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Bibelhandschrift mit Masora parva und Masora magna: Ms. or. fol. 1213

Entstehungsort: Mittlerer Osten, assyrische Quadratschrift, „Eastern Book-Hand“

Entstehungszeit: 10./11. Jahrhundert

Beschreibstoff: Pergament

Umfang: 561 Blatt

Format: Einband: 43x33x18 cm; Blatt: 40x31 cm; Seitenspiegel: 34x22 cm ohne masoretischen Kommentar

Blattzählung: Foliierung mit arabischen Ziffern auf jeder Rectoseite in der oberen linken Ecke (Bleistift); Blatt 190 doppelt gezählt; entsprechender Hinweis auf Rückseite des letzten fliegenden Papierblatts am Ende der Handschrift: Kollationiert: fol. 1–460; 190 bis (18. 6.1934, 28. 6. 1934)

Lagenstruktur: 1 V-1 (9). 21 V (219). 1 VI-2 (229). 14 V (369). 1 III+1 (376). 8 V (456). 5 Bl. (561); vorne 4 und hinten 3 fliegende Schutzblätter und je ein Spiegel aus Papier

Zustand: Einband am Rücken stark aufgelöst; Pergament vergilbt und an den Ecken teilweise brüchig; erstes Blatt fehlt; die beiden ersten vorhandenen Blätter an den Rändern stark beschädigt; die letzten fünf Blätter mit Papierfalzen am Einband befestigt; verschiedene Reparaturen von Rissen, die vernäht bzw. verklebt wurden; masoretischer Kommentar teilweise bis zur Auflösung verblasst; diverse Brand- Ruß- und Wasserspuren; Verlust von wahrscheinlich vier Lagen bei neuer Bindung Anfang des 18. Jahrhunderts mit Samuel II 12,20 וישאל - Samuel II 24,15 ועד und Jesaja 7,24 כי - Jesaja 34,1 קרבו; zwei weitere Lagen mit Jeremia 44,26 ארץ – Ezechiel 8,3 אשר sind bereits vorher abhandengekommen, da Michaelis und Kall (S. 6) die Lücke 1706 bereits erwähnen

Seiteneinrichtung: meist drei Kolumnen mit je 29 – 31 Zeilen; Ausnahmen bilden die Psalmen mit ein- und zweispaltiger Blattaufteilung, und die durchgängig mit zwei Kolumnen je Blatt geschriebenen Bücher Hiob und Sprüche; masoretischer Kommentar in 1–10 Zeilen über, unter und neben den Kolumnen – teilweise mikrographiert – notiert; vier bis sechs Zeilen Abstand zwischen den Büchern

Einband: einfacher Holzdeckel; etwa 1/3 des Deckels und der Buchrücken mit hellem Leder mit eingeprägtem Dekor bezogen

Inhalt: Fol. 1 – 33r Genesis; 33r – 59v Exodus; 59v – 78v Leviticus; 78v – 104v Numeri; 104v – 127r Deuteronomium

Fol. 127v – 144v Josua; 144v – 161r Richter; 161r – 190r Samuel. An dieser Stelle fehlt eine Lage mit Samuel II 12,20 וישאל – Samuel II 24,15 ועד.   

190r – 229v Könige; 230r – 258v Jeremia. An dieser Stelle fehlen wahrscheinlich zwei ganze Lagen mit Jeremia 44,26 ארץ – Ezechiel 8,3 אשר. Die Kustode auf fol. 258v ארץ zeigt den eigentlichen Fortgang des Textes an. 259r – 285v Ezechiel 8,3 שם bis Ende Ezechiel; 286r – 288v Jesaja 1 – 7,24 שמה. An dieser Stelle fehlen wahrscheinlich drei ganze Lagen mit Jesaja 7,24 כי – Jesaja 34,1 קרבו; 289r – 303r Jesaja 34,1 גוים – Jesaja Ende; 303r – 306v Hosea; 306v – 308r Joel; 308v – 311v Amos; 311v – 312r Obadja; 312r – 313r Jona; 313r – 315v Micha; 315v – 316v Nahum; 316v – 317v Habakuk; 317v – 318v Zefanja; 318v – 319v Haggai; 319v – 324v Sacharja; 225r – 226r Maleachi

Fol. 226v – 354v Psalmen; 355r – 365v Hiob; 366r – 375v Sprüche; 376r – 377v Rut; 377v – 380r Hohelied; 380r – 384r Prediger; 384r – 386v Klagelieder; 386v –392r Ester; 392r – 402r Daniel; 402r – 418r Esra/Nehemia; 418r – 459r Chroniken

Entstehung und Provenienz der Handschrift: Die Handschrift enthält einen Besitzeintrag auf fol. 459r שלי זה הספר ר' נחמן ב'ר אפרים זל'ע – „Dieses Buch gehört mir, Rabbi Nachman, dem Sohn Rabbi Efraims ewigen Andenkens“; auf erstem fliegenden Blatt, fol. 1r und fol. 459v Besitzstempel der Berliner Staatsbibliothek – Preußischer Kulturbesitz: Ex Biblioth[eca] Regia Berolinensi; auf dem vorderen Spiegel ein weiterer Besitzstempel: Zollamt Marburg, d.h. die Handschrift wurde zwischen 1945 bis wahrscheinlich 1964 von der Staatsbibliothek Berlin nach Marburg ausgelagert.

