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Büchsenmeiser. Migration und Ausbreitung des neuen Wissens

07.05.2014

Vortrag Knut Schulz, „Büchsenmeister. Migration und Ausbreitung des neuen Wissens“

                                                        Zusammenfassung

 

Mit dem Aufkommen und der Verbreitung von Feuerwaffen fand ein markanter Einschnitt oder, wie auch gesagt wurde, eine technische und militärische „Revolution“ statt. Er erfolgte noch nicht sogleich mit der ersten Nutzung des Schießpulvers um 1330, wohl aber in der Zeitspanne von etwa 1370 bis um 1500, in der das Arsenal der Schusswaffen differenziert, perfektioniert und komplettiert wurde. Wenn auch sehr verschiedene Faktoren dabei zusammen wirkten, wie etwa die Innovationen im Bereich der Metallverarbeitung und des Bergbaus oder die erfolgreichen Bemühungen um Standardisierung und Massenproduktion, so ist doch der neue Beruf des Büchsenmeisters bei diesem Prozess von zentraler Bedeutung gewesen, so dass man ihn gern mit dem Begriff des Ingenieurs belegt.

Die nachfolgende Skizze unternimmt den Versuch, das neue Aufgabengebiet und Berufsbild, vor allem aber die Ausbreitung der innovativen Kenntnisse und Fähigkeiten aufgrund der Mobilität oder mittels An- und Abwerbungen von Büchsenmeistern an räumlich relativ weit gespannten Beispielen zu exemplifizieren. Dabei werden Verbindungen nach England, Frankreich und Burgund, sodann nach Rom, Florenz und Venedig, weiter noch nach Byzanz bzw. Istanbul, Wien/Innsbruck und die Habsburger Monarchie, schließlich in das Königreich Polen, den Deutsch-Ordensstaat und nach Dänemark/Skandinavien hervortreten.

Ausgangspunkt sind besonders für die frühe Zeit nicht ohne guten Grund vor allem die Städte Nürnberg, aber auch Frankfurt am Main und Augsburg sowie Basel und Passau, mit ihren relativ reichen Quellenüberlieferungen, aber auch Bemühungen um die neue Waffentechnik, durch die sie zum Teil vorübergehend einen Vorsprung erlangten. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begann ein Abstufungsprozess, die Ausbildung einer Hierarchie von Macht und Einfluss mit Hilfe der besten Büchsenmeister oder – wie sie sich mittlerweile spezialisiert hatten – von Geschützgießern. Es kam zur Anlage eines modernen großen Waffenarsenals besonders der Habsburger mit dem Zentrum in Innsbruck. Dies setzte Kapitalkraft, das Verfügen über Bergwerksrechte und herrschaftlich Zielstrebigkeit voraus, worüber nur einige große Fürstenhäuser und auf Dauer lediglich wenige Städte verfügten, so dass viele von ihnen mehr und mehr „die Köpfe einziehen“ mussten. Damit waren manche gesellschaftliche Veränderungen verbunden, von der überseeischen Expansion und ihren Konsequenzen einmal ganz zu schweigen.