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Hans Sachs

Hans Sachs

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Hans Sachs

Schuster; Meistersinger; reformatorischer Publizist; Dichter; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 05. 11. 1494 Nürnberg

† 19. 01. 1576 Nürnberg

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Vater Jörg Schneider, vermutlich aus Sachsen nach Nürnberg eingewandert; Lateinschule, Schuster- und Meistersängerlehre; fünfjährige Wanderschaft in Oberdeutschland (südlich bis Tirol und Steiermark, nördlich bis Frankfurt/M.); 1516 Rückkehr; 1517 Meister, 1519 Heirat mit Kunigunde Kreutzer (gest. 1560), in dieser Ehe sieben Kinder, von denen aber 1567 keines mehr lebte; ein Haus geerbt, bis zu drei weitere hinzuerworben; Meistersang-Produktion seit der Wanderschaft; seit 1523 Dichtung für den Buchmarkt, u.a. reformatorische Flugschriften, zahlreiche Spruchgedichte, Sammelausgabe seiner Werke (d.h. ohne Meisterlieder, da für diese ein Druckverbot bestand − sie waren Eigentum der Singschule) in fünf Bänden 1558-1579; 1551-60 Spielleiter der Meistersingerbühne, 1555-61 Merker der Singschule, dadurch erhebliche Einkünfte, so dass er sein Handwerk aufgeben konnte; anderthalb Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1561 Barbara Endres, geb. Harscher (*1534), verw., mit sechs Kindern, v. denen wenigstens einige zur Zeit ihrer Eheschließung mit Sachs noch gelebt haben müssen; ausgedehnte Lektüre; beachtliche eigene Bibliothek; über 6000 Werke, u.a. 85 Fastnachtsspiele, 130 Komödien und Tragödien; vielfach verwendete er lit. − z.T. biblische − Vorlagen, die er einem nicht gelehrten Publikum zu vermitteln suchte; luth.

