Springe direkt zu Inhalt

Prof. Dr. Adalbert J. Gail

Sommerfest Juli 2006 und Verabschiedung Prof Gail im Garten des Instituts Königin-Luise-Straße 34

Sommerfest Juli 2006 und Verabschiedung Prof. Gail im Garten des Instituts Königin-Luise-Straße 34

Lehrstuhlinhaber für Indische Kunstgeschichte

Für insgesamt 32 Jahre (1974-2006) war Prof. Dr. Adalbert J. Gail (*11.08.1941) der Lehrstuhlinhaber für Indische Kunstgeschichte (heute Abteilung Kunstgeschichte Südasiens am Kunsthistorischen Institut der FUB). Seine eigenen fotografischen Aufnahmen lieferten einen Großteil des den excellenten Vorlesungen und Seminaren zugrundeliegenden kunsthistorischen Bild- und Arbeitsmaterials. Die Lehrveranstaltungen waren didaktisch und formal einmalig. Seine Vorlesungen hätten nach dem gesprochenen Wort gedruckt werden können. Auf mehfachen Wunsch aus studentischen Kreisen erklärte sich nun Prof. Dr. Gail dankenswerterweise bereit, seine zahlreichen in Form von Diapositiven vorliegenden Fotografien von Kunstobjekten Süd- und Südostasiens der Bilddatenbank EasyDB des Kunsthistorischen Instituts der FUB zur Verfügung zu stellen. Durch seine Schenkung dieses einmaligen Materials an die Freie Universität Berlin wurde für die internationale kunsthistorische Forschung zu diesen Regionen der offene weltweite Zugang zu den wertvollen Aufnahmen über diese Webseite ermöglicht. Die Reproduktionen können heruntergeladen werden und stehen zur Verwendung in wissenschaftlichen Publikationen frei zur Verfügung. Im Falle der Publikation wird um die Benachrichtigung des Fotografen unter adalbert.gail[at]googlemail.com und des KHI der FUB sowie der Angabe der URL dieses Bildarchivs in der Creditline zusammen mit dem Fotografennamen gebeten.

Fotos von Reisen nach Süd- und Südostasien

Professor Gail hat zwischen 1974 und 2008 dreißig Reisen nach Süd- und Südostasien unternommen, darunter zehn Exkursionen mit Studierenden, die nach Indien, Sri Lanka, Bangladesh und Nepal führten. Die in der Bilddatenbank versammelten Fotos wurden von ihm auf diesen Reisen aufgenommen. Dabei lag der quantitative Schwerpunkt in Nepal. Dort hielt sich der Kunstgeschichtsprofessor und Indologe im Rahmen eines interdisziplinären Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) besonders zwischen 1980 und 1989 sehr häufig für längere Zeiträume auf. Vor allem zwei Tatsachen machen den besonderen Wert der Datenbank für die globale Kunstgeschichtsforschung deutlich:

  1. Die Fotografien wurden mit den Augen des mit der Fachkompetenz des Kunsthistorikers ausgestatteten leidenschaftlichen Forschers aufgenommen.
  2. Insbesondere aus Nepal und Sri Lanka enthält die Datenbank auch zahlreiche Kunst-Objekte, die inzwischen gestohlen, beschädigt, verunstaltet oder verloren sind.

Würdigung in der Festschrift "Vanamālā"

In der 2006 erschienenen Festschrift „Vanamālā“ wurde Prof. Dr. Adalbert J. Gail von den Kolleg_innen folgendermaßen gewürdigt:

„Adalbert Gail war von Haus aus der europäischen Tradition verpflichtet: Er wählte Latein als Staatsexamensfach und hatte lebhaftes Interesse an europäischer Kunst und Literatur. Das weitere Studium führte ihn jedoch nach Indien: Er begann ein Sanskritstudium, spezialisierte sich später auf Purāna- Forschung und konzentrierte sich am Ende auf indische Kunst. Adalbert Gail war vielseitig durch seine humanistische Bildung und durch die Indologie. Er arbeitete als Philologe und zugleich als produktiver Kunstgeschichtler. Überdies war er, obschon Deutscher, mit allen Fasern seiner Seele der Stadt Prag und Böhmen verbunden.

