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Interview mit Bruno Hernandez (Handelsamt in Foshan, Guangdong)

Bruno Hernandez ist in Foshan, Provinz Guangdong, beim Handelsamt der Stadt tätig und dort für den Bereich Auslandsinvestitionen zuständig. Im Alltag ist er Ansprechpartner für ausländische Firmen, berät bei Fragen rund um Investitionen, z. B. zu Land, Richtlinien, Zuschüssen usw. Er studierte Asienwissenschaften mit Schwerpunkt China an der HU und hat ein Jahr in Hangzhou verbracht.

 

Bei dem Online-Event des Berlin SinoCareers Forums im Februar 2022 berichtete Bruno Hernandez von seinem Werdegang, gab Einblicke in die Berufswelt und tauschte sich über Tipps und Strategien für einen erfolgreichen Start in das Berufsleben aus.

 

Im Studium der Asienwissenschaften setzte Bruno Hernandez den Schwerpunkt auf China und besuchte VWL Kurse. Gründe für das Studium waren unter anderem, dass China für ihn eine relativ große Unbekannte war, da er davor nie in Asien war. Er war fasziniert von China und wollte mehr über die Menschen lernen, was sie denken und machen und wie Dinge in China ablaufen. Das Studium diente ihm als Plattform sich nach China zu wenden und mehr über das Land zu erfahren. Sein Hauptinteresse lag darin globale Zusammenhänge und Lieferketten zu verstehen und zu lernen wie verschiedene wirtschaftliche Aspekte zusammenhängen. Sein Studium schloss er mit einer Abschlussarbeit über die chinesische ‘Belt and Road’-Initiative mit Fokus auf der Zusammenarbeit zwischen Pakistan und China an der Humboldt Universität Berlin ab.

 

Während des Studiums verbrachte Bruno Hernandez zwei Auslandssemester an der Zheda Universität in Hangzhou. Er war sehr zufrieden mit diesem Austausch, der ihm gut gefallen hat, da er viele chinesische Freunde gewinnen konnte und somit sein China-Netzwerk aufbauen konnte. Außerdem ermöglichte ihm die Tätigkeit als Trainer für Studenten und kleine Kinder an der Universität in Kontakt mit der chinesischen Community zu treten. Dies war eine große Hilfe, um aus der eigenen ‘Bubble’ in Hangzhou auszubrechen. Nach der Rückkehr nach Berlin war für ihn klar, dass er unbedingt für ein Praktikum zurück nach China möchte. Da im Studium bis zu sechs Monate Zeit für ein Praktikum vorgesehen waren, schaute er sich online nach Praktikumsmöglichkeiten in China um. Schließlich fand er eine Praktikumsstelle bei einer deutsch-chinesischen Firma in Zhongshan, Guangdong, die im Bereich Technologieaustausch zwischen China und Deutschland tätig war. JustWe Guangdong hat u. a. Ladestationen für E-Autos von Renault und Peugeot gefertigt, chinesichen Firmen geholfen in Deutschland und Europa Fuss zu fassen sowie mit chinesischen Firmen wie AVIC Aviation aus dem Luftfahrtbereich kooperiert. Im Anschluss an das Praktikum wurde er von der Firma übernommen. Zwischenzeitlich kehrte er nach Berlin zurück, um seine Abschlussarbeit zu schreiben und schloss diese im Jahre 2018 ab. Parallel zum Studium hat er weiter für die deutsch-chinesische Firma gearbeitet und ging nach dem Abschluss des Studiums zurück nach China, um vor Ort bei der Firma zu arbeiten.

 

