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Forschungsprojekte

Professor Dr. Karin Gludovatz

Forschungsvorhaben


  • Klappen. Topologische Strukturen und dialektische Konstellationen im frühniederländischen Bild

Das Vorhaben untersucht ausgehend von faktischen und fiktionalen Konstellationen des Klappens die Relevanz dieser Funktion für das Verständnis des Tafelbildes im 15. Jahrhundert. Die Forschung hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt und mit aufschlussreichen Ergebnissen klappbaren Bildformaten und auch topologischen Strukturen des Bildes gewidmet. Daran anschließend soll in diesem Rahmen das Klappen (vor allem) als bildimmanentes Phänomen in den Blick genommen werden. So exemplifizieren zahlreiche Gegenstände in den Bildern diesen Bewegungsmodus in unterschiedlicher Ausprägung, in Elementen der Raumausstattung, wie etwa Fensterläden, oder anhand mobiler Dinge.

Das Klappen bzw. die Klappbarkeit prägt die Objektkultur des 15. Jahrhunderts. Auf das Bild bezogen, organisiert die Darstellung dieser Funktion auch das Verhältnis von Raum und Fläche, indem die Klappe paradigmatisch beiden Dimensionen angehört, flächenorientiert und raumgreifend ist; damit lässt sie sich auf die Grundproblematik des Gemäldes beziehen, Raum und Fläche in Einklang zu bringen, was sie für bildtheoretische Überlegungen produktiv macht. Insofern ist sie ebenso als Indikator für das Verhältnis von bildlicher und außerbildlicher Wirklichkeit zu sehen, wie sie dazu beträgt, dieses schwierige Verhältnis zu regeln. Ausgehend von diesen Beobachtungen soll das Klappen als vielgestaltige Kulturtechnik untersucht werden, die Dinge in Bewegung versetzt, doch im Modus des Umschlagens als dialektische Disposition auch die intellektuelle Beweglichkeit adressiert. Das Interesse gilt also nicht nur dem Gegenstand, der Funktion und ihren Repräsentationen, sondern auch den Möglichkeiten der Klappe als Denkfigur.


  • Das Stundenbuch als ‚Zeitobjekt‘. Materialität, Performativität und Temporalität des spätmittelalterlichen Codex

Das Projekt widmet sich ausgewählten nordalpinen Stundenbüchern vornehmlich des 14. und 15. Jahrhunderts: Dabei sollen zunächst die materiale Präsenz der Buchseiten und die sich im Blättern entfaltenden Möglichkeiten der Nutzung und Rezeption sowie ihre Auswirkungen auf die Ausstattung der Codices analysiert werden. Dabei gilt es zu fragen, wie die Funktionen des Blätterns gerade im Zusammenhang mit der Nutzung des Stundenbuchs im Gebet zu werten sind. Darauf aufbauend fokussiert das Projekt auf die Generierung von spezifischen Zeitlichkeiten im Buch und des Buches.

Das Stundenbuch wird dabei als Objekt verstanden, das schon in Aufbau und Nutzung maßgeblich durch temporale Konzepte und Vorgaben bestimmt wird und daher als ein in mehrfacher Hinsicht ausgewiesenes ‚Zeitobjekt‘ zu verstehen ist. ‚Zeit‘ bzw. unterschiedliche Zeitvorstellungen und -modelle werden in Hinblick auf die Materialität der Codices (z.B. Verwendung von Materialien unterschiedlichen realen oder legendären Alters), ihre Ausstattung (explizit im Kalender, implizit in der Temporalität der Texte und Ikonographien) sowie ihre Struktur und Nutzung (Gebetshoren) wirksam. Die medial bedingte Funktionalität des Codex vermag jedoch, die zyklischen und linearen Temporalitäten in der Ausstattung und im Akt des Blätterns auch zu unterlaufen, gerade wenn das Blättern nicht als kontinuierlich fortschreitende Tätigkeit verstanden wird, sondern als eine Möglichkeit, die Inhalte durch ‚Neuordnung‘ in wechselnde Beziehungen zu setzen (etwa durch Richtungsänderung, individuelle Sequenzierung). Versteht man den Codex zudem als einen Raum, der sich im Akt des Blätterns, Sehen und Lesens 'entfaltet', so gerät die Beweglichkeit der Seiten zu einem chronotopischen Annäherungsmodus inhaltlicher Erschließung.

Forschungsprojekte (Drittmittel)

  • Geschichte als Material? Künstlerisches Historisieren als intervenierende Praxis
    Teilprojekt C06 des Sonderforschungsbereichs 1512 Intervenierende Künste, gefördert von der DFG, seit 2022
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Birgit Eusterschulte
    Studentische Hilfskraft: Binta Boiro
  • Visual Translations – Material Transformations
    Projekt im Rahmen des Exzellenzclusters 2020 Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective, Research Area 2, gefördert von der DFG im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder, seit 2020
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Marie Hartmann, M.A.
    Studentische Hilfskraft: Friederike Luise Berger
    Weitere Projektbeteiligte: Dr. Tina Bawden, Clara Kahn, M.A.

  • Colorful Souls. Sensitivity, Materiality, and Symbolism in the Colors of the Middle Ages (400-1500), in Kooperation mit der Uniwersytet Jagiellonski, Kraków, der Université Paris-Sorbonne, Paris, der Helsingin Yliopisto, Helsinki, der Universidad Complutense de Madrid und der Università di Bologna, gefördert durch Una Europa, seit 2020.

Abgeschlossene Forschungsprojekte (Drittmittel)

  • Ästhetik des Begehrens. Gegenhegemoniale Visualisierungen von Körpern, Sexualität und Geschlecht
    Sachbeihilfe, gefördert durch die DFG 2016-2019
    Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen: Susanne Huber, M.A., Christian Liclair, M.A.
    Studentische Hilfskraft: Frederik Luszeit, Vivien Kristin Buchhorn
  • Britische Ästhetisierung islamischer Kunst und Architektur in Jerusalem 1918-1926
    Sachbeihilfe, gefördert durch die DFG 2014-2019
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Moya Tönnies, M.A.
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