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Tell Ushayer (Jordanien)

Archäologische Voruntersuchungen an dem nahe Irbid, in Nordjordanien gelegenen Fundort Tell Ushayer weisen auf eine für die Späte Bronzezeit und Frühe Eisenzeit höchst interessante bauliche Anlage. Der Tell ist auf seinem Plateau mit einer monumentalen, kreisrunden Befestigungsmauer umgeben. Die Steinmauer umschließt eine nur annähernd 0,6ha große Siedlungsfläche, weshalb der Ort eher als Festung, denn als gewachsene Siedlung zu interpretieren ist. Diese Interpretation wird unterstützt durch den keramischen Befund, der auf keinerlei Besiedlung vor der Späten Bronzezeit schließen lässt. Vielmehr sprechen alle Indizien dafür, dass es sich um eine auf einem künstlichen Substrat von ca. 14m Höhe errichtete und vollständig geplante Festungsanlage handelt.Das Projekt untersucht die Baugeschichte und das architektonische Layout der Festung auf dem Tell Ushayer einschließlich seiner intramuralen Gestaltung bis zum Kollaps der Anlage in der Frühen Eisenzeit. Es diskutiert die Relevanz und Funktion der Anlage im Kontext regionaler Entwicklungen und großräumlicher Beziehungen, die das Bild einer internationalen und globalen Epoche in der Späten Bronzezeit prägen. Durch eine volumetrische Architekturanalyse soll der Energieaufwand hinter der Errichtung der Festung kalkuliert und dadurch messbare Parameter für das Verhältnis von Arbeit und Zeit im Kontext zeitgenössischer Planungsstrategien und Kontrollhierarchien erstellt werden. Die Ursachen für die Aufgabe der Anlage in einem fortgeschrittenen Stadium der Frühen Eisenzeit richten schließlich den Forschungsblick auf gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Kollaps der spätbronzezeitlichen Staatenwelt und ihrem Niederschlag in der Siedlungsgeschichte auf dem nordjordanischen Plateau bis in die hellenistische Zeit.