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Marie Hoffmann (Stiftung Charité, Berlin): „Nehmt euch die Zeit herauszufinden was ihr wollt - nichts ist in Stein gemeißelt!“

Marie Hoffmann ist Projektmanagerin im Bereich Wissenschaftsförderung der Stiftung Charité. Sie hat über 10 Jahre Erfahrung in der Projekt- und Netzwerkarbeit an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. 2018 bis 2019 unterstützte sie das Gründerteam eines der größten europäischen Tech-Startups. Zuvor war sie am Mercator Institute for China Studies (MERICS) als wissenschaftliche Referentin des Direktors und Koordinatorin des internationalen Fellowship-Programms tätig. Sie hat an der Freien Universität Berlin, sowie in Paris und Shanghai Sinologie und BWL studiert (M.A.).

Beim ersten Berlin SinoCareers Forenevent im Mai 2021 berichtete Marie Hoffmann Studierenden von ihrem Werdegang und tauschte sich über Tipps und Strategien zu einem gelungenen Start ins Berufsleben aus.

Im Studium verknüpfte sie eine Leidenschaft für ein historisch ausgerichtetes Sinologiestudium mit BWL, um sich pragmatisch einen Weg in gegenwartsbezogene Berufsfelder offenzuhalten. Durch Zufall “sprang der akademische Funke über” und sie entdeckte die chinesische Medizingeschichte für sich. Hierzu verfasste sie später auch ihre Magisterarbeit und schloss damit ihr Studium 2009 an der Freien Universität Berlin ab.

Während ihres Studiums sammelte Marie Hoffmann vielfältige Erfahrungen außerhalb der Universität. Gezielt organisierte sie sich zwei Praktika in chinesischen Unternehmen, einmal innerhalb Deutschlands und einmal in Shanghai. Es gab keine Ausschreibungen zu Praktika mit Chinaprofil, so ergriff sie die Initiative und rief einfach die chinesische Botschaft in Berlin an. Weniger später hatte sie den Generalkonsul in Hamburg am Apparat, der sie in Kontakt mit einem chinesischen Unternehmen in Hamburg brachte. Auch das zweite Praktikum kam durch Eigeninitiative und Kreativität zustande. „Ich hatte die Wahl zwischen einer Fahrradfabrik in Ningbo und einem Werk für Brandschutzsysteme in Shanghai“, erzählt Marie Hoffmann. Zwar war die Branche für sie nicht beruflich relevant, jedoch war die Zeit in Shanghai in einem lokalen Betrieb und mit chinesischen Mitbewohner*innen eine wertvolle und prägende Lebenserfahrung, die sie nicht missen wollen würde.

Nach dem Studium balancierte sie parallel Berufseinstieg und Familie, und entschied sich Berlin als Standort treu zu bleiben. Nach dem Studium hat sie beim Goethe Institut in Berlin angefangen, wo sie nach einem Praktikum freiberuflich für das Besucherprogramm für ausländische Gästedelegationen arbeitete. Ihren ersten „richtigen Einstieg“ fand sie beruflich am Mercator Institute for China Studies (MERICS), bei welchem sie knapp 5 Jahre als wissenschaftliche und persönliche Referentin des Institutsdirektors sowie als Koordinatorin des internationalen Fellowship Programms tätig war.

Nach spannenden Jahren bei MERICS war der Höhepunkt der Lernkurve überschritten und Marie Hoffmann orientierte sich neu. Sie brachte ihre Expertise in der Tech-Startup Branche zur Unterstützung eines Gründerteams ein. Doch führten sie ihre Interessen wieder heraus aus der Privatwirtschaft. Im nächsten Schritt kombinierte sie ihre jahrelange Erfahrung in der Projekt- und Netzwerkarbeit an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, und folgte ihrer Leidenschaft für Medizin aus Studienzeiten in die Wissenschaftsförderung der Stiftung Charité. China steht nun nicht mehr im Fokus, berichtet Marie Hoffmann, „aber China spielt immer eine Rolle, wenn man international denkt“. Auch ist sie weiterhin freiberuflich als Expertin zu chinesischem Auslandstourismus tätig und bildete sich parallel in Diätetik nach Traditioneller Chinesischer Medizin weiter (@mariemeng___).

