Carolin Greifenstein

Doktorandin
Ornament und Otherness. Wilde Leute, Tiere und andere "Andere" in früher Druckgrafik
Carolin Greifenstein studierte Kunst- und Bildgeschichte und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin (B.A.) und Kunstgeschichte im globalen Kontext mit Schwerpunkt Europa und Amerika an der Freien Universität Berlin (M.A.). Ihre Interessen umfassen postkoloniale und posthumanistische Theorie, feministische Kunstgeschichte und die Rolle von Kunst für Gemeinschafts- und Identitätsbildung.
Ab Oktober 2025 ist sie Doktorandin im Promotionsprogramm HCS. Außerdem ist sie als Assistenzkuratorin im SOMA Art Space, Berlin sowie als freie Texterin und Forschungsassistentin tätig. Seit 2022 ist sie Mitglied in der Redaktion des studierendengeleiteten Kunstjournals re:visions.
Die Dissertation widmet sich profanen/säkularen Motiven – Wilden Leuten, Tieren und grotesken Pflanzenornamenten – in der frühen Druckgrafik des 15. Jahrhunderts, vor allem in Kupferstichen aus dem Raum entlang des Rheins. Dabei wird diese Bildproduktion als eine bedeutende Schnittstelle zwischen ästhetischer Form, medialer Funktion und kultureller Bedeutung analysiert. Die leitende These ist, dass die gewählten Werke zur Ausformung vormoderner visueller Alteritätskonzepte beitragen. Methodisch kombiniert die Arbeit ikonographische und formanalytische Zugänge mit Ansätzen aus der kulturwissenschaftlich geprägten Bildwissenschaft sowie der postkolonialen Theorie.
Die Analyse setzt bei ästhetischen und kompositorischen Aspekten der Drucke an, etwa hinsichtlich der strukturellen Einbindung von Figuren in vegetabile Ornamente und deren räumlicher Organisation. Zugleich werden Rezeptions- und Funktionszusammenhänge der Blätter untersucht: Als zirkulierende Vorlagen transportierten sie nicht nur ihre Motive in die Buchmalerei und das Kunsthandwerk, sondern trugen zur Etablierung von Bildformeln bei, die später in proto-wissenschaftlichen Darstellungen von Natur oder in kolonialen Bildern außereuropäischer Bevölkerungen zum Tragen kommen. Die Studie versteht sich als Beitrag zur Erweiterung des Verständnisses vormoderner Visualität und ihrer Rolle in der Genese kultureller Ordnungssysteme.
Betreuerin: Prof. Dr. Karin Gludovatz
Schlagwörter
- Frühe Druckgrafik, Ornament, Otherness




