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Tierrecht und Strafen im "Gesetz zur Abwehr der Dämonen" (Vidēvdād), Kapitel 13-15

Projektbeschreibung

Fortsetzung des DFG-Projekts Vidēvdād, Kapitel 5–8. Absicht des beantragten Projekts ist die Fortsetzung der Editionsarbeit am Text "Gesetz zur Abwehr der Dämonen" durch eine umfassende Bearbeitung der Avesta- und Pahlavi-Versionen der Kapitel 13–15 unter Berücksichtigung sprachwissenschaftlicher und inhaltlicher Besonderheiten. Diese Bearbeitung ist ein wichtiger Beitrag zur Grundlagenforschung, da A. Cantera inzwischen 46 neue, gänzlich noch unberücksichtigte Handschriften dieses Textes in Indien und Iran gefunden hat, die eine neue Edition des Originaltextes erforderlich machen und die Entzifferung und Übersetzung auf eine gesicherte Grundlage stellen werden.

Bei dem altiranischen Avesta-Text Vīdēvdād ("Gesetz zur Abwehr der daēuua-[Dämonen]") handelt es sich um eine der längsten und bedeutsamsten Quellen für die Erforschung des Zoroastrismus der altiranischen sowie der mitteliranischen Periode. Der Text ist in der Sasanidenzeit (3.-7. Jh.) ins Mittelpersische (Pahlavi) übersetzt und mit Glossen sowie ausführlichen Kommentierungen versehen worden. Die Pahlavi-Version (genannt zand) ist aus zweierlei Gründen von besonderem Interesse. Sie ist zum einen die älteste mittelpersische Übertragung eines Avesta-Textes und somit für die sprachhistorische Rekonstruktion des Mittelpersischen von großer Bedeutung. Zum andern behandeln die Kommentierungen komplexe theologische, rituelle und juristische Fragestellungen, die zahlreiche, noch ungenügend erforschte Bereiche der Sasanidengesellschaft beleuchten. Trotz ihrer überragenden Bedeutung hat diese Quelle erster Ordnung aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades der Materie bis vor kurzem kaum Beachtung gefunden. Erst in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde von dem Antragsteller Alberto Cantera eine neue Ausgabe mit Übersetzung und Kommentar des Avesta- und Pahlavitextes in Angriff genommen (u.a. im Rahmen des DFG-Projekts Vidēvdād, Kapitel 5–8). Seitdem sind die Kapitel (fragard) 1 bis 12 bearbeitet und einem breiten Fachpublikum unter www.videvdad.com und www.avesta-archive.com zur Verfügung gestellt.

Ziel des vorliegenden Projekts ist die Fortsetzung dieser Arbeit nach der Herstellung einer neuen Textedition basierend auf neugefundenen Handschriften. Die Kapitel 13–15 behandeln vorwiegend das zoroastrische Tierrecht und die mit Verstößen verbundenen Strafen. Die Auswertung soll erstmalig das juristische technische Vokabular erfassen und die rechtlichen Ausführungen in den größeren Zusammenhang der zoroastrischen und sasanidischen Jurisprudenz stellen.