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Institutionalisierung von Wissen in konfuzianischen Akademien in Korea

Institution:

SFB 980 Episteme in Bewegung: Wissenstransfer von der Alten Welt bis in die Frühe Neuzeit; Deutsche Forschungsgemeinschaft

Mitarbeiter/innen:
Förderung:

DFG

Projektlaufzeit:
01.07.2016 — 30.06.2024

Das Projekt untersucht synchron und diachron regulatorische Texte der konfuzianischen Akademien (sŏwŏn) im 16. und 17. Jahrhundert der Chosŏn-Dynastie. Diese Texte definieren den Zweck, die ideelle Ausrichtung und die institutionelle Verfassung der Akademien. Sie konnten sich aber auch auf die Regulierung einzelner Bereiche der Akademien erstrecken wie etwa im Falle von Ritualkompendien für die dort praktizierten Kulte. Diese regulatorischen Texte werden im allgemein als mit starken Stabilitätszuschreibungen versehen betrachtet, da sie Traditionen generierten und absicherten, sowie sich häufig auch in Rekursen auf eine beschränkte Zahl älterer Vorbilder legitimierten. Sie werden im modernen Diskurs daher als Grundlage synchroner Untersuchungen herangezogen, obwohl sie gleichzeitig auch Produkte zeitlicher und räumlicher Transferprozesse darstellen.

Die im 16. Jahrhundert auf der koreanischen Halbinsel entstandenen und sich rasch verbreitenden Konfuzianischen Akademien reihen sich in eine lange und mit verschiedenen Stabilitätszuschreibungen versehene konfuzianische Tradition ein, stellen aber im Hinblick auf ihre Konfiguration eine neue Qualität an institutioneller Eigenständigkeit dar. Sie folgen zwar insofern dem Grundmuster der staatlichen Schulen und Universitäten, als sie das Studium konfuzianischer Schriften mit konfuzianischen Kulten verknüpften. Allerdings unterscheiden sie sich deutlich von diesen, nämlich durch die Formung einer akademischen Gemeinschaft, die die Staatsexamen zur Beamtenauswahl als das Hauptziel der Bildung grundsätzlich ablehnen bzw. infrage stellen. In ihrem Mittelpunkt steht ausschließlich das intellektuelle Bemühen um das Wissen der neo-konfuzianischen Lehre an sich und seine praktische Anwendung.

Das Teilprojekt untersucht diachron den Transfer und Wandel regulatorischer Texte innerhalb Koreas und zwischen China und Korea und erarbeitet synchron eine Typologie dieser bisher nicht für wissensgeschichtliche Fragestellungen erschlossenen Texte und der darin erfassten Wissensbezüge. Diese inkorporieren und verschränken vor allem die Bereiche Gelehrsamkeit und Kult, erstrecken sich darüber hinaus aber auch auf die akademische Organisation, die Definition von Bildungsidealen, Legitimation und Gemeinschaftsbildung.

English summary

Project C05 analyzes the regulatory writings of Confucian Academies (sŏwŏn) in the Chosŏn-Dynasty of the 16th and 17th century from a synchronic and diachronic perspective. These writings define the purpose, conceptual direction and the institutional constitution of the Academies. Ascriptions of stability to the study regulations were used to create and preserve tradition and to legitimize claims of validity for the academies. The project examines the transfer and change of these regulatory writings in Korea and between China and Korea as well as the processes of re-contextualization of the academies and their regulations.