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Theateraufführung: "Vor dem Stacheldraht – Duett für eine Stimme"

News vom 06.07.2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchten wir Sie herzlich zur Aufführung des Theaterstücks " Vor dem Stacheldraht – Duett für eine Stimme" der Setnet-Schule am Mittwoch, den 6. Juli 2016 um 19.30h in der Werkstatt der Kulturen, Berlin, einladen.

Das Theaterprojekt von Regisseur Park Sangyoung entstand unter Mitwirkung von geflüchteten Jugendlichen aus Nordkorea und Jugendlichen aus Südkorea der Setnet-Schule.

Im Anschluss an das Stück wird es eine Diskussionsrunde mit dem Regisseur geben.

Der Eintritt ist frei.

 

Ort: Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, 12049 Berlin

Zeit: Mittwoch, 6. Juli 2016 um 19: 30

 

 

Über die Schule:

Die Setnet-Schule (3&4 Schule) wurde 2004 als alternative Schule ohne staatliche Anerkennung gegründet, um geflüchtete Jugendliche aus Nordkorea bei der Integration in den südkoreanischen Alltag zu unterstützen. Neben der schulischen Ausbildung liegt der Fokus auf der Vorbereitung zur kŭmjŏnggosi – der Reifeprüfung für Schüler, die an Schulen ohne staatliche Anerkennung eingeschrieben sind. Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Technologien, berufsvorbereitende Kurse mit Praxisbezug und Einbindung künstlerischer Elemente zur Identitätsbildung der Schülerinnen und Schüler gehören zu den Grundbausteinen der Lehre. Des Weiteren grenzt sich die Setnet-Schule von dem gängigen Bildungskonzept ab, Geflüchtete auf ein Leben in den Großstädten vorzubereiten, sondern den Jugendlichen das Leben in Regionen außerhalb der Metropolen näher zu bringen.

 

 

Über das Stück:

Vor dem Stacheldraht – Duett für eine Stimme

(Buch und Regie: Park Sangyoung)

 

Prolog: Ein ungebetener Gast – Freut ihr euch nicht?

1950 – 1960: Zerbrochene Träume und Liebe – Krieg und Teilung

Nach 36 Jahren japanischer Kolonialherrschaft wurde Korea 1945 zwar befreit, es besaß jedoch keine Autonomie. Die koreanische Halbinsel wurde durch die USA und die Sowjetunion geteilt. Am 25. Juni 1950 begann der Norden mit Einverständnis der Sowjetunion einen Bürgerkrieg, bei dem es sich faktisch um einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion handelte. Der drei Jahre dauernde Krieg forderte schätzungsweise fünf Millionen Tote, was die größte Tragödie für das koreanische Volk in seiner Geschichte darstellt.

 

1970 – 1980: Ein Land ohne Rückkehr – Meine geliebte Heimat

Meine Heimatstadt Hoeryeong liegt in der Provinz Nord-Hamgyeong. Der kristallblaue Tumen fließt durch die Stadt. Ein wunderschöner und friedlicher Ort, an dem jedes Jahr weiße Aprikosen blühen.

 

1990 – 1999: Flucht aus Nordkorea – Eine lange Reise unter Lebensgefahr

Die Wirtschaftskrise die 1994 in Nordkorea begann, der Tod von Kim Il-Sung und die große Überschwemmung stürzten Nordkorea in eine verheerende Lebensmittelknappheit. Die Regierung, die durch das Verteilungssystem die Existenz der Bevölkerung verantwortete, hatte die Kontrolle verloren. Mehr als drei Millionen Menschen verhungerten. Die Menschen in den Grenzregionen zu China und Russland flohen, um ihr Überleben zu sichern. Über China und Südostasien verstreuten sie sich nach Südkorea und in andere Länder. Einige irren heute noch als Flüchtlinge in der Welt umher.

 

2001: Wer bin ich? – Ein Fremder

Der Koreakrieg wurde 1953 durch einen Waffenstillstand beendet (bis heute gibt es keine Friedensabkommen). In den 47 Jahren bis 1999 flüchteten insgesamt nur 967 Menschen aus Nordkorea nach Südkorea, meist aus politischen Gründen. Von 1999 bis 2007 durchbrachen jedoch 10.000 Menschen die gewaltige Grenze und riskierten ihr Leben, um nach Südkorea zu kommen. Sie flüchteten nicht nur für ein Leben in Freiheit, sondern auch um dem Hungertod zu entkommen. In Südkorea sehen sie sich jedoch mit einer strukturellen Ungleichheit und einem rigorosen Konkurrenzkampf konfrontiert, was typisch für den Turbo-Kapitalismus in Südkorea ist, da sich die Wirtschaft binnen kürzester Zeit rasant entwickelt hat. Südkorea wird gepriesen, das Wunder am Han-Fluss“ vollbracht zu haben, doch das extrem konsumorientierte, kapitalistische System flößt den Geflüchteten nur noch mehr Furcht und Misstrauen ein und die begeben sich auf eine ewig andauernde Flucht.

 

2009: Trauma -  Selbst wenn die Blüten fallen, lebt die Blume!

17% aller Geflüchteten aus Nordkorea im Süden sind Jugendliche im Alter von 7 – 24 Jahren. Die meisten von ihnen sehnen sich nach einem sozialen Aufstieg und besuchen Universitäten, wobei die südkoreanische Regierung dabei Hilfe, im Sinne vereinfachter Zugangsbedingungen, welche ihre Situation berücksichtigen, gewährt. Viele Studenten brechen jedoch durch die mangelhafte Allgemeinbildung und/oder soziale Kommunikationsdefizite ihr Studium ab. Sie werden als „Sonderlinge“ ausgegrenzt oder verlassen illegal Südkorea und ziehen durch die Welt.

 

2016: Träume von Efeu – Bis das Grün alles Verzweifelte überdeckt

Wenn wir unsere Köpfe aus Verzweiflung ob der unbezwingbaren Mauer hängen lassen, führt ein Efeublatt tausende Efeuranken und erklimmt diese Mauer.

 

Epilog: Das Lied der Vögel – Vor dem Stacheldraht

„Nun legt die Waffen nieder und haltet unsere beiden Hände fest. Und lasst uns gemeinsam die rostig verkrusteten Stacheldrähte abreißen!“

 

Wir hoffen auf Ihr Interesse und freuen uns, Sie am 6. Juli in der Werkstatt der Kulturen begrüßen zu dürfen.

>> Flyer <<

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