Nach dem Studium arbeitete er weiter für JustWe Guangdong und war nach zwei Jahren auf der Suche nach einer neuen Anstellung. Trotz einiger erfolgreicher Projekte hatte JustWe am Ende wirtschaftliche Schwierigkeiten, da der Chef sich mit seinen großen Ambitionen übernommen hatte. Die Firma managte gleichzeitig über 50 Projekte beispielsweise zum Thema Wastemanagement oder Roboter und hatte Kooperationen mit Regierungsstellen und veranstaltete Messen. Das Positive für Bruno Hernandez war, dass diese Arbeit ihm die Möglichkeit gab in viele verschiedene Bereiche einzutauchen. So konnte er für sich trotzdem sehr viel an wertvollen Erfahrungen mitnehmen. Auf der Online-Plattform LinkedIn wurde er dann auf die Stelle bei der Foshan Investment Promotion Agency, einer Unterbehörde der Handelsbehörde der Stadt, die direkt der Regierung unterstellt ist, aufmerksam. Nun arbeitet er dort als Angestellter und ist somit einer von sehr wenigen Ausländern, die direkt für eine chinesische Stadtregierung arbeiten. Zu den Hauptaufgaben gehört es ausländischen Investoren überwiegend aus dem Bereich Manufacturing zu helfen sich in Foshan anzusiedeln. Dafür besucht er Events und steht in regelmäßigem Austausch mit lokalen Außenhandelskammern aus Deutschland und anderen EU-Staaten. Außerdem sind auch beispielsweise das deutsche Konsulat und Beratungsfirmen wie KPMG oder Deloitte regelmäßig Partner in den vielen Projekten. “Grob zusammengefasst besteht meine Arbeit aus sehr viel Kommunikation zwischen Unternehmen und Regierungsstellen”, sagt Bruno Hernandez. Außerdem spielt Marketing auch eine wichtige Rolle für diese Arbeit und man muss ständig auf der Höhe der Zeit sein was Innovationen angeht, da Dinge, die heute entschieden werden, erst in zwei bis drei Jahren umgesetzt werden. Man muss also frühzeitig mit leitenden Angestellten von Unternehmen in Kontakt kommen, um schon früh von neuen Projekten zu erfahren und diese dann gemeinsam zu planen und umzusetzen. Er ist bis heute sehr glücklich mit dieser Arbeit, da sie ihm die Möglichkeit gibt mit einem Bein auf der europäischen Seite und mit dem anderen Bein auf der chinesischen Seite zu stehen, denn alle Kollegen sind lokale Chinesen und die Kommunikation erfolgt auch auf Chinesisch.

 

Hätten Sie im Studium etwas anders gemacht?

 

Bruno Hernandez hätte im Nachhinein gerne noch mehr Zeit in das Lernen der chinesischen Sprache investiert. Mittlerweile hat sich das jedoch wieder ausgeglichen, da er mit seinen Arbeitskollegen ständig auf Chinesisch kommuniziert. Außerdem hätte er sich im Rückblick während des Studiums gerne noch mehr mit wirtschaftlichen Themen abseits der VWL beschäftigt, um auch Einblicke in das Corporate Business und die Mitarbeiterführung zu bekommen.

 

Wie erklärt man ein Chinastudium im Motivationsschreiben?

 

Bruno Hernandez empfiehlt sich nicht von Stellenausschreibungen abschrecken zu lassen. Er rät zu reflektieren, welche Fähigkeiten man selbst hat, um auch evtl. Teilrelevantes für die Stelle zu finden, den man wird selten zu 100% den Anforderungen gerecht werden Außerdem ist es ratsam seine Kenntnisse immer zu erweitern und generell breit aufgestellt zu sein. Es gilt nicht aufzugeben, seine eigenen Interessen und Fähigkeiten zu kennen und gleichzeitig auch zu wissen, was das Unternehmen oder die Institution auf der Gegenseite sucht und braucht. Mit dem Chinastudium kann man beispielsweise im Sprachbereich, in der Kommunikation oder in der Forschung, je nach dem, wo die eigenen Stärken liegen, punkten.

 

Weitere Tipps für eine erfolgreiche Jobsuche?

 

Bruno Hernandez empfiehlt für die Jobsuche sich zunächst darüber klar zu werden, wo man beruflich hin möchte und sich dann schon im Studium nach entsprechenden Kursen umzuschauen, um sich die gewünschten Skills anzueignen. Die Teilnahme an Events gibt einem die Möglichkeit mit Leuten ins Gespräch zu kommen, auf sich aufmerksam zu machen und sich so eventuell für eine Praktikumsstelle oder Jobs zu empfehlen. Auch bei Absagen empfiehlt er sich nicht entmutigen zu lassen und immer am Ball zu bleiben, da man nie wissen kann was sich noch ergibt. Daher sollte man auch trotz Absagen versuchen in Kontakt zu bleiben, um Interesse zu zeigen und womöglich in Zukunft eine Stelle zu bekommen. Wenn es darum geht die Vertrauenswürdigkeit von Unternehmen in China einzuschätzen, empfiehlt Bruno Hernandez sich möglichst vor Ort ein Bild zu machen. Dort kann man sehen wie man sich fühlt und es empfiehlt sich mit den Mitarbeitern zu sprechen, um das Unternehmen besser einschätzen zu können. Besonders in China empfiehlt es sich viel Motivation für den Job zu zeigen. Es gehört quasi zur China-Etikette mehr als hundertprozentigen Einsatz zu zeigen und zu versprechen sich stark einzubringen. In Europa werden derzeit junge Mitarbeiter gesucht, die chinesischen E-Commerce Firmen dabei helfen ihre Produkte in Europa abzusetzen. Dafür werden Fachkräfte mit Expertise und Sprachkenntnissen gesucht, die es verstehen Produkte über das Internet in Europa zu vermarkten und zu verkaufen, da chinesische Firmen das Marketing Know-How für Plattformen wie Google und Amazon teilweise noch fehlt.

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