1.4. Literatur zur Person

NDB 22 (2005) 330-332 (Johannes Rettelbach); ADB 30 (1889) 113-127 (Edmund Goetze); LThK2 9 (1964) 198f. (H. L. Müller); LThK3 8 (1999) 1414 (Horst Brunner); BBKL 20 (2002) 1239-1260 (Franz Otten); EncR 3 (1996) 460 (Gerald Strauss); EncRen 5 (1999) 381f. (Eckhard Bernstein); TRE 29 (1998) 547-551 (Barbara Könneker); RGG4 7 (2004) 724 (Reinhard Hahn); PRE 17 (1906) 304-312 (Hopf/G. Holz); LexMA 7 (1995) 1223 (Horst Brunner); Fränkische Lebensbilder NF 7 (1977) 77-96 (Horst Brunner); Julius Sahr, Zu Hans Sachs. Teil II: Leben und Wirken des Hans Sachs. In: Zeitschrift f den dt Unterricht 9 (1895) 670-707; Rudolph Genée, Hans Sachs und seine Zeit. Ein Lebens- und Kulturbild aus der Zeit der Reformation. Mit 166 in den Text gedr. Abb., vielen Faksimiles nach den Handschriften und Notenbeilagen von Meisterliedern. Leipzig 21902; Nürnberger Gestalten aus neun Jahrhunderten. Ein Heimatbuch zur 900-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung Nürnbergs. Hg. v. Stadtrat zu Nürnberg. Nürnberg 1950, 94-99 (Fritz Hilsenbeck); Horst Brunner/Erich Strassner, Hans Sachs. In: Gerhard Pfeiffer (Hg.), Nürnberg − Geschichte einer europäischen Stadt. München 1971, 207-211; Barbara Könneker, Hans Sachs. (= Sammlung Metzler 94: Abt. D, Literaturgesch). Stuttgart 1971 (Lit.); Bernd Balzer, Bürgerliche Reformationspropaganda. Die Flugschriften des Hans Sachs in den Jahren 1523-1525. Stuttgart 1973; Horst Brunner (Hg.), Hans Sachs und Nürnberg. Bedingungen und Probleme reichsstädtischer Literatur. Hans Sachs zum 400. Todestag am 19. Januar 1976, im Auftrag des Vereins f. Gesch. der Stadt Nürnberg hg. (= Nürnberger Forschungen 19). Nürnberg 1976; Niklas Holzberg, Hans-Sachs-Bibliographie. Schriftenverzeichnis zum 400 jährigen Todestag im Jahr 1976, zusammengestellt in der Stadtbibliothek Nürnberg unter Mitarbeit v. Hermann Hilsenbeck. (= Beiträge zur Gesch und Kultur der Stadt Nürnberg 20). Nürnberg 1976; Gerald Strauss, Nuremberg in the Sixteenth Century. City Politics and Life between Middle Ages and Modern Times. Bloomington, Indiana 1976; Franz Machilek, Krankheit, Alter und Tod in der Dichtung des Hans Sachs. In: Johannes Karl Wilhelm Willers (Hg.), Hans Sachs und die Meistersinger in ihrer Zeit. Eine Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums im Neuen Rathaus in Bayreuth, 26. Juli bis 30. August 1981, 39-45 [zu (28), (9), (16)]; Manfred Dutschke, ,Was ein singer soll singen‘. Untersuchung zur Reformationsdichtung des Meistersängers Hans Sachs. (= Europäische Hochschulschriften I/865). Frankfurt, M./Bern/New York 1985; Maria E. Müller, Der Poet der Moralität. Untersuchungen zu Hans Sachs. (= Arbeiten zur Mittleren Dt Lit und Sprache 15). Bern/Frankfurt, M./New York 1985 (Rez.: Barbara Könneker. In: Daphnis 16 [1987] H. 1/2, 340-343); Paul Albert Russell, Lay Theology in the Reformation. Popular Pamphleteers in Southwest Germany, 1521-1525. Cambridge 1986, ch. 5: Nuremberg: a shoemaker, a painter, and an inquisition, 148-184: 165-181; Horst Brunner/Burghart Wachinger (Hgg.), Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts. 16 Bde. (1986-2002). Bd. 9-11. Tübingen 1986/87; Martin Arnold, Handwerker als theologische Schriftsteller. Studien zu Flugschriften der frühen Reformation (1523-1525). Mit 5 Abb. (= Göttinger theologische Arbeiten 42). Göttingen 1990, 56-105; Eckhard Bernstein, Hans Sachs, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt. (= rm 428). Reinbek bei Hamburg 1993; Reinhard Hahn, Hans Sachs. In: Stephan Füssel (Hg.), Deutsche Dichter der frühen Neuzeit (1450-1600). Ihr Leben und Werk. Berlin 1993, 406-427; Franz Otten, Mit hilff gottes zw tichten ... got zw lob vnd zw auspreittung seines heilsamen wort. Untersuchungen zur Reformationsdichtung des Hans Sachs. (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 587). Göppingen 1993; Berndt Hamm, Bürgertum und Glaube. Konturen der städt. Reformation. (= Sammlung Vandenhoeck). Göttingen 1996, Kap. 3: Ein Handwerker als Theologe: soziale und friedliche Reformation bei Hans Sachs (1494-1576), 181-231; Stephan Füssel (Hg.), Hans Sachs im Schnittpunkt von Antike und Neuzeit. Akten des interdisziplinären Symposiums vom 23./24. September 1994 in Nürnberg. (= Pirckheimer-Jahrbuch 10). Nürnberg 1995; − Werke: Keller/Goetze eds. (s.u. 2.1.) (enthält nur die Spruchdichtungen, also etwa ein Drittel des Werkes)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Hans Sachs, Werke. Hg. von Adelbert Keller und Edmund Goetze. 26 Bde. Stuttgart 1870-1908 (= ND Hildesheim 1964) (abgekürzt zitiert als KG plus Bd.-Nr.); vgl. die Liste bei Sahr (1895) (s.o. 1.4.) 689f. - Ich gebe die Texte in chronologischer Reihenfolge geordnet und nummeriert im einzelnen an; die von mir über Sahrs Liste hinaus gefundenen Texte sind durch * gekennzeichnet:

