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2014. Die Place du Souvenir - fünf Ausstellungen anlässlich der 11. Dak'Art

Von Stefanie Bach

Die Place du Souvenir ist einer der meistbesuchtesten und belebtesten Plätze in Dakars Nachtleben. Neben Konzerten, Filmvorstellungen oder Modenschauen, finden hier zudem unterschiedlichste wissenschaftliche Veranstaltungen und Kunstausstellungen statt.
Der seit 2009 bestehende Platz, der vom senegalesischen Architekten Pierre Goudiaby Atepa entworfen wurde, beherbergte zur diesjährigen DAK ́ART insgesamt fünf Ausstellungen und zählte somit zu einem der Hauptaustragungsorte der Biennale. Auf summa summarum vier Ebenen wurden den Besuchern vom 12. Mai bis zum 8. Juni Kunstwerke aus ganz Afrika präsentiert.

Die Ausstellungen anlässlich der DAK ́ART waren von ihrer Unterschiedlichkeit geprägt und fügten sich dem Leitspruch des Platzes, an dem auch das reguläre Programm angelegt ist. Diesen Leitspruch beschrieb der von 2000 bis 2012 amtierende Präsident Abdoulaye Wade wie folgt: "Die Place du Souvenir steht für die Gesamtheit Afrikas, wie Sie alle der Sklaverei, Kolonisation, Diktatur und postkolonialen Ausbeutung trotzten". Der hier ausgesprochene Gedanke des Panafrikanismus lässt sich nicht nur im Programm des Platzes wiederfinden, sondern auch verstärkt in der Architektur des Platzes, mit seiner Monumentalität und vor allem durch die goldene Afrikaskulptur am Ufer des Atlantiks, ablesen.

Die Place du Souvenir wird durch sein differierendes kulturelles Programm als Platz der kulturellen Begegnung gesehen, wo unterschiedlichste Generationen und Ethnien aufeinandertreffen und sich austauschen und bei dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durch die Veranstaltungen miteinander verbunden werden.

So eröffnet sich dem Besucher der DAK ́ART 2014 beim Begehen des Platzes zunächst der pompöse marokkanische und algerische Pavillon, die offiziell als Ausstellungsort im OFF-Programm der Biennale dienten und zu denen jeweils ein Katalog präsentiert wurde. Bereits die Architektur der beiden Pavillons, versetzt den Besucher ins staunen. So sind beide Pavillons baugleich in einem klassischem Konzept errichtet worden und erinnern an die Architektur der griechischen Tempel. Beide sind mit einem Säulenumgang gestaltet, wobei jede Seite drei Säulenpaare aufweist und eine Art Zahnschitt am Architrav des Gebäudes zu erkennen ist. Die Säulen selbst sind jedoch schmucklos und reduziert gehalten, wie auch der gläserne Kubus, der sich hinter den Säulen erstreckt. So zeigt sich hier wiederum eine moderne Architektur, wodurch ein Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart zu erkennen ist.

Place du Souvenir. rechts: marokkanischer Pavillon; links: algerischer Pavillon. Dakar 2013. Foto: Stefanie Bach

Der marokkanische Pavillon, der von Mostapha Romi kuratiert und vom Hauptsponsor der DAK`ART - der Air Maroc - finanziert wurde, stand unter dem Titel "Abstractions Legitimes - 14 Artistes Africains". Die Ausstellung erstreckte sich über insgesamt zwei Etagen und zeigte zeitgenössische Werke von 14 Künstlern aus ganz Afrika. Darunter befanden sich beispielsweise Werke des Senegalesen Soly Cissé oder auch Aimé Mpane, der aus dem Kongo stammt. Unter den 14 Artisten werden aber auch Werke von sechs marokkanischen Künstlern gezeigt. Dazu gehörten unter anderem Said Messari oder auch Ahmed Hajoubi. Das Besondere an dieser Ausstellung: Eröffnet wurde sie dem Besucher über einen roten Teppich, sowie zwei roten Bannern, die den Eingang umrahmten. Somit setzte sich hier der Hauptsponsor der DAK ́ART gekonnt in Szene.

Gegenüberliegend erschien der zurückhaltende algerische Pavillon als Pendant. Der baugleiche Pavillon gestaltete sich ebenfalls über zwei Etagen. Die Prämisse dieser Ausstellung - die von M. Mourad Krinah kuratiert wurde - war es jedoch, die "Algerian New Artistic Scene" mit Hilfe von Werken 15 algerischer Künstler dem Besucher näher zu bringen. So gehörten zu den ausgestellten Künstlern unter anderem Hicham Belhamiti, Mehdi Djelil oder auch Sofiane Zougger. Die ausgestellten Exponate waren von ihrer Unterschiedlichkeit geprägt, so fand sich der Besucher in Mitten eines Konstrukts aus Installationen, Gemälden, Plastiken und Videoarbeiten wieder. Diese wurden dem Besucher im Vergleich zum marokkanischen Pavillon sehr übersichtlich und strukturiert präsentiert.

Algerischer Pavillon. Blick auf: Hicham Belhamiti. Le Penseur, Papa et moi. Dakar 2014. Foto: Stefanie Bach

Bei der Betrachtung der Werke und der dürftigen Auswahl an Künstlern, erschlossen sich dem Besucher jedoch weder die Auswahlkriterien, nach denen man die hier selektierte, noch wurde ein mannigfaltiger Blick auf die bunte algerische Kunstszene gegeben.
Weiter unten am Platz zeigten sich groteskerweise in weitaus schlichterer Aufmachung die offiziell zum IN-Programm der DAK ́ART zugehörigen Hommagen an zwei senegalesische Künstler.

So gelangte der Besucher, wie es scheint, von der Gegenwart - der zeitgenössischen Kunst - über den Treppenabstieg des Platzes, in eine vergangene Zeit. So gelangte man ohne jegliches Hinweisschild oder auch Flyer in ein zweigeschossiges Gebäude, in dem sich zunächst 27 Gemälde eines Künstlers im ebenerdigen Bereich erstreckten. So suchte man vergeblich den Titel der Ausstellung und Werke. Bei näherem Betrachten erhielt der Besucher jedoch den Hinweis, dass es sich hierbei um die Exponate des senegalesischen Künstlers Mamadou Diakhaté handeln musste, da am Ende des Rundgangs mehrere Plakate mit seinem Namen prangten. Diakhaté, der 1938 in Tivaouane im Senegal geboren ist, lebt und arbeitet heute überwiegend in Deutschland. Bekannt ist Diakhaté vor allem dafür, dass er seine Werke mithilfe seiner Finger gestaltet und ganz auf den Pinsel verzichtet. Auch im Senegal selbst - im dem kleinen Ort Lac Rose - besitzt er immer noch ein Atelier, welches er extra für die Biennale öffnete. Die 27 Werke spiegeln Diakhaté ́s gesamte künstlerische Mannigfaltigkeit wieder. So entschied er sich, Malereien von 1985 an bis heute auszustellen.

Blick in die Ausstellung der Hommagen von Mamdou Diahakté und Mbaye Diop. Dakar 2014. Foto: Christophe Ndabananiye.

Über eine Treppe in Mitten des Raumes gelangte man in die zweite Ebene zu einer Ausstellung mit 20 Kunstwerken, die ebenfalls von Mame Bintou Diedhiou kuratiert wurde. Die hier gezeigten Exponate stammten vom bereits 2003 verstorbenen Mbaye Diop. Auch hier fiel der eher spärlich ausgestaltete Raum sofort ins Auge. So beinhaltete dieser Teil der Ausstellung vor allem Gemälde, aber auch Collagen, sowie eine Installation, die aus einem alten Motorroller bestand, der in Diop ́s künstlerischem Verständnis dekoriert wurde.

Die fehlende Ausgestaltung und Kühle der hier betrachteten Räumlichkeiten lässt vermuten, dass dies wohlmöglich auf den fehlenden Sponsor zurück zu führen ist. Denn dieser fiel dem Besucher bei den vorangegangenen pompösen Ausstellungen unumgänglich ins Auge. So stellt dieser Faktor wohlmöglich den Auslöser für die vorherrschende differierende kuratorische Leistung dar.

Des weiteren wurde anlässlich der DAK ́ART eine große Bühne auf dem Gelände errichtet. Auf dieser fanden Modenschauen oder auch Konzerte, wie von dem Senegalesen Cheikh Lô statt. Aber auch ein kleiner Kinosaal, sowie eine weitere Ausstellung, die Modekreationen beherbergte, waren Teil des Rahmenprogramms der DAK`ART 2014.

So stand das Programm des Place du Souvenir anlässlich der DAK ́ART 2014 insgesamt im Einklang mit dem ursprünglichen Leitspruch des Platzes. Es wurde ein weites Spektrum an verschiedensten kulturellen Angeboten abgedeckt, was die Besucher nachhaltig zum Nachdenken und gegenseitigen Austausch anregte und zugleich die Möglichkeit gab, sich der Kunst und Kultur des Senegals, beziehungsweise Gesamt- Afrikas und auch der DAK ́ART zu nähern. Gerade das Rahmenprogramm lockte nicht nur das extra angereiste Publikum der DAK ́ART zum Platz, sondern vor allem auch die Bürger Dakars selbst.