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Internationale Tagung "Zumutung Tradition. Topische Wandlungs- und Verhärtungsprozesse in Mittelalter und Früher Neuzeit"

10.06.2009 - 12.06.2009

Internationale Tagung der FG 'Topik und Tradition' vom 10.06.-12.06.2009

The Exigencies of Tradition.

The Transformation and Ossification of Topics in the Middle Ages and the Early Modern Period

International Conference of the DFG Research Unit 606 “Topics and Tradition. The Restructuring of Knowledge and its Transmission from the 13th to the 17th Centuries” Freie Universität Berlin, June 10th – June 12th 2009

 

Tradition kann verpflichten, zum Widerstand aufrufen, lähmen, herausfordern, schützen oder Zumutung sein – das Spektrum ihrer Leistungen und Funktionen ist deutlich größer, als allgemein angenommen. Tradition ist dann keine Zumutung mehr, wenn sie als Verwaltung von Wissen Maßstäbe historischer Ordnung erzeugt. Dann ist es ihr Ziel, Kontingenz zu vermeiden, die sowohl Gegenwart als auch Zukunft gefährden könnte. Diese Verhärtungstendenzen gegen Kontingenz können selbst wieder als Zumutung der Tradition erscheinen. Tradition beansprucht, verlässliche Ordnung zu bieten, und wird daher nur thematisiert, wenn sie nicht mehr als sichere Basis gesehen werden kann. In diesem Stadium wird der Zusammenhang der Topoi, die die Tradition tragen, brüchig: Wird Tradition zur Zumutung, wenn sich Topoi isolieren? Was ist „Tradition“ genau? Welche Formen lassen sich feststellen? In welchen Fällen wird Tradition in Mittelalter und Früher Neuzeit überhaupt zum Thema? Es ist ein grundsätzliches Charakteristikum kultureller Prozesse, dass das Streben nach Autorisierung durch Tradition in ständiger Spannung zu Prozessen der Veränderung steht, deren Trägern die ordnungsstiftende Funktion der Tradition durchaus als Zumutung erscheinen kann. Aus der Perspektive der bildenden Künste und der Literatur betrachtet, ist Tradition ein Ordnungsinstrument, das Formen bereithält, in denen Techniken der künstlerischen bzw. poetischen Weltkonstruktion als Darstellungswissen weitergegeben werden können. Das aber schließt nicht aus, dass in der Kunst bei der Bemühung um Tradition Wandlungsprozesse angestoßen werden. Die interdisziplinäre Tagung „Zumutung Tradition. Topische Wandlungs- und Verhärtungsprozesse in Mittelalter und Früher Neuzeit“ setzt sich zum Ziel, anhand einer Reihe von Beispielfällen die Arten des Umgang mit Tradition in Mittelalter und Früher Neuzeit herauszuarbeiten. Eine unserer Thesen ist, dass die Topoi der Tradition immer auch Erwartungsmuster für die Zukunft sind. Darüber hinaus ist die Frage danach wichtig, ob die vorgestellten Traditionen von den Betroffenen als Belastungen, Ermächtigungspotential oder Dekoration begriffen werden. Historische Studien können als Beispiele eines solchen Umgangs mit den Topoi der Tradition vorgestellt werden.

 

Tagungsprogramm