Sammlung antiker Rollsiegel und moderner Siegelabrollungen
Das Institut für Vorderasiatische Archäologie verfügt über 161 originale Rollsiegel aus dem Irak, Syrien und der Türkei, datierend ins 4.-1. Jt. v. Chr. Diese wurden 1967 durch Ankauf einer privaten Sammlung (Sammler: Erwin Oppenländer) von der FU Berlin als Lehrsammlung erworben.
Des Weiteren befinden sich in der Institutssammlung ca. 800 Rollsiegelabrollungen aus Plastiline und deren Abformungen aus Silikon. Die originalen Rollsiegel zu diesen Stücken stammen aus der ehemaligen Sammlung Hans Erlenmeyer, die zwischen 1992 und 1998 bei Sotheby's verkauft wurden. Vor dem Verkauf konnte der damalige Institutsleiter Prof. Dr. Hans Nissen, das für die Forschung sonst verlorene Konvolut abrollen lassen. Zudem wurden Dias der Original-Siegel angefertigt.
Antike Rollsiegel und moderne Siegelabrollungen
Die Sammlung Oppenländer
Das Konvolut von originalen Rollsiegeln aus der ehemaligen Sammlung Erwin Oppenländer wurde 1967 durch die Freie Universität erworben. Unter den 161 Rollsiegeln befinden sich diverse Werke der mesopotamischen Steinschneidekunst, die lediglich in einem 1968 erschienenen Artikel von Ursula Moortgat-Correns in den Baghdader Mitteilungen publiziert wurden. Die originalen Siegel wurden in diesem Artikel nicht abgebildet und sind nur einem kleinen Kreis an Forschenden bekannt.
Die Sammlung Erlenmeyer
Neben diesen Siegeln befinden sich ca. 800 moderne Abrollungen (in Knetmasse) von Rollsiegeln aus der ehemaligen Erlenmeyer-Sammlung im Archiv des Instituts. Die ursprüngliche Sammlung von mesopotamischen Rollsiegeln Hans Erlenmeyers wurde nach seinem Tod durch drei Versteigerungen bei Sotheby’s (1992, 1997, 1998) zerrissen und weltweit zerstreut. 1990, noch vor den drei Auktionen, gelangten diese Artefakte auf Anstrengung des ehemaligen Institutsleiters Hans-Jörg Nissen an das Institut für Vorderasiatische Archäologie. Durch die anschließende Katalogisierung und fotografische Aufnahme aller Rollsiegel konnte die ursprüngliche Zusammenstellung bewahrt und dokumentiert werden. Das Corpus von Abrollungen befindet sich aufgrund seines Alters in einem prekären Zustand, da sich in den letzten 30 Jahren die Knetmasse verzogen und Risse bekommen hat. Um den modernen Abrollungen die damals bestmögliche Lagerung zu bieten, wurden die Abrollungen in Knetmasse zusätzlich mit Silikon abgeformt. Die Abrollung des originalen Siegelbildes ist somit in zweifacher Sicherung erhalten geblieben.
Ausblick
Beide Konvolute zusammen dokumentieren drei- bis fünftausend Jahre altes mesopotamisches Weltwissen in Bild und zum Teil auch Schrift. Sie bieten Einblicke in die faszinierende Bilderwelt des alten Vorderen Orients und geben Anlass, über den Sinn und Zweck dieser Bilder im Kontext eines Verwaltungsinstruments, dem Siegel, zu forschen. Allerdings sind diese beiden Corpora bislang nur einem sehr kleinen Kreis von Wissenschaftler*innen zugänglich.
Die Siegelabrollungen und deren Abformungen in modernen Materialien (Plastiline, Silikon) sind über 30 Jahre alt und bedürfen Reinigungs- und Erhaltungsmaßnahmen sowie der digitalen Dokumentation. Zunächst wurden die existierenden Dias mit den Aufnahmen der nicht mehr verfügbaren Original-Siegel, die vor dem Verkauf der Sammlung Erlenmayer am Institut angefertigt wurden, digitalisiert, um in Zukunft für Lehre und Fach-Community in Kombination mit den Abrollungen nutzbar zu sein.
Von den originalen Rollsiegeln sollen qualitativ hochwertige moderne Abrollungen angefertigt und digital fotografiert werden. Derzeit sind nur Teile in einer älteren Publikation (Moortgat-Correns 1968, Die ehemalige Rollsiegel-Sammlung Erwin Oppenländer, Baghdader Mitteilungen 4, 233-297) mit Schwarz-weiß Fotos veröffentlicht. Die Abrollungen sollen zusammen mit den Original-Rollsiegeln aufbewahrt und für die Lehre und ggf. Ausstellungen genutzt werden.
Die Rollsiegel-Sammlung des Instituts stellt einen Schatz für Lehre und Forschung dar, der bisher nicht adäquat genutzt wird. Die Sammlung soll zukünftig auch für Interessierte zugänglich sein; temporäre Ausstellungen in Vitrinen des Fachbereichs und der Campusbibliothek sind geplant. Die Arbeiten an der Sammlung werden freundlich unterstützt von der Koordinierungsstelle für Universitätssammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin.