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2012. Down the Rabbit Hole

von Elena Lochmann

Einen nordischen Pavillon auf der Dak‘Art 2012, der Biennale für zeitgenössische afrikanische Kunst im Senegal, vorzufinden, ist auf den ersten Blick merkwürdig, auf den zweiten jedoch äußerst spannend und informativ. Die Ausstellung mit dem märchenhaften Titel Into the Rabbit Hole erinnert sofort an die Geschichte von Alice im Wunderland. In der Erzählung von Lewis Carroll folgt Alice, während sie träumt, einem Hasen und fällt in seinem Hasenbau in ein tiefes Loch, an dessen Ende sie schließlich in einem Raum voller Türen landet. Von dort aus beginnt ihre Reise durch das Wunderland. Sie entdeckt eine Parallelwelt, in der sie viele Dinge vorfindet, die ganz anders sind, als die, die sie schon kennt. Als Alice am Ende ihrer Reise schließlich wieder in die ‚normale‘ Welt zurückkehrt, sieht sie diese in einem ganz anderen Licht. Ziel des kuratorischen Konzepts und der ausgestellten Werke war, genau diese Thematik, nämlich das Kunst die Rolle eines ‚Hasenbaus‘ einnehmen kann, zu transportieren.

 

Teemu Mäki, Dakar Triptyque 2012, Ausstellungsansich, Foto: Elena Lochmann

 

Da die Ausstellung in der Galerie Espace Culturel VEMA in Dakar und nicht in einer nördlichen Hauptstadt stattfand, war es für mich ein ausschlaggebender Grund mehr über die Hintergründe des Projekts in Erfahrung zu bringen. Zu diesem Zweck kontaktierte ich Power Ekroth, eine der beiden Kuratorinnen (zusammen mit Marita Muukkonen aus Finnland). Das Team initiierte mit Into the Rabbit Hole ein komplett neues Vorhaben. Beide bezweifeln jedoch, dass es so oder so ähnlich ein weiteres Mal realisiert werden kann, da sehr viel Arbeit und Geld dahinter steckt. Die Idee und auch Einladung einen solchen nordischen Pavillon zu verwirklichen, kam von dem senegalesischen Künstler Viye Diba. Der Grundgedanke war, etwas in Dakar zu zeigen, das aus einer Region kommt, der im Senegal nicht unbedingt viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dazu wurden Künstler aus den verschiedenen nordischen Ländern eingeladen, um gemeinsam in der Hauptstadt an Projekten zu arbeiten. Den beiden Kuratorinnen war wichtig, dass die Teilnehmer eine Zeit lang selbst vor Ort verbrachten, um auf der einen Seite zu sehen wie die Künstler selbst darauf reagierten („mess with the artists brain“). Zudem wollten sie den Wert der persönlichen Begegnungen und den des Austausches im Zusammenhang mit einer fremden Kultur selbst erkennen.

 

Otto Karvonen, Monuments of Dakar, Ausstellungsansicht, Foto: Elena Lochmann

 

Der Großteil der ausgestellten Arbeiten von den Künstlern Egill Sæbjörnsson, Matti Kallionen, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Bjørn-Kowalski Hansen, Otto Karvonen, Teemu Mäki und Jesper Just ist direkt in Dakar entstanden, so z.B. die Fotografien von Karvonen, der durch das Monument Africain Renaissance dazu inspiriert wurde, tatsächliche reale Ideen und Träume der Einwohner von Dakar zu sammeln und fotografisch umzusetzen. Oder die Zusammenarbeit von Teemu Mäki mit senegalesischen Künstlern, die in ihren drei großformatigen Gemälden auf aktuelle Zustände Senegals hinweisen, auf einem davon ist z.B. ein im Kreis fahrender landestypischer Bus zu sehen, mit dem viele Menschen das Land verlassen möchten, aber nicht können. So vermischen die Künstler mit ihren Arbeiten verschiedene Realtäten und kreieren alternative traumartige Welten. Ganz so wie bei der Reise von Alice durch das Wunderland.