Auf einem der vorderen fliegenden Blätter und dem vorderen Spiegel ist – einmal mit Bleistift und sonst mit Tinte – die alte Nummerierung des Bandes, die Accessionsnummer und die Signatur der Berliner Staatsbibliothek notiert: IV; Erf. Vol IV; Cod III; Acc. 10975; Ms. or. fol. 1213; Rückentitel: Erfurter Handschr. IV; 1213; Hebr. Ms. orient Fol. 1213

Buchschmuck:Fol. 127r in Rottönen gehaltene bogenförmige Einfassung der Worte: סכום פסוקי דאוריתא חמישא אלפין וחמש מאה וארבעין וארבעה – Die Gesamtzahl der Verse der Tora beträgt 5844; fol. 285v die letzten vier Worte von Ezechiel –העיר מיום יהוה שמה  – sind in die linke Kolumne sehr groß untereinander geschrieben. Darunter steht mit großen hohlen Buchstaben: סך פסוקי דסיפרא אלף מאתים שבעים ושלשה: סימן א'ר'ע'ג' – Die Summe der Verse des Buches [Ezechiel] beträgt Eintausend Zweihundert und Dreiundsiebzig: als [Zahl]zeichen 1273. In diesem Bibelkodex sind die Buchstaben mit einigen tagin versehen, die gewöhnlich einer Torarolle vorbehalten sind.

Bibliographie: Benjamin Kennicott, Dissertatio Generalis in Vetvs Testamentvm Hebraicvm cvm Variis Lectionibvs ex Codibvs Manuscriptis et Impressis, 1783, Cod. 602; Johan J. Bellermann, De bibliothecis et museis Erfordensibus, praecipue de Rev[erendi] Ministerii Aug[ustanae] Conf[essionis] Bibliotheca. Pars 1-7, Erfurt 1800–1803, Teil 6, S. 5–7; Johann David Michaelis/Abraham Kall, Dissertationem Philologico-Criticam De Codicibus Mss. Biblico-Hebraicis, Maxime Erffurtensibus, Halle/Magdeburg 1706, § 6, S. 6–7; Adolph Jaraczewsky, Die Geschichte der Juden in Erfurt, Erfurt 1868, S. 116; Paul de Lagarde, „Hebräische Handschriften in Erfurt“, in: Symmicta, Göttingen 1877, Nr. 3, S. 137; Moritz Steinschneider, Die Handschriften-Verzeichnisse der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Bd. 2: Verzeichnis der Hebräischen Handschriften, Berlin 1878, Nr. 127, S. 1; Jordan S. Penkower, „The Ashkenazi Pentateuch Tradition as Reflected in the Erfurt Hebrew Bible Codices and Torah Scrolls“, in: Zu Bild und Text im jüdisch-christlichen Kontext (= Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte), hrsg. von der Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung und Universität Erfurt, Bd. 3, Erfurt 2014, S. 118–141; Franz Hubmann und Josef M. Oesch, „Betrachtungen zu den Torarollen der Erfurter Handschriften-Sammlung. Untersuchungen zu Gliederung und Sonderzeichen“, in: Die jüdische Gemeinde von Erfurt und die SchUM-Gemeinden. Kulturelles Erbe und Vernetzung (= Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte), hrsg. von der Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung, Bd. 1, Erfurt 2012, S. 96–116.


Zitierempfehlung: Annett Martini, "Handschriftenbeschreibung", in: Die hebräischen Handschriften der Erfurter Sammlung (2018), URL: www.geschkult.fu-berlin.de/e/erfurter_sammlung/dokumentation/handschriftenbeschreibung/1213.index.html

Ms. or. fol. 1213, fol. 120v

Ms. or. fol. 1213, fol. 120v
Bildquelle: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

Ms. or. fol. 1213, fol. 327v

Ms. or. fol. 1213, fol. 327v
Bildquelle: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

Ms. or. fol. 1213, fol. 355r

Ms. or. fol. 1213, fol. 355r
Bildquelle: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

Ms. or. fol. 1213, fol. 13v

Ms. or. fol. 1213, fol. 13v
Bildquelle: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

Ms. or. fol. 1213, fol. 459r

Ms. or. fol. 1213, fol. 459r
Bildquelle: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

Ms. or. fol. 1213, forderer Spiegel, Zollamt Marburg

Ms. or. fol. 1213, forderer Spiegel, Zollamt Marburg
Bildquelle: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

Ms. or. fol. 1213, fol. 127r

Ms. or. fol. 1213, fol. 127r
Bildquelle: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

Ms. or. fol. 1213, fol. 285v

Ms. or. fol. 1213, fol. 285v
Bildquelle: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

Ms. or. fol. 1213