Islamwissenschaft an der Freie Universität Berlin
Geschichte des Instituts: Ehemalige und derzeitige Professuren
Das Institut für Islamwissenschaft wurde 1948 als Teil der neugegründeten Freien Universität eingerichtet und bis zum Ende der 60er Jahre von Walther Braune geleitet. Braune, ein Schüler des vor den Nazis nach Amerika emigrierten evangelischen Theologen Paul Tillich, war damals der einzige Ordinarius, und die Islamwissenschaft existierte noch nicht als separate Institution, sondern nur als Sektion der Religionswissenschaft. Die Trennung in zwei Institute erfolgte erst in Braunes Nachfolge, als für die Religions- und Islamwissenschaft jeweils zwei bzw. drei Professuren eingerichtet wurden. Die Islamwissenschaft vertraten Fritz Steppat (gest. 2006) und Baber Johansen, der 1995 nach Paris und anschließend 2005 nach Harvard ging; den Bereich des Osmanischen und Türkischen vertrat Egon Eichgrün. Die Türkischprofessur ist uns „verloren“ gegangen, da es inzwischen ein eigenes Institut für Osmanistik und Turkologie gibt.Die vormalige Stelle von Fritz Steppat hatte bis 2019 Gudrun Krämer inne; seit 2021 ist sie mit Florian Zemmin besetzt („Professur für Islamwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Neuzeit und der Gegenwart“). Die vormalige Stelle von Baber Johansen hatte von 2002 bis 2014 Sabine Schmidtke und von 2016 bis 2021 Konrad Hirschler inne; die „Professur für Klassischen Islam“ wurde in 2023 mit Christian Mauder neu besetzt.
Neben den beiden Professuren für neuzeitlichen/gegenwärtigen und klassischen Islam, sind am Institut derzeit die Profilbereiche „Islamwissenschaft mit dem Schwerpunkt Islamisches Recht“ (Birgit Krawietz) und „Islam in Europa“ (Schirin Amir-Moazami) durch eigene Professuren vertreten.
Der Schwerpunkt auf moderne arabische Geschichte wird durch die S-Professur von Ulrike Freitag, weiter gestärkt, der Direktorin des Leibniz-Zentrums Moderner Orient. Ulrike Freitag übernahm die Direktion von Ulrich Haarmann, der sie bis 1999 ebenfalls in Kombination mit einer S-Professur an unserem Institut ausübte. Damit ist das Institut sowohl in personeller als auch thematischer Hinsicht überaus breit aufgestellt, was sich in vielfältigen Forschungsprojekten und -kooperationen sowie einem breiten Lehrangebot niederschlägt.
Ausrichtung der Islamwissenschaft an der FU Berlin
Schwerpunktübergreifend wichtig ist uns, den vielfältigen Gegenstandsbereich „Islam“ nicht als ein gegebenes, gar partikulares Studienobjekt zu verstehen. Stattdessen werden islamische und nahöstliche Geschichte, muslimische Gesellschaften und Kulturen mit einem Blick auf globale Verflechtungen oder Analogien zu anderen zeitlichen oder räumlichen Kontexten betrachtet. Überdies werden auch nach wie vor existierende Konstruktionen eines eigenen Gegenstandsbereichs „Islam“ oder regionale Klassifizierungen, etwa mit Hilfe der Orientalismuskritik kritisch reflektiert. Damit verbunden ist auch die stetige Reflexion unserer eigenen Perspektiven und Positionalität bei der Auseinandersetzung mit den Forschungsgegenständen.
Disziplinär richtet sich das Fach vorwiegend an geschichts-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Theorien und Methoden aus. Diese Ausrichtung zeigt sich grundsätzlich in den drei unsere Arbeit leitenden Schwerpunkten. Konkretere Einblicke bieten die Forschungsprofile und -tätigkeiten der Professuren auf den oben verlinkten Seiten, die Übersicht laufender und abgeschlossener Forschungsprojekte sowie das Lehrangebot.