Die Anregung für seine Dissertation stammte von dem Religionswissenschaftler Friedrich Heiler, seine Methode war geprägt durch die Puräna-Arbeiten von Paul Hacker. Die von P. Hacker und W. Kirfel in die Wege geleitete Purāna-Forschung hat er durch entscheidende Beiträge, darunter seine Habilitationsschrift, weitergeführt. Als er nach einer Tätigkeit am Museum für Indische Kunst [heute Abteilung für die Kunstsammlungen aus Süd-, Südost- und Zentralasien des Museums für Asiatische Kunst – SMB; Anm. d. Online-Red.] 1974 an das Institut für Indische Philologie und Kunstgeschichte berufen wurde, hatte er die Grundlagen seiner Lehrtätigkeit gelegt, bei der Literatur und Kunst gemeinsam vertreten waren. Die von Herbert Härtel begonnene Lehre entwickelte sich in A. J. Gails Händen weiter. Zahlreiche Indienexkursionen mit Studenten des Faches, meist von privater Seite gefördert, ergänzten bei den Teilnehmern das Studium der indischen Kunstgeschichte.

A.J. Gail war bemüht, die indische Kunst in größtmöglicher Breite zu studieren, aber er machte Nepal zum Schwerpunkt seiner Forschung. Sylvain Levi bemerkte 1905: „In Nepal gewinnt man heute noch eine authentische Vorstellung von einem Indien, das längst untergegangen ist.“ Zu einem guten Teil gilt das auch jetzt noch, trotz des großen Erdbebens von 1934. A.J. Gail publizierte u.a. drei Bücher zur Ikonographie hinduistischer Tempel und buddhistischer Klöster in Nepal. Nepal, genauer gesagt das Kathmandu-Tal, reizte ihn nicht nur durch seinen unglaublichen archäologischen Reichtum, sondern auch durch die in später Zeit enge Verbindung von Text und Bild. Die ikonographische Analyse kleinplastischer wie großplastischer Skulpturen war nicht sein einziger Arbeitsbereich, stand jedoch im Vordergrund. [...]

Die Pensionierung ist im Hochschullehrerberuf eine Zäsur, vielfach gefürchtet, aber oft auch wegen der positiven Seiten, wegen der Möglichkeit zu konzentrierter Forschungsarbeit, herbeigewünscht. Wir hoffen, dass bei A.J. Gail die positiven Aspekte im Vordergrund stehen und dass er neben vielem anderen noch ausreichende Gelegenheiten zu Indien- und vor allem zu Nepalreisen haben wird, last but not least, dass er weiterhin den Studenten bei ihrer Arbeit zur Seite stehen wird.“

Ruhestand und Betreuung der Studenten

Und so ist es nun auch. Mittlerweile mehrere Jahre im Ruhestand, findet Prof. Gail neben Forschungsreisen nach Asien und den Publikationen der Ergebnisse doch immer Zeit für die Betreuung der Studenten: als Gutachter und Betreuer von Bachelor, Master, Magisterarbeiten und Dissertationen und natürlich in den ehrenamtlichen Vorlesungen, in denen zahlreiche Studierende des gesamten Spektrums der Weltkunstgeschichte und anderer Disziplinen die Hörsäle des kunsthistorischen Instituts zuweilen überfüllen. Seine Vorlesungen zur Kunstgeschichte Süd-, Südost- und Zentralasiens im Rahmen der abteilung Südasien sind nach wie vor buchstäblich 'druckreif'. Obwohl längst im Ruhestand leistet er damit einen wertvollen Beitrag zur einmaligen globalkunsthistorischen Ausrichtung des Instituts.


Quelle: Mevissen, Gerd J.R.; Bruhn, Klaus [Hrsg.]: Vanamālā. Festschrift A.J. Gail -
Serta Adalberto Joanni Gail LXV. Diem Natalem Celebranti ab Amicis Collegis Discipulis
Dedicata. Berlin 2006