Prof. Dr. Elena Giannoulis wird in das Heisenberg-Programm aufgenommen.
News vom 04.04.2025
Japanologin der Freien Universität in renommiertes Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufgenommen
Vom Nutzen der Schwäche, der Entnetzung und des Sensorischen – Prof. Dr. Elena Giannoulis untersucht Bindungs- und Loslösungsstrategien in der gegenwärtigen Populärkultur und Literatur Japans
Prof. Dr. Elena Giannoulis vom Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin wird im Rahmen des Heisenberg-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 560.000 Euro über fünf Jahre gefördert. Giannoulis forscht am Institut für Japanologie im Schnittbereich zwischen Regionalstudien, Emotionswissenschaften und Literatur- und Kulturwissenschaften. Mit ihrem Forschungsgegenstand „Emotionen“ etabliert sie in der Japanologie ein zukunftsweisendes Themenfeld und trägt zur Einführung neuer Theorien und Methoden im Fach bei. Durch das Heisenberg-Programm ermöglicht die DFG herausragenden Wissenschaftler*innen wie Giannoulis sich für eine unbefristete Professur zu qualifizieren. Das Programm wurde nach dem deutschen Physiker Werner Heisenberg (1901–1976) benannt, der im Alter von 31 Jahren den Nobelpreis für Physik erhielt.
Mit der Aufnahme von Prof. Dr. Elena Giannoulis in das Heisenberg-Programm würdigen die Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dass Giannoulis „die Grenzen der literaturwissenschaftlichen Japanforschung immer wieder überwindet und benachbarte disziplinäre Zugänge einbezieht“. Ihre japanologische Perspektive nutzt Giannoulis zur Theoriebildung in Kulturwissenschaften, Soziologie und Literaturwissenschaften: Giannoulis‘ Forschung zum sozialen Phänomen der Entnetzung sei „anschlussfähig an die transdisziplinäre Forschungslandschaft der Affizierungsstudien und breitere, aktuelle gesellschaftliche Debatten“.
Im Rahmen der Heisenberg-Förderung wird Giannoulis ihr Arbeitsprogramm „Affektive Dynamiken – Attachment und Detachment im modernen und gegenwärtigen Japan“ umsetzen. Es umfasst drei Forschungsschwerpunkte, die exemplarische Bereiche der Gegenwartskultur in Japan in den Blick nehmen, in denen die Rolle von affektiven Dynamiken und deren Konsequenzen für Gesellschaft und Individuum besonders markant sichtbar werden: (1) moderne bis zeitgenössische Strategien der Entnetzung (Stäheli), (2) das Paradigma des Sensorischen in der Gegenwartsliteratur sowie (3) die Sympathie für das Schwache im Kontext von (Populär)Kultur und neuen emotionalen Technologien in Japan. Inhaltlich sind die Schwerpunkte durch die Frage verbunden, inwiefern affektive Dynamiken gesellschaftliche Transformationsprozesse der Gegenwart lenken, indem sie gezielt emotionale Bindungen von Individuen hervorrufen (oder zerstören) und strategisch beeinflussen. Gerade angesichts der radikalen Technologisierung postindustrieller Gesellschaften und der sozialen Vereinzelung des Individuums stellen diese (Selbst-)Steuerungstechniken affektiver Dynamiken eine große Herausforderung, zugleich aber auch Chancen dar. So liegt dem Erkenntnisinteresse der genannten Projekte letztlich die Frage zugrunde, wie moderne Kulturtechniken Japans als Brücken der Rückkehr zu einem intakten affektiven Selbsterleben des Individuums fungieren können und tatsächlich auch ganz bewusst dieser Funktion dienend konzipiert sind. Methodisch-theoretisch werden die genannten Vorhaben durch die Klammer einer interkulturellen Phänomenologie der Affekte zusammengehalten.
Elena Giannoulis forscht und lehrt als Professorin für Japanische Literatur am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Von 2017 bis 2024 war sie Principal Investigator der vom European Research Council (ERC) geförderten Forschunsgruppe „Emotional Machines: The Technological Transformation of Intimacy in Japan“. Giannoulis studierte Japanologie und Literaturwissenschaften an der Freien Universität Berlin und der Keiō Universität. 2009 erfolgte die Promotion im Fach Japanologie. 2013 erhielt sie von der VolkswagenStiftung das „Postdoctoral Outgoing Fellowship in the U.S.“, mit dem sie ein Jahr an der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey forschte. Ihre Interessensgebiete sind moderne und zeitgenössische japanische Literatur und (Populär-) Kultur, Affekte und Emotionen sowie Literaturmärkte, Übersetzen und autobiographisches Schreiben. Darüber hinaus ist Giannoulis als Übersetzerin japanischer Literatur hervorgetreten.
Weitere Informationen
- zu Prof. Dr. Elena Giannoulis: https://www.geschkult.fu-berlin.de/e/oas/japanologie/institut/mitarbeiter/professoren/giannoulis/index.html
- zum Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): https://www.dfg.de/de/foerderung/foerdermoeglichkeiten/programme/einzelfoerderung/heisenberg
Kontakt
- Prof. Dr. Elena Giannoulis, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, E-Mail: elena.giannoulis@fu-berlin.de