Die unklassische ›Künstlerreise‹ im 16. Jahrhundert. Niederländische Migranten zwischen Italien und dem östlichen Europa
Federico Zuccari: Zeichner im Wald von Vallombrosa, 1576, Wien, Graphische Sammlung Albertina, Inv. Nr. 13329, 271 x 395 mm, Rötel und schwarze Kreide, Aufschrift: „1576 adi… agosto …“
Teilprojekt B1
Unterprojekt 2
Projektleitung
Prof. Dr. Karin Gludovatz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Evelyn Reitz, M.A.
Projektbeschreibung
Das Unterprojekt zur unklassischen ›Künstlerreise‹ untersucht die Mobilität niederländischer Künstler und ihrer Werke im 16. Jahrhundert. Es konzentriert sich dabei auf jene Formen der Wanderschaft, die nicht vorrangig durch eine Bildungsabsicht, sondern durch politische Ereignisse wie die niederländischen Religions- und Unabhängigkeitskriege motiviert waren und die Künstler oft zu lebenslangen Migranten machten. ›Unklassisch‹ war ihre Mobilität insofern, als sie weder die Aneignung ästhetischer Normen, die gemeinhin als klassisch gelten, noch eine konkrete Abkehr von diesen zum Ziel hatte.
Die Wanderschaft der Niederländer und ihrer Artefakte soll über Italien hinaus nach Deutschland, Böhmen und Schlesien verfolgt werden. Neben den Biographien fokussiert das Projekt die Genres und
Gattungen, die zur Etablierung in der Fremde dienten und die ihrerseits neue Formen der Mobilität entfalteten. In der Handzeichnung, in Kabinettstücken, in der Landschaftsmalerei und in Stammbüchern werden die sukzessive Aneignung des Fremden, der Austausch der Kulturen und das gleichzeitige Bemühen, das Eigene zu bewahren, nachzuvollziehen sein. Ziel ist es, über die modernen Grenzen der Nationalstaatlichkeit, Hegemonien des Transferbegriffs und die statische Einteilung in Schulen und Gattungen hinaus transkulturelle Prozesse zu definieren und die Bedeutung der Mobilität von Künstlern und Artefakten für die künstlerischen Werke herauszuarbeiten.