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Dr. Johannes Stephan

J. Stephan, (c) N. Borau 2019
Bildquelle: © N. Borau, 2019

Seminar für Semitistik und Arabistik

Fachrichtung Arabistik

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Indirekte Transmission

Adresse
Fabeckstr. 23/25
Raum -1.0054
14195 Berlin

Johannes Stephan studierte Islamwissenschaft in Halle an der Saale, Damaskus und Bern. Bis 2018 war er Assistent in Forschung und Lehre am Institut für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie an der Universität Bern, an dem er mit einer Arbeit zur Literarität frühneuzeitlicher Reisenarrative promoviert wurde (2016). Im Zentrum seiner Arbeit stand das Reisebuch des Tausendundeine-Nacht-Erzählers Ḥanna Dyāb (1764). Johannes Stephan publizierte zur arabischen Literatur- und Ideengeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts und lehrte zur arabischen Reiseliteratur, der Historiographie und der modernen Geschichte des Nahen Ostens.

In seiner früheren Forschung hat sich Johannes Stephan mit der Neu-Konzeptualisierung der arabischen Literaturgeschichte beschäftigt. Im Anschluss an eine Kritik des Literaturbegriffs und seine normativen Implikationen schlägt die Arbeit vor, sowohl das Problem der Kontextualisierung nicht-kanonischer Texten als auch das Verständnis von Literarität selbst als den dynamischen Mittelpunkt von Literaturgeschichte zu begreifen. Konkret analysiert er die narrative Konstitution des Reisebuchs (Kitāb as-Siyāḥa, 1764) des Tausendundeine-Nacht-Erzählers Ḥanna Dyāb, um hiermit Grundlage für eine Interpretation frühneuzeitlicher Texte in arabischer Sprache zu entwickeln. Die Arbeit begreift das Reisebuch und seine Kontexte als ein fruchtbares Feld für die Untersuchung literarischer Modi, die als ein Untergrund dessen verstanden werden können, das später als adab (als die moderne Übersetzung von Literatur) bezeichnet wird. Obwohl es sich bei dem Reisebuch historisch betrachtet weder um einen literarischen noch einen fiktionalen Text handelt, analysiert die Arbeit daher die narrative Gestaltung, um die Kombination von Dramatisierung und Subjektivität hervorzuheben. Innerhalb der inklusiven Literaturgeschichte, die dieses Projekt konzipiert, bildet Dyābs Buch zusammen mit anderen autobiographischen Narrativen aus dem 18. und 19. Jahrhundert aus Syrien eine wenig erforschte Textgruppe, die eine bemerkenswerte Dynamik zwischen der Autorität des Geschriebenen und der Kraft des gesprochenen Wortes abbildet. 

 

Johannes Stephans Forschung ist ein Beitrag zu dem aktuellen Neudenken der Philologie, ihrer methodologischen Probleme und ihrer ethischen Implikationen. Im Forschungsvorhaben zu Kalīla and Dimna befasst er sich insbesondere mit der kollektiven Natur von Textentstehung und der Frage nach dem Charakter von Rahmenerzählungen 'Framing Narratives'.

(Auswahl)

– „Aṭ-Ṭahṭāwīals Kulturvermittler. Ansätze zu einem universalistischen Kulturbegriff,“ in Zwischen Kulturen.Mittler und Grenzgänger vom 17. bis 19. Jahrhundert, herausgegeben von Joachim Eibach und Claudia Opitz-Belakhal. The Formation of Europe. Hannover: Wehrhahn Verlag, 2018, 247-276.

– mit Monica Corrado and Florian Zemmin, Hrsg.: Islam in der Moderne. Moderne im IslamEine Festschrift für Reinhard Schulze zum 65. Geburtstag.Leiden: Brill, 2018.

– “Die Grenzen des adab. Versuch über eine literaturhistorische Hermeneutik,“ Islam in der Moderne. Moderne im IslamEine Festschrift für Reinhard Schulze zum 65. Geburtstag, herausgegeben von  F. Zemmin, J. Stephan und M. Corrado, 397-422. Leiden: Brill, 2018.

– “Reconsidering Transcendence/Immanence. Modernity’s Modes of Narration in Nineteenth Century Arabic Literary Tradition.” In Working with a Secular Age. Interdisciplinary Perspectives on Charles Taylor’s Master Narrative, herausgegeben von  F. Zemmin, C. Jager und G. Vanheeswijck, Berlin: De Gruyter, 2016, 349-367.

– “Von der Bezeugung zur narrativen Vergegenwärtigung. Fokalisierung im Reisebuchdes Syrers Ḥannā Dyāb (1764),” DiegesisInterdisciplinary E-Journal E-Journal for Narrative Research 4.2, 2015.

https://www.diegesis.uni-wuppertal.de/index.php/diegesis/article/view/209