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Johannes Tichtl

Johannes Tichtl

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Johannes Tichtl [Johannes Tichtel]

Dr. med.; Prof. für Medizin; frei praktizierender Arzt; Humanist; röm.-kath.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 05. 01. wohl nach 1440 Grein in Oberösterreich

† zw. 1501-1503 wahrscheinlich Wien

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Herkunft und Schulzeit unbekannt; ab 1463 Studien in Wien; bevor Celtis nach Wien kam, war JT einer der ganz wenigen Humanisten dort; Mitglied und Professor der medizinischen Fakultät der Universität Wien, praktischer Arzt und Akademiker in Wien; praktizierte seit 1472; 1476 Dr. med.; 1477 hielt er seine 1. ordentl. med. Disputation als Lektor; 1482 Prof.; 1484 zum dritten Mal Dekan der med. Fakultät; nebenher praktizierender Mediziner; Mitglied von C. Celtis‘ Sodalitas Danubiana, bemühte sich um dessen Berufung nach Wien; verh. mit Margaretha Steber verw. Silberprenner (gest. 1494), deren Vater ein gutsituierter Bürger in Wien war, 8 Kinder (7 Söhne, 1 Tochter)

1.4. Literatur zur Person

ADB 38 (1894) 242f. (F. von Krones); Joseph Ritter von Aschbach, Geschichte der Wiener Universität. 3 Bde. Wien 1865/1877/1888. Bd. 2: Die Wiener Universität und ihre Humanisten im Zeitalter Kaiser Maximilians I., 55-75. 96. 197. 436; Adalbert Horawitz, Johannes Tichtel. Ein Wiener Arzt des XV. Jahrhunderts. In: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 10 (1869) 25-34

2.1. Quelle: benutzte Edition

Johann Tichtels Tagebuch 1477-1495. Hg. v. Theodor Georg v. Karajan. (= Fontes rerum Austriacarum, I 1). Wien 1855 (= ND New York/London 1969), 1-66

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

Editionsprinzipien: vollst.; wirre, ungegliederte Notizen in Sätze eingeteilt; Seitenwechsel angezeigt; inhaltl. und textkrit. Anmerkungen; Beschreibung und Ort der Hs.; vollst. Text, ergänzt durch die heute verlorenen Stellen nach Rauch ed. (s.u. 2.4)

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Karajan ed. (s.o. 2.1.) VI-IX; VL2 9 (1995) 920-922 (Winfried Stelzer); de Boor/Newald IV,1 (1970) 675; Adolf Rein, Über die Entwicklung der Selbstbiographie im ausgehenden deutschen Mittelalter. In: Archiv f Kulturgesch 14 (1919) 193-213; Theodor Klaiber, Die dt. Selbstbiographie. Beschreibungen des eigenen Lebens, Memoiren, Tagebücher. Stuttgart 1921, 12. 203; M. Westphal, Die besten deutschen Memoiren. Lebenserinnerungen und Selbstbiographien aus sieben Jahrhunderten. Mit einer Abhandlung über die Entwicklung der deutschen Selbstbiographie von Hermann Ulrich. (= Kleine Literaturführer 5). Leipzig 1923, 88; Werner Friedrich Kümmel, Aspekte ärztlichen Selbstverständnisses im Spiegel von Autobiographien des 16. Jahrhunderts. In: August Buck (Hg.), Biographie und Autobiographie in der Renaissance. Arbeitsgespräch in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 1. bis 3. November 1982. Vorträge. (= Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung 4). Wiesbaden 1983, 103-120: 104; Gerhard Jaritz, Leben, um zu leben. In: Harry Kühnel (Hg.), Alltag im Spätmittelalter. Darmstadt N21986, 181f. (JTs Autobiographie als Bsp. für die Behauptung, Autobiographien seien oft − wie Porträts − Zeugnisse des Bewusstseins, im Leben erfolgreich gewesen zu sein); Tersch (1998) 99-110

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

unvollst. Ausgabe: Adrian Rauch, Rerum Austriacarum Scriptores. Bd. 2. Wien 1793, 531-563 (Auswahl; Ed. noch heute wichtig, weil einzelne inzwischen verlorene Passagen der Hs. hier erhalten blieben)

3.1. Abfassungszeit

= Berichtszeitraum

3.2. AdressatInnen

selbst (Karajan ed. (s.o. 2.1.) VII: „nicht für die Öffentlichkeit bestimmt“)

3.3. Funktion der Quelle

Festhalten von Einnahmen (als Arzt) und Alltagsereignissen

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl. in gedrucktem Lehrbuch, das er 1475 gekauft hatte; Überl.: der Band befand sich im 17. Jh. im Besitz der Wiener Jesuiten, von wo er vermutl. bei der Aufhebung des Ordens in die k. k. Hofbibliothek gelangte; Wien, ÖNB, Sign.: inc. III. A. 5

4.1. Berichtszeitraum

Jahrestag seiner Promotion 1477-1495

4.2. Sprache

lat.

4.3. Form der Quelle

Tage- und Vormerkbuch mit alltäglichen Notizen, eingetragen in die Vorstichblätter und Pergamentstreifen eines Großfoliobandes mit dem Text von Avicennas Canon, 3. Buch (gedruckt Padua 1472), über den Tichtel damals an der Wiener Universität Vorlesungen hielt (Karajan ed. [s.o. 2.1.] VII)

4.4. Inhalt

Einnahmen als Arzt, Alltagsereignisse: Familienkrankheiten, Kleidungskauf, Lebensmittelpreise, Geschenke von Patienten, Fahrten in die Umgebung Wiens, Umzug in neues Zimmer etc., pol. Ereignisse

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