(1) Nr. 37 Der rock (Meisterlied). In: Dichtungen von Hans Sachs. Hg. von Karl Goedeke und Julius Tittmann. 3 Bde. Leipzig 1870/71. (= Dt Dichter des 16. Jahrhunderts 4-6). Bd. 1,15-17 (1516)

(2) Vorrede zum zweiten meistersangbuche [Prosa]. In: KG 22, 137 (24. 06. 1528)

(3) Nr. 740 Ein gesprech Die neun gab Muse oder kunstgöttin betreffend. In: KG 7, 202-210 (25. 08. 1536)

(4) Nr. 1131 Das bitter-sües ehlich leben. In: KG 4, 331-335 (09. 11. 1541), dreimal als Einzeldruck erschienen

(4a) Nr. 2546 Das pitter sues elich leben (Meisterlied). In: Edmund Goetze/Karl Drescher (Hgg.), Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs. Halle a. d. S. 1913, 306-308 (25. 11. 1547), zweimal als Einzeldruck erschienen

(5) Vorrede zum vierten Spruchbuche [Prosa]. In: KG 22, 183 (13. 04. 1543)

(6) Nr. 1407 Der buler kercker. In: KG 3, 389-394 (19. 06. 1544)

(7) Nr. 1469 Der liebe zanck. In: KG 4, 322-324 (01. 09. 1544)

(8) Nr. 2727 Gesprech frau Ehr mit eynem jüngling, die wollust betreffend. In: KG 3, 418-430 (09. 05. 1548)

(9) Nr. 3020 Der junckprunen (Spruchgedicht). In: Sämtliche Fastnachtspiele von Hans Sachs. In chronologischer Ordnung nach den Originalen hg. v. Edmund Goetze. 7 Bde. Halle a. d. S. 1880-1887. Bd. 1, 321-323 (31. 12. 1548)

(9a) Nr. 3019 Der junkbrunn (Meisterlied) (anscheinend Abschluss des 10. Meistergesangbuches). In: Goedeke/Tittmann eds. (1870/71) 1,268. 270 (31. 12. 1548) (s.o. Nr. [1])

(9b) Nr. 3020 Der jungkprunn (Schwank). In: KG 4, 441-443 (5. 11. 1557). Gg. die Hgg. Keller/Goetze nehme ich − wie Sahr (1895) (s.o. 1.4.) 689 − das am Schluss des Textes gedruckte Datum als das der endgültigen Fertigstellung an, da Sachs im Text − KG 4, 441 V. 2 − sein Alter als „im zway-unnd-sechtzigsten jar“ angibt. Anders als die Hgg. unter Nr. 3020 vermuten, ist der Text auch nicht identisch mit (9), sondern um 17 Verse gegenüber dem Spruchgedicht von 1548 erweitert (richtig unterschieden bei Sahr [1895] [s o. 1.4.] 689).

(10) Prosavorrede [des Hans Sachs zu seines Freundes Niclas Praun Werken, die Sachs sammelte und abschrieb]. In: KG 23, 3-5 (30. 03. 1549)

(11) * Nr. 4584 Zal und sum meiner gedicht auf dise zeit (Meisterlied). In: Goedeke/Tittmann eds. (1870/71) (s.o. Nr. [1]) 1,320-322 (31. 12. 1554) (Abschluss des 14. Meistergesangbuches)

(12) Nr. 4807 Der peschlues oder valete in dis 9 spruech-puech. In: KG 23, 84f. (05. 11. 1555)

(13) Nr. 4991 Schwanck. Ursach der feindtschafft zwischen den schneydern und der geyß. In: KG 9, 276-278 (24. 09. 1556)

(13a) Nr. 4977 Der schneider mit der gais (Meisterlied). In: Goetze/Drescher eds. (s.o. Nr. [4a]) 6,268f. (06. 09. 1556). Dieser Text ist inhaltl. parallel zu (13), jedoch fehlt hier der autobiogr. Verweis auf den Schneiderberuf des Vaters

(14) Nr. 4995 Die suma all meiner gedicht anno salutis 1556, am 30 Septembris. In: KG 23, 107-109 (Nachwort des 10. Spruchgedichtbuches)

(15) Nr. 5087 Der peschlues in dis 11 puech. Die suma all meiner gedicht. In: KG 23, 133-135 (05. 10. 1557)

