Das Projekt untersucht Musikinstrumente auf ihre Eignung als Symbol. Sie repräsentieren und prägen soziale Verhältnisse in besonderem Maße. Ihre Gegenwärtigkeit im Konzertleben, beim Musizieren im privaten und öffentlichen Rahmen mag auf die Eigenbedingungen ihrer Materialien und deren metaphorische Eigenschaften verweisen. Wie und wo wird Material zur Chiffre und zum Zeichenträger, letztlich also zum Medium der Einschreibung kulturhistorisch zentraler Gedächtnisformen? Der Fokus soll auf den Zeitraum des 19. Jahrhunderts gelegt werden, in dem die Akustik in enger Verbindung mit Musikinstrumenten forschte. Zu fragen ist vor diesem Hintergrund, inwiefern die Instrumente auch als experimentelle Praktiken der Wissensproduktion auf dem Feld der Akustik anzusehen sind. Welche Konsequenzen hat dies für die Sichtweise auf die Erbauer, deren eigene Publikationen zum Teil Auskunft über die Beschäftigung mit neuen Materialien geben? Forschungsleitend ist die Frage nach der Bedeutung des Materials eines Musikinstruments für das hörbare Ergebnis, inwiefern wurde dies bei den Experimenten mitbedacht, welche Bedeutung wurde ihm zugemessen?

DFG