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Skulptur und Bauornamentik in den Städten Hirpiniens. Monumentalisierung und Ausstattung römischer Städte in Hirpinien

Projektleitung:
  • Dr. Alessandra Avagliano

In Kooperation mit
- dem Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Rom,
- der Soprintendenza Archeologica di Salerno, Benevento e Avellino (Dott.ssa Adele Campanelli),
- der Università die Roma "La Sapienza".

Mitarbeiter/innen:

Maximilian Rönneberg

Förderung:

Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts

Ansprechpartner/in:
Dr. Christiane Nowak-Lipps

Zusammenfassung
Das antike Hirpinien gehört trotz reichhaltiger archäologischer Hinterlassenschaften zu den wenig erforschten Regionen Italiens. Das gilt besonders für die zahlreichen qualitätvollen Steindenkmäler, die seit republikanischer Zeit den repräsentativen Anspruch der Städte und ihrer Bürger eindrücklich dokumentieren. Dieses Material befindet sich heute in den zentralen Museen der Region (Benevent und Avellino) oder wurde als Baudekor in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gebäuden, wie dem Campanile und der Rocca dei Rettori von Benevent verbaut. Eine chronologische Ordnung des Materials, verbunden mit einer Architektur- und Bildanalyse, soll sowohl Einblicke in den Charakter der Stadtbilder als auch in die Werte- und Normsysteme der ansässigen Bevölkerung gewähren.

Topografie
Das antike Hirpinien liegt im hügeligen Landesinneren der heutigen Provinz Kampanien. Zu seinen wichtigsten Städten zählen Benevent im äußersten Nordwesten, Abellinum im Zentrum und Aeclanum im Nordosten. Mit dem Ausgreifen Roms nach Süditalien wurden die meisten der Städte zu römischen Kolonien oder Munizipien. Seither nahm Hirpinien eine Mittlerposition zwischen den Küsten des tyrrhenischen und adriatischen Meeres, der Magna Grecia und Rom ein.

Geschichte
Das Projekt steht in der Folge eines von der Universität Suor Orsola Benincasa di Napoli und der Provinz Avellino initiierten Projektes zur Digitalisierung der materiellen Hinterlassenschaften Hirpiniens „AIPAD: Antica Irpinia: Progetto di Archeologia Digitale“. Waren es in einem ersten Schritt die Provinz Avellino, die im Fokus der Forschungen stand, wurde das Arbeitsgebiet nun durch Stadt und Territorium von Benevent erweitert.

Fragestellung
Ziel des in Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Rom, der Soprintendenza Archeologica di Salerno, Benevento e Avellino (Dott.ssa Adele Campanelli) und der Università di Roma „La Sapienza“ (Dott.ssa Alessandra Avagalino) seit 2014 durchgeführten Forschungsprojektes ist es, die Steindenkmäler Hirpiniens zu erschließen und inhaltlich auszuwerten. Neben einem bildwissenschaftlichen Ansatz, der die Kultur der Bilder dieser Mikroregion (Grabskulpturen, Idealplastik und Architektur) unter einer kunsthistorischen Perspektive analysiert und beschreibt, soll gleichzeitig anhand der zur Verfügung stehenden Grabungsdokumentationen und des Kartenmaterials in den Archiven der Soprintendenz eine carta archeologica erstellt werden, in der die Rekontextualisierung der fragmentierten Objekte vorgenommen werden kann. Auf dieser Grundlage sollen Fragen nach Aufkommen und Nutzung von Steinskulptur und Architektur in Hirpinien von der ersten Koloniegründung (Benevent im 3. Jh. v. Chr.) bis zum Ende der römischen Kaiserzeit nachgegangen werden. Leitende Fragen sind Repräsentationsstrategien des Bürgers und der Bürgerin, wie es vor allem durch die Grabskulptur und Ehrenstatuen überliefert wird. Anhand der Bauornamentik werden die verschiedenen Architekturzusammenhänge rekonstruiert. Am Ende des Projektes soll in einer diachronen Perspektive die Entwicklung der Städte von republikanischer bis in die hohe Kaiserzeit nachgezeichnet werden, die eine Charakterisierung der Städte unter verschiedenen soziokulturellen Aspekten erlaubt. Die Ergebnisse sollen in Form einer Monografie publiziert werden, die sowohl einen Skulpturenkatalog als auch eine carta archaeologica umfasst, und somit beide Desiderate erfüllen kann.

In der laufenden Projektphase (2014-2015) beschäftigen wir uns mit den Denkmälern der hellenistischen Zeit, d.h. dem Beginn der lokalen Steinproduktion bzw. des Imports von Steindenkmälern. Hier spielen Fragen nach der Rezeption einer hellenistischen Bildersprache und architektonischer Modelle hellenistischer Prägung eine wichtige Rolle. In welcher Weise prägte die Anwesenheit von griechischen Originalskulpturen (Import) die lokale Produktion? Hatte die Gründung der römischen Kolonie Beneventum (268 v. Chr.) Auswirkungen auf die lokale künstlerische Produktion und wenn ja, in welcher Weise? Und welche Rolle kam Rom bei dem Transferprozess von hellenistischen Vorbildern im Vergleich zu anderen Zentren Kampaniens zu?

Methoden
Die anfänglichen Arbeiten für das Projekt bestehen in der Erstellung des Katalogs, der in der Objektdatenbank „Arachne“ realisiert wird. Gleichzeitig soll anhand des zur Verfügung stehenden Archivmaterials und der Grabungsdokumentationen die Rekontextualisierung der Skulptur und Bauplastik vorgenommen werden. Neben der Bearbeitung der bereits im DAI Rom vorhandenen Fotobestände, die auf eine von der VW-Stiftung finanzierte Fotokampagne zurückgehen, soll ein „Skulpturensurvey“ in den Magazinen und Museen der Provinz Avellino unbekanntes Material bzw. Neufunde seit den 80er Jahren listenartig erfassen. Anhand dieser Daten kann dann gezielt fehlendes Material durch eine Fotokampagne aufgenommen und zu dem in „Arachne“ angelegten Datensätzen hinzugefügt werden.

Ergebnisse
Teile der Bestände des Museums von Avellino wurden bereits als Objektdatensätze in Arachne in Form eines Skulpturenkatalogs strukturiert. Unter der Fragestellung des Aufkommens der Gattung der „Kastengrabsteine“ im hirpinischen Gebiet wird im Tagungsband „Appellati nomine lupi. Giornata di Studi sull‘Hirpinia e gli Hirpini. Università Suor Orsola Napoli“ ein Artikel von Christiane Nowak vorgelegt. In diesem Band erscheint gleichzeitig von Alessandra Avagliano ein Artikel zur Skulpturenausstattung der hadrianischen Therme in Aeclanum.