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Aktueller Streit um die Geschichte: Vergangenheitsaufarbeitung in Südkorea heute

Demonstration gegen die Pläne der südkoreanischen Regierung von Park Geun-hye die Kompilierung der Geschichtsschulbücher zu verstaatlichen, 2016

Demonstration gegen die Pläne der südkoreanischen Regierung von Park Geun-hye die Kompilierung der Geschichtsschulbücher zu verstaatlichen, 2016
Bildquelle: http://news.sbs.co.kr/news/endPage.do?news_id=N1003902592 SBS News, Dong Seho, 23.11.2016, Zugriff 13.06.2017

Portraitfotografie des pro-japanischen Kollaborateurs Pak Yŏng-hyo mit Familie

Portraitfotografie des pro-japanischen Kollaborateurs Pak Yŏng-hyo mit Familie

Nicht nur die Auslegung von Geschichte spielt noch immer eine große Rolle, sondern auch die Aufarbeitung der Vergangenheit. In Südkorea bekam die Debatte um die sogenannte Vergangenheitsbereinigung (kwagǒ ch’ǒngsan) 2003 neuen Aufwind. Der Konflikt um die Darstellung und die Aufarbeitung der Geschichte ist das Ergebnis eines Machtkampfes der politischen Eliten des Landes. Im Vordergrund der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit stehen vor allem die Kollaboration mit der japanischen Kolonialverwaltung sowie die Zwangsmobilisierung von Soldaten, Arbeitern und Sexsklavinnen, die Massaker an Zivilisten während des Koreakrieges und die Opfer politische Gewalt während der Militärdiktatur in Südkorea.

Laut Kim Tong-ch’un ist die Aufgabe der kwagǒ ch’ǒngsan definiert als „von staatlicher Gewalt illegal zugefügten Schaden aufzuklären, die Täter bestrafen, die Würde der Opfer wiederherstellen und sie entschädigen, […] die Wiederholung solcher Gewalt verhindern, das Andenken an sie pflegen und in die Erziehung einfließen lassen“ (Kim Tong-ch’un 2005: 22).

In der Zeit nach der Befreiung Koreas 1945 wurden in der vom US-Militär besetzten Zone (entspricht etwa dem heutigen Südkorea) viele ehemalige Beamte des japanischen Verwaltungsapparats weiter beschäftigt. Sympathisanten und Kollaborateure der Kolonialherren konnten in Südkorea somit ihren Status und politischen Einfluss sichern und bis in die 1980er Jahre aufrechterhalten. Aus diesem Grund überrascht es nicht sonderlich, dass die Aufarbeitung der Kollaboration und Zwangsmobilisierung von Soldaten und Sexsklavinnen während des zweiten Weltkrieges so lang unterdrückt wurde. Auch die Auseinandersetzung mit Menschenrechtsverletzungen während der Zeit der Militärdiktaturen konnte erst nach der Demokratisierung stattfinden. Erschwert und hinausgezögert wurde dieser Prozess jedoch durch einen Machterhalt der früheren politischen Eliten bis in die frühen 2000er Jahre.

Präsident Regierungszeit Politische Zugehörigkeit
Rhee Syngman 1948 - 1960 Unterstüzung durch die KPD (Partei aus ehemaligen Kollaborateuren und Großgrundbesitzern während der Kolonialzeit)
Chang Myon 1960 - 1961  
Park Chung-hee 1961 - 1979 Unterstützung der politischen Elite, die sich unter Rhee Syngman etabliert hatte
Chun Doo-hwan 1979 - 1987 Unterstützung der politischen Elite unter Park Chung-hee
Roh Tae-woo 1987 - 1992 Unterstützung der politischen Elite unter Park Chung-hee
Kim Young-sam 1993 - 1997 Koalition mit Roh Tae-woo und den politischen Eliten unter Park Chung-hee
Kim Dae-jung 1998 - 2002 Koalition mit den politischen Eliten unter Park Chung-hee
Roh Moo-hyun 2003 - 2007  
Lee Myung-bak 2008 - 2012 Politisches Erbe der Eliten unter Park Chung-hee
Park Geun-hye 2013 - 2017 Tochter des früheren Präsidenten Park Chung-hees, politisches Erbe der Eliten unter Park Chung-hee
Moon Jae-in seit 2017  
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