Marie Hoffmann betont, dass die eigene Erwerbsgeschichte immer auch durch den persönlichen Lebenslauf geprägt ist. Es sind gerade auch die Brüche im Lebenslauf, die von einer spannenden Lebensgeschichte zeugen können. Es ist wichtig sich diesem in der Selbstdarstellung im Berufsleben bewusst zu sein und gezielt herauszuarbeiten, wie man mit Lücken umgegangen ist. Es ist die eigene Lebensgeschichte, welche man selbstbewusst und menschlich erzählen kann, um auch die Stärken zu betonen, welche man im Umgang mit Herausforderungen bewiesen und ausgebaut hat. Manchmal dauert es, bis man selbst emotional bereit ist, diesen Schritt zu gehen. Man sollte nie vergessen, dass es im Laufe des Berufslebens immer auch neue Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Daher gibt Marie Hoffmann den Studierenden auf den Weg: „Nehmt euch die Zeit herauszufinden was ihr wollt - nichts ist in Stein gemeißelt!“

Hätte sie im Studium etwas anders gemacht?

Marie Hoffmann bereue nichts aus ihrer Studienzeit, auch nicht, wenn vielleicht mal etwas schiefgelaufen ist. Auch daraus konnte sie viel mitnehmen und es hat ihren Werdegang geprägt. Was sie im Rückblick vielleicht etwas mehr gemacht hätte, wäre sich früher und mehr mit Menschen befassen, die im echten Leben mit China zu tun haben. Welche Akteure sind in meinen Interessengebieten außerhalb der Universität mit Bezug zu China aktiv? Wie kann ich in diesen Bereichen schon während des Studiums sichtbar werden und erste Kontakte knüpfen?

Wie erklärt man ein Chinastudium im Motivationsschreiben?

Für Motivationsschreiben und auch in Jobinterviews ist es wichtig, die Stärken eines regionalwissenschaftlichen Studiums zu betonen. Im Studium sind wir permanent gezwungen über den Tellerrand zu schauen und unsere eigenen Vorannahmen zu hinterfragen. Das können viele in dieser Art nicht und es spielt auch nicht die gleiche Rolle in vielen anderen Studienfächern. Aus eurem Studium bringt ihr also viele wertvolle Kompetenzen mit, etwa internationale Erfahrung, interkulturelle Kompetenz und intellektuelle Offenheit mit. Das bedeutet auch, dass man eine oft ausgeprägte Fähigkeit hat, sich schnell in etwas Neues einarbeiten zu können.

Weitere Tipps für eine erfolgreiche Jobsuche?

Bei der Praktikasuche hat sich Spontanität, Kreativität und Mut bewährt. Es kommt auf Eigeninitiative an und darauf „charmant, aber nicht penetrant“ sein Anliegen vorzubringen. Es ist dabei auch wichtig gut vorbereitet zu sein und sich zu überlegen: Wo will ich hin? Wonach suchen die Arbeitgeber? Es hilft, sich eine Seite mit den wichtigsten Punkten zu beiden Fragen zu machen und dann mit konkreten Beispielen zu untermauern, warum man eine gute Wahl für die Stelle ist. Gerade am Anfang der Karriere können das wenige Beispiele sein, aber die Vorbereitung ist sehr wichtig.

Digitale Plattformen, wie etwa LinkedIn, können für viele Branchen sehr hilfreich bei der Jobsuche sein. Hier finden sich Ausschreibungen, Informationen zu Lebensläufen aus verschiedensten Bereichen, und es ist ein Anlaufpunkt für Arbeitgeber, um sich ein erstes Bild über mögliche Kandidaten zu verschaffen. Marie Hoffmann erzählt, dass es kein Patentrezept für das perfekte LinkedIn Profil gibt. Stattdessen kommt es auf das Ziel an, welches man mit den präsentierten Informationen verfolgt: „Ich bin flexibel, wie ich mein LinkedIn-Profil präsentiere; je nachdem, ob ich gerade einen linearen Lebenslauf mit rotem Faden für eine konkrete Bewerbung betonen möchte, oder mich breit aufgestellt wahrgenommen wissen will“.

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