Eine Veranstaltung des Sonderforschungsbereichs 626 "Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste", Teilprojekt A11 "Die Fernsehserie als ästhetische Form".
Mit Jane Feuer, Jens Ruchatz, Felix Kirschbacher, Sven Stollfuß, Nikolaus Perneczky, Lukas Foerster, Michaela Wünsch, Christoph Ernst, Elke Möller und Christine Lang.
Wenn in den letzten Jahren ästhetische Innovationen im Feld serieller Ästhetik in den Blick genommen wurden, war häufig von «narrativer Komplexität» (Jason Mittell), «neuer Intelligenz» (Steven Johnson) oder schlicht «Quality TV» die Rede. Die fernsehhistorische Genealogie der damit kategorisierten (und kanonisierten) Fortsetzungsserienformate ist bei genauerer Betrachtung indes ihrerseits komplex und reicht viel weiter zurück, als gängige Ableitungen vermuten lassen: bis weit in die klassische Broadcast-Ära, also lange bevor Sender wie HBO und AMC die wertästhetisch aufgeladene Kategorie der Qualität als Alleinstellungsmerkmal (und gleichsam als Kennzeichnung eines Genres) prägen konnten. Die diskursive Dominanz der Kategorie hat – zumal im deutschsprachigen Seriendiskurs – zu gewissen Einseitigkeiten und Verengungen geführt, die nicht nur normative Effekte zeitigen, sondern auch wesentliche fernsehhistorische Zusammenhänge unterschlagen.
Die Tagung Before «Quality» zielt demgegenüber auf die Etablierung einer kritischen «Außenperspektive» auf die gegenwärtige Qualitätsnorm durch Historisierung. In ihrem Zentrum stehen Beiträge, die sich mit den originären Genres der klassischen Broadcast-Ära vor dem Umschlag in das sogenannte «third golden age of television» befassen, dessen Beginn für gewöhnlich mit dem Sendestart der HBO-Serie The Sopranos (1999) datiert wird. Einerseits erhoffen wir uns durch diese Distanznahme Erkenntnisse über die historischen Wechselfälle des Qualitätsbegriffs sowie der jeweils mit ihm assoziierten Erzähl- und Darstellungsverfahren. Andererseits möchten wir eben diesen Begriff als potenziellen Ausschließungsmechanismus untersuchen. Ein weiterer Fokus der Tagung sind deshalb auch abgebrochene Traditionslinien und gescheiterte Experimente, vermeintlich überkommene Formate und Ästhetiken, die scheinbar gerade keine Spuren in der Gegenwart hinterlassen haben; all die «alternativen Geschichten» serieller Fernsehästhetik, die vom impliziten Hegemonieanspruch der «Qualität» eher verhindert als befördert wurden.
Kontakt: sfb626@zedat.fu-berlin.de
Zeit & Ort
06.06.2014 - 07.06.2014
Freie Universität Berlin, Institut für Theaterwissenschaft (Hörsaal), Grunewaldstraße 35, 12165 Berlin