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Bilder besetzen – zu Strategien symbolischer Konkurrenz in der Bildersprache der Späten Republik und frühen Kaiserzeit

Fig. 1: Denar des C. Iulius Caesar RRC 443/1, 49 v. Chr.

Fig. 1: Denar des C. Iulius Caesar RRC 443/1, 49 v. Chr.
Bildquelle: Classical Numismatic Group, Inc. http://www.cngcoins.com, CaesarElephant, CC BY-SA 2.5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CaesarElephant.jpg

Projektleitung Prof. Dr. Johanna Fabricius

Angesichts der bemerkenswerten Proliferation von Bildern in der späten römischen Republik soll das Zu­sam­men­spiel und die Funktionsweise dieser bildlichen Diskurse in den Medien Skulptur, Baudekor, Münzprägung und Glyptik genauer analysiert werden. Mit Hilfe neuerer diskurs- und differenztheoretischer Modelle, die in den Kultur-, Politik- und Literaturwissenschaften diskutiert werden, soll der Einsatz von mytholo­gischen und lebensweltlichen Bildern oder Bildchiffren hinsichtlich ihrer universalisierenden und partikularisierenden Strategien und Grenz­ziehungs­mechanismen detailliert beschrieben werden. Insbesondere aktuelle Ansätze einer Historischen Semantik politischen Sprachgebrauchs ermöglichen es, Konkurrenzmechanismen und rivalisieren­de Strategien beim Einsatz politischer Symbolik in Wort und Bild in einem systematischen Zu­sammen­hang zu analysieren. 

Erste Fallstudien zur Motivik von Münzbildern, die im Umkreis der Caesarianer und Pompejaner sowie den Caesarmördern und Marcus Antonius herausgegeben wurden, machen die performa­tive Dimension der Feldherren- und Münzmeisteremissionen deutlich. Neue Ergebnisse der numismatischen Forschung zu den Ausgabedaten wichtiger Münztypen und eine durch die dichte literarische Überlieferung etablierte Feinchronologie der Ereignisse während des Bürgerkriegs, der Diktatur Caesars und des Zweiten Triumvirats lassen erkennen, wie Münzbilder teils spielerisch, teils aggressiv aufeinander Bezug nehmen können und innerhalb kürzester Zeiträume – mitunter binnen weniger Monate – aufeinander antworten. Im Konkurrenzverhältnis der führenden poli­tischen Akteure kam es offenbar nicht nur ganz allgemein auf das Okkupieren und In­kor­porieren gegnerischer Bild­entwürfe, sondern auch auf eine schnelle und angemessene Reaktion auf vi­suelle Provokationen an. Ein Vergleich mit ähnlichen Mechanismen und Strategien in der poli­ti­schen Bildersprache der griechischen Klassik, des frühen Hellenismus und der römischen Kaiser­zeit beleuchtet die spezifische Eigenart dieses Umgangs mit Bildern während der Späten Republik. 

Aufsatzpublikation in Arbeit