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Nachruf auf Francesca Yardenit Albertini

Du wirst ein Prachtkranz in SEINER Hand,
ein königlicher Stirnbund
im Griff deines Gottes.
(Jesaja 62,3)

 

Am Sonntag, den 27. März 2011, verstarb Prof. Dr. Francesca Yardenit Albertini, Universität Potsdam, in ihrem siebenunddreißigsten Lebensjahr.

Francesca Yardenit Albertini hat in ihrem viel zu kurz bemessenen Leben viel erreicht. In allen Bereichen der jüdischen Literatur, Geschichte, Kultur und Religion war sie kundig und zugleich immer aufs Neue lern- und wissbegierig. Dank ihrer stupenden Sprachbegabung konnte sie ihre Kenntnisse auch in anderen Traditionen immer mehr erweitern und nutzbar machen. Das Christentum war ihr vertraut; sie hatte von 1997 bis 2001 an der Facoltá Valdese di Teologia  in Rom Evangelische Theologie studiert und mit dem Diplom abgeschlossen. Liebe zu Texten und ihr Beharren auf philologischer Genauigkeit waren ihre Leitlinien, die sie auch gegen alle modischen Trends verteidigte.

Trotz der ihr gegebenen geringen Zeit für wissenschaftliche Publikationen hat sie Großes geleistet. Ihre beiden Monographien: Das Verständnis des Seins bei Hermann Cohen. Vom Neukantianismus zu einer jüdischen Religionsphilosophie, Würzburg 2003 und Die Konzeption des Messias bei Maimonides und die frühmittelalterliche islamische Philosophie, Berlin 2009 sind Meilensteine der Erforschung der Geschichte der jüdischen Philosophie. Dass sie, die junge Wissenschaftlerin, Mitherausgeberin der Martin-Buber-Werk-Ausgabe wurde, war eine Anerkenntnis ihrer wissenschaftlichen Leistung. Aber zugleich traf es auch den richtigen Menschen, denn Francesca Yardenit Albertini lebte in Begegnung und Dialog.

Der Verlust für die Wissenschaft ist groß, doch wir, die wir sie erleben durften, sind auch verlassen. Es ist unvorstellbar, dass wir nicht mehr mit ihr studieren können, dass wir keine Seminare, die dank ihr ein Feuerwerk intellektuellen Vergnügens waren, mehr halten werden, dass wir nicht mehr beim Espresso über Gott und die Welt und über die Katzen reden können, dass unsere Pläne alle nur noch Hauch sind. Lücken in Regalen lassen sich füllen, die Lücke im Herzen nicht.

Rainer Kampling

Mentoring