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Workshop 'Hybride? Probleme der wissenschaftlichen Rede über Wort-Bild-Formen'

01.07.2005 - 02.07.2005

Ein Workshop der Teilprojekte B1 (Die Spezifik der ästhetischen Erfahrung des Wortkunstwerks) und A5 (Dementis ästhetischer Erfahrung)


 

Tagungskonzeption

Spätestens seit der Neoavantgarde der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts treibt der Prozeß der künstlerischen Reflexion auf die Darstellungsmittel intermediale Konzepte und Werke hervor, die nicht mehr nur die Intermedialität einer einzelnen Kunst (die Bildlichkeit/Lautlichkeit der Schrift z. B.) thematisieren, sondern die Gattungsgrenzen selbst problematisieren. Gerade bei Arbeiten von Text-Bild-Künstlerinnen ist dabei häufig keines der beiden Medien als dominantes zu erkennen. Diese von Adorno als "Verfransung der Künste" gekennzeichnete (und kritisierte) Tendenz der Verwischung von Gattungsgrenzen stellt die wissenschaftliche Rede über Hybridformen vor neue Aufgaben. Gleichwohl werden Schwierigkeiten im Sprechen über Text-Bild-Hybride kaum ausdrücklich erörtert, und die wissenschaftsinterne Verteilung der Künstler auf die einzelnen Fächer gelingt scheinbar weitgehend problemlos. Sophie Calle und Henry Darger sind bildende Künstler, für die sich die Kunstwissenschaft zuständig weiß, Rolf Dieter Brinkmann und Charles Henri Ford sind und bleiben Gegenstände literaturwissenschaftlicher Analyse. Wie wird diese Zuordnung begründet? Was ermöglicht es, sie herzustellen? Und, wichtiger, wie wird die Rezeption konkreter Werke durch ihre Zuweisung zu den einzelnen Fächern gelenkt, deren jeweiliges begriffliches Instrumentarium sich ja an der medialen Spezifik ihrer Gegenstände ausgebildet hat.

Den wissenschaftlichen Arbeiten zu Bild-Text Hybriden wohnt eine Tendenz inne, jenes Medium klar zu favorisieren, dem der eigene Fachdiskurs zugeordnet ist. Die Interaktion von (literarischen) Texten und Bildern wird dabei zwar thematisiert, zugleich aber in den Rahmen eines Diskurses eingebunden, der jeweils so tut, als ob das Ganze als Text oder als Bild zu verstehen sei. Die Anregungen der Kulturwissenschaften, die sich nicht mehr innerhalb der Gattungsgrenzen bewegen, haben zweifellos auch das Sprechen über die Künste bereichert. Fraglich aber ist, so scheint uns, ob die kulturwissenschaftliche Rede, die auch die bildende Kunst unter den Textbegriff subsumiert, für die Versprachlichung einer ästhetischen Erfahrung von Gegenständen geeignet sein kann, in der sich Sichtbarkeit und Lesbarkeit komplex verschränken.

Vor diesem Hintergrund möchten wir im Rahmen eines Workshops anhand von Text-Bild-Hybriden zum einen diskursive Strategien des Umgangs mit modernen künstlerischen Mischformen nachzeichnen und diskutieren. Zum anderen soll nach Formen einer Rede über mediale Mischformen (Collage, Fotoroman, Comic, Installation) gefragt werden, die der spezifischen Medialität dieser Gegenstände womöglich gerechter werden als es bei der kulturwissenschaftlichen Fixierung auf Textualität der Fall ist.

 

Programm (als PDF)

 

Freitag, 01.07.2005
16 h Begrüßung: Joachim Küpper
Moderation des Nachmittags: Gert Mattenklott
16.30-17.30 h Eröffnungsvortrag
Michael Glasmeier (Braunschweig): Texte im Rahmen.
17.30-18.15 h Workshop-Referat
Brigitte Weingart (Bonn): „Sehtextkommentar". Zu den Bilderschriften von Ferdinand Kriwet
19 h Abendessen
Samstag, 02.07.2005
Moderation des Vormittags: Dirck Linck
10-11.15 h Impulsreferat

Gottfried Willems (Jena): Die Künste, ihre Medien und die Fallen der Spezialisierung. Zur Idee des Gesamtkunstwerks.

11.30-13 h Workshop-Referate

Jens Balzer (Berlin): Enthemmung und Indifferenz: Zur Revision der Bild-Text-Beziehungen im frühen Comic.
Stefanie Rentsch (Berlin): Lesarten des Fotoromans zwischen Trivialliteratur und Kunstform.

Mittagspause
Moderation des Nachmittags: Stefanie Rentsch
15-16.15 h Impulsreferat

Andreas Hapkemeyer (Bozen): Hamish Fulton - the walking artist/ the writing artist.

Pause
16.30-18 h Workshop-Referate
Stefan Neuner (Wien): Hybride, Kalligramme und Tautologien. Jasper Johns und das Problem der Text-Bild-Relationen in der amerikanischen Neo-Avantgarde.
Carolin Meister (Berlin): Die Ausweitung der Kompetenzzone. Zum Kurzschluß zwischen Kunstwissenschaft und Linguistik in der Rezeption von Hybriden.
Ende der Veranstaltung: ca. 19 h

Konzeption: Dr. Dirck Linck und Stefanie Rentsch, M.A.

Zeit & Ort

01.07.2005 - 02.07.2005

Seminar für Klassische Philologie der FU Berlin, Ehrenbergstr. 35