(16) Nr. 5091 Ein klag-gesprech uber das schwer alter. In: KG 7, 211-219 (5. 11. 1557; nach Machilek [s.u. 2.3.] 43. 44: 1558) (Nachwort des 12. Spruchgedichtbuches), einmal als Einzeldruck erschienen

(17) * Dem guthertzigen leser wünscht Hans Sachs ein gut selig new jar. In: KG 1, 3-5 (Prosavorrede zum ersten Folioband von 1558)

(18) Nr. 5242 Vorred oder eingang in diß buch, das ander theil meiner gedicht. In: KG 20-26 (17. 08. 1558) (Vorrede zum zweiten Folioband in Reimpaarversen)

(19) Nr. 5415 Der beschluß inn diß ander buch der geticht. In: KG 9, 542-546 (09. 01. 1560) (Nachwort zum zweiten Folioband in Reimpaarversen)

(20) Dem freundtlichen, guthertzigen leser wünscht Hans Sachs ein gut seligs newes jar. In: KG 6, 8-10 (09. 02. 1560) (Prosavorrede zum zweiten Folioband)

(21) Nr. 5420 Der wunderliche traum von meiner abgeschieden lieben gemahel, Künigundt Sächsin. In: KG 11, 462-467 (19. 06. 1560)

(22) Nr. 5423 Der traurig traumb. In: KG 23, 174-180 (05. 07. 1560)

(23) * Vorred in das dritt und letzt buch der gedicht, an den guthertzigen leser. In: KG, 6-8 (16. 08. 1561) (Prosavorrede zum dritten Folioband)

(24) Nr. 5534 Das künstlich frawen-lob. In: KG 20, 518-521 (04. 09. 1562)

(25) Nr. 5745 Der eingang diß vierdten buchs. In: KG 15, 17-28 (21. 06. 1563) (Vorrede zum vierten Folioband in Reimpaarversen; ,Pestgedicht‘)

(26) Nr. 5764 Der nam Johann Sachso, darin anzaigt die zall seiner gedicht. In: KG 23, 245 (14. 07. 1563)

(27) Nr. 5826 Der beschluß in das vierdt buch meiner gedicht. Die weißheit Salomonis auß dem vierdten capitel deß dritten buchs der könig. In: KG 17, 524-527 (19. 11. 1523) (Nachwort zum vierten Folioband in Reimpaarversen, zugleich Abschluss des 16. Spruchgedichtbuches) (nochmals in KG 23, 250-252)

(28) Nr. 5986a Beschluß inn dises fünffte und letzte buch. Summa all meiner gedicht vom MDXIIII jar an biß ins 1567 jar. In: KG 21, 337-344 (01. 05. 1566) (Nachwort zum fünften Folioband in Reimpaarversen), einmal als Einzeldruck erschienen

(29) Nr. 6061 Meines Adam gedenck-daffel. In: KG 23, 309f. (Jan. 1567)

(30) Nr. 6097 Die werck gottes sind alle gut, wer sie im geist erkennen thut. In: KG, 550-554 (26. 02. 1568)

(31) Nr. 6109 Ein gesprech, darin der dichter dem gefuersten abt zu Allerspach sein valete und leczen spruch dediciret. In: KG 23, 318-321 (28. 08. 1568), einmal als Einzeldruck erschienen

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

Liste wohl nicht vollst., da die Meisterlieder nur teilweise ediert sind

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Sahr (s.o. 1.4.) 689f.; Machilek (s.o. 1.4.) 39-45 zu (28), (9), (16); zu (28): Johannes Karl Wilhelm Willers (Hg.), [Kat.] Hans Sachs und die Meistersinger in ihrer Zeit. Eine Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums im Neuen Rathaus in Bayreuth, 26. Juli bis 30. August 1981. Nürnberg 1981, 164 Nr. 138; Jancke (2002) 172 (Sprache/Publikum)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

1516-1568, besonders 1550er und 1560er Jahre

3.2. AdressatInnen

gemeiner Mann (ungelehrt), Publikum von − mündlicher, handschriftlicher, gedruckter