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Workshop 'Schlagwort Produktionsästhetik'

30.09.2006

Mit: Friedrich Weltzien, Antonia Ulrich, Franziska Uhlig, Stefan Neuner, Erik de Bruyn, Michael Lüthy, Sabeth Buchmann, Karin Gludovatz

Tagungskonzeption

Als wissenschaftstheoretisches Schlagwort und methodologisches Distinktionsmerkmal ist der Begriff "Produktionsästhetik" in den Kunstwissenschaften der jüngeren Zeit häufiger anzutreffen. Es fällt dabei auf, dass es keine gültige Definition zu geben scheint, es existieren vielmehr zahlreiche Konzeptionen nebeneinander, die teilweise stark divergieren.

Produktionsästhetik wird eingesetzt als Gegenbegriff oder Ergänzung zu gängigeren Analysemodellen wie Rezeptionsästhetik, Werkästhetik oder Materialästhetik. Er kann dabei die dezidierte methodische Konzentration auf die Erforschung des künstlerischen Arbeitsprozesses meinen, die vergleichende Untersuchung von Poetologien als bereits vom Künstler reflektierten Prozess, ebenso wie die historische Wandlung von künstlerischen Strategien und Techniken.

Daneben existiert ein Verständnis von performativen Kunstformen, die die Herstellung zum Teil des Werkes erhebt und somit Produktion zum Reflexionsgegenstand der Ästhetik macht. Anschlussfähig ist die Terminologie auch an andere Theoriegebäude, etwa Fragestellungen der Gender- oder Postcolonial Studies, in soziologischer Weise: wer produziert Kunst für wen und unter welchen Bedingungen.

Ein anderer Ansatz der Produktionsästhetik rehabilitiert den Autor und seine für die Werkgenese bedeutenden Subjektkategorien. In Ergänzung zur Werkinterpretation kann Produktionsästhetik daneben auch die Frage meinen: weshalb sieht ein Kunstwerk so aus, wie es aussieht – und nicht vielmehr ganz anders? Und geht damit von einer Deutung aus, die nicht das vollendete Werk, sondern dessen Entstehung als hermeneutisches Material nutzt.
Schließlich spielt auch die Technikgeschichte eine Rolle: sich wandelnde Bedingungen von Produktion haben immer auch ästhetische Facetten. Arbeit und Arbeitsplätze werden historisch spezifisch gestaltet.

Dieser – durchaus unvollständige – Katalog zeigt die Divergenz produktionsästhetischer Konzepte auf und belegt so die Notwendigkeit, das aktuelle terminologische Feld zu umreißen und zu kartieren. Zu diesem Zweck diskutieren Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden über Modelle, Anwendungen, Methoden und Theorien zur Produktionsästhetik. Das dringende Desiderat einer terminologischen Aufarbeitung für die Kunstwissenschaften soll mit diesem Schritt begonnen werden.

 

Programm (als PDF)

 

Samstag, 30.09.2006
10-10.15 h Begrüßung
10.15-11 h Friedrich Weltzien (Berlin): Problem Entgrenzung der Künste: Produktionsästhetik und Kunstwissenschaft
11-11.45 h Antonia Ulrich (Berlin): Produktionsästhetik als Ent-Mystifizierung künstlerischer Produktion
11.45-12.30 h Franziska Uhlig (Halle): Höhere Ordnung. Ein Plädoyer für die Hand
Mittagspause
14-14.45 h Stefan Neuner (Zürich): Politiken der Produktion. Pollock, Process Art und politischer Aktivismus in den 1960er Jahren
14.45-15.30 h Erik de Bruyn (Groningen): Film Redux: Michael Asher, 1973/2005
Kaffeepause
16-16.45 h Michael Lüthy (Berlin): Argumente für eine Produktionsästhetik aus der Perspektive der jüngeren Kunstentwicklung
16.45-17.45 h Sabeth Buchmann (Wien) und Karin Gludovatz (Berlin): Leidenschaft der Arbeit oder Arbeit an der Leidenschaft? Jean-Luc Godards "Passion"
Ende der Veranstaltung: ca. 18 h

 

Organisation: Friedrich Weltzien und Sabeth Buchmann

Veranstalter: Teilprojekt A2 (Protomodernes Sehen zwischen ästhetischer Weltwahrnehmung und wissenschaftlichem Objektivitätsanspruch) in Kooperation mit der Akademie für bildende Künste Wien

 

Zeit & Ort

30.09.2006

Kunsthistorisches Institut der FU Berlin, Koserstr. 20, Raum 163