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Johann Vietor

Johann Vietor

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Johann Vietor [Johannes Vietor; eigtl. Büttner]

Pfarrer; Hofprediger; Dr. theol.; Superintendent; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 01. 08. 1574 Alsfeld/Oberhessen

† 20. 01. 1628 Darmstadt

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Vater Justus V, luth. Pfr. in Alsfeld und Superintendent, Mutter Maria Hul(tz)scherin, Tochter eines Pfr.s; JV war das letzte von 10 Kindern; Tod des Vaters 1575, Unterstützung der Mutter durch Verwandte; 1578-86 Schulbesuch in Alsfeld; 1586 in Marburg Besuch des Pädagogiums und Stipendium der Stadt Alsfeld, ab 1589 der Akademie in Marburg; 1590 Bacc.; 1591 Mag. philos. in Marburg, dann Theologiestudium; 1594 Stipendium des Landesherrn und Repetent des Seminarium Philippinum an der Univ. Marburg; 1596-1598 Studienreise nach Jena, Leipzig, Wittenberg, Meißen, Straßburg, Basel, Tübingen, Heidelberg, Mainz, u. a. auch mit dem Zweck, luth. und ref. Kirchenverhältnisse im Vergleich kennenzulernen; nach der Rückkehr zunächst private Studien in Gießen; Ende 1598 Berufung auf die Pfarrstelle in Goddelau-Erfelden und Entlassung durch den bisherigen Landesherrn; 1599 Heirat mit Magdalena Angelus, Tochter des Darmstädter Superintendenten, in dieser Ehe zunächst 3 Töchter und dann 2 Söhne; 1608 Berufung als Hofprediger nach Darmstadt; 1609 Promotion zum Dr. theol. in Gießen, auf Befehl seines Landesherrn; 1623 zusätzlich Darmstädter Superintendent

1.4. Literatur zur Person

Jöcher 4, 1590; ADB 39 (1895) 687f. (Metz); Friedrich Wilhelm Strieder, Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten. Bd. 1-18. Göttingen/Kassel 1781 - Marburg 1819. Bd. 16, 302-311

Autobiogr. Quelle: Crusius, Tagebuch I eds. Göz/Conrad 412 (19. 11. 1597)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Selbstbiographie des Darmstädter Superintendenten Johannes Vietor (1574-1628). Hg. v. Wilhelm Hartmann. In: Beiträge zur hessischen Schul- und Universitätsgeschichte. (Hg. i. A. der Gruppe Hessen der Ges. f. dt. Erziehungs- u. Schulgeschichte v. W. Diehl und A. Messer.) Bd. 1. Gießen 1906/1908, 187-245, Text 196-245

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

mit Einleitung; Editionsprinzipien nicht genannt; keine Beschreibung der Hs., aktueller Ort der Hs. angegeben (Familienbesitz); Angaben zur Überlieferung; keine Anmerkungen, kein Seitenwechsel angezeigt

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Eduard Becker, Zur Selbstbiographie (von) Dr. Johannes Vietors. In: Quartalsbll des hist. Vereins f d Grossherzogtum Hessen NF 4 (1907) 165f.; Wilhelm Hartmann, Nochmals „Zur Selbstbiographie D. Joh. Vietors“. In: ebd., 268f.; Strieder 16 (s.o. 1.4.) 302 (besaß eine „copia“ einer von Johann Vietor selbst verfassten Lebensbeschreibung)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

vermutl. nach der Geburt mind. des ersten Kindes (1601), größerer zusammenhängender Abschnitt mit Berichtszeitraum bis nach der Ordination, Übernahme der ersten Pfarrstelle, Heirat und Geburt(en) der Kinder; dann vermutl. abschnittsweise für mehrere Jahre oder im Rückblick auf das vergangene Jahr

3.2. AdressatInnen

Gott, Nachkommen; selbst (soliloquia)

3.3. Funktion der Quelle

am Anfang angegeben: „Miserationes Domini enarrabo, hoc est dies ac rationes miserae vitae meae, ut glorificetur Dominus a me, qui fecit me. Tu autem, Domine, aperi labia mea, ut os meum annunciet laudem tuam [Ps 51,17], dirige spiritum meum, ut hic et in tota vita mea testatam faciam fidem ac veritatem tuam. De me dicam, Domine, coram te, imo potius de te dicam, Deo meo, agente in me et enunciabo veritatem tuam.“ (196); Nachkommen sollen mit ihm die Wirksamkeit von Gottes Verheißungen erkennen (199) und Gott mit ihm loben (201); Gott soll seine „soliloquia“ und Bitten zur Kenntnis nehmen

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; Überlieferung: Or. verschollen, Abschrift 1714 durch JVs Urenkel, den Eschollbrücker Pfarrer Johann Daniel Vietor, nach dem damals im Besitz des Bieberauer Pfarrers Petrus Hach befindlichen Or.; Ort: diese Abschrift zus. mit der von JV begonnenen Familienchronik im Besitz der Familie Vietor

4.1. Berichtszeitraum

1483 (Geburt der Großmutter mütterlicherseits)/1574 (eigene Geburt) -1626

4.2. Sprache

lat. mit dt. Einsprengseln

4.3. Form der Quelle

Ich-Form; Titel: „Dies peregrinationis meae, prout dedit Dominus“; chronikalisch nach Jahren angeordnet, Mischung von Bericht und geistl. „soliloquia“, die meist in Form von längeren und kürzeren Gebeten realisiert sind; gleichzeitig begann JV ein Buch mit (a) Aufzeichnungen seiner Einnahmen und Ausgaben 1599-1628, unter dem Titel „Manual-Registerlein“, (b) einem Katalog seiner Bücher (vgl. in seiner Autobiographie die Charakterisierung seiner am 2. 11. 1598 erfolgten Ordination „... ecclesiasticum et oeconomicum in nomine Domini ordior ministerium.“ 212)

4.4. Inhalt

familiäre Herkunft mit Eltern, Großeltern, Geschwistern der Eltern, eigenen Geschwistern (Pfarrerdynastie); früher Tod des Vaters; eigene Ausbildung und deren Förderer; Studium in Marburg; Beschreibung einer knapp zweijährigen akademischen Reise durch Mittel- und Süddeutschland; berufl. Alternativen und Entscheidung für eine Pfarrstelle und damit auch für den Übergang nach Hessen-Darmstadt; Werbung um Tochter seines Superintendenten und Heirat; Berufung zum Hofprediger, kirchl. Karriere; verfolgt mit Sorge Calvinisierung der Universität Marburg und mit größtem Interesse Gründung der Universität Gießen; ab 1618 dominieren Reichs- und Kriegsereignisse; die letzten Einträge beziehen sich auf Rückführung hessischer Territorien vom Calvinismus zum Luthertum, die Geburten und Verheiratung (Töchter) bzw. Ausbildung (Söhne) der Kinder; Tode von Familienangehörigen und während seiner Zeit als Hofprediger auch von Angehörigen des Hofes; zahlreiche Verweise auf Bibelstellen, die seinen Disputationen, besonderen Predigten und seinen „soliloquia“ zugrunde lagen; Gebete, eigene Gedichte und Verse eingefügt

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