Ligures Baebiani
Fig.1 Geophysikalische Prospektion in Macchia di Circello
Fig.2 Besuch der Comune bei den Feldarbeiten
Fig.3 Abschließende Präsentation und Diskussion der vorläufigen Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion im Palazzo Ducale in Circello
Uprooted: Archäologie einer umgesiedelten Gemeinschaft – die Ligures Baebiani in Macchia di Circello
Das vorliegende Forschungsprojekt befasst sich mit der erstmaligen archäologischen und geophysikalischen Untersuchung der antiken Siedlung der Ligures Baebiani im heutigen Macchia di Circello (BN, Kampanien).
Es gilt als einer der beiden Orte in Samnium, in die Rom laut Livius in den Jahren 180 und 179 v. Chr. im Zuge seiner Expansion 47.000 apuanische Ligurer zwangsumsiedelte (Liv. Ab urbe condita 39.2). In Plinius’ Naturalis historia werden sie als Ligures Baebiani in der augusteischen Regio II erwähnt, umbenannt nach Marcus Baebius Tamphilus, dem römischen Konsul, der ihre Umsiedlung initiiert haben soll (Plin. HN 3.105). Hiermit ist Macchia di Circello potenziell signifikant, um die demographische, urbanistische und politische Gestaltung von Raum auf der italienischen Halbinsel, insbesondere jenseits der Küstenregionen, besser zu verstehen.
Aufgrund der überwiegend landwirtschaftlichen Nutzung von Macchia di Circello und der Tatsache, dass die Siedlung der Ligures Baebiani nie vollständig überbaut wurde, bietet das Gebiet ideale Bedingungen für archäologische und geophysikalische Untersuchungen.
Im Rahmen einer initialen geomagnetischen Prospektion (Fig.1,2), in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg (Nikola Babucic), konnten bereits erste belastbare Daten zur Struktur und Ausdehnung der Siedlung erhoben werden. Diese dienen der gezielten Auswahl zukünftiger Grabungsareale.
Das Projekt ist integraler Bestandteil des Habilitationsvorhabens von Sina Lehnig zur römischen Umsiedlungspolitik. Macchia di Circello fungiert hierbei als archäologisches Fallbeispiel zur Untersuchung von Motiven, Modalitäten und Folgen staatlich initiierter Bevölkerungsverschiebungen. Analysiert werden u. a. die räumliche Organisation neu gegründeter Siedlungen, deren materielle Kultur, Wirtschafts- und Ernährungssysteme sowie ihre regionalen und überregionalen Netzwerke.
Ein besonderer Aspekt ist die enge Kooperation mit der Gemeinde Circello (Fig.3), deren historisches Erbe durch die Erforschung und Vermittlung der Umsiedlungsgeschichte in einem erweiterten wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext verankert wird.
Team
Das Projekt wird gemeinsam mit Dr. Nikola Babucic (Universität Hamburg), der Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio per le province di Caserta e Benevento (Dr. Simone Foresta) und der Gemeinde von Circello (Gianclaudio Golia, Gabriele Iarusso) durchgeführt. An den geophysikalischen Prospektionen waren außerdem Studierende der L'Università di Napoli L'Orientale beteiligt (Rosa Bellante, Pietro Oliva).
Finanzierung
Die geophysikalischen Untersuchungen wurden von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.
Presse
Il Mattino: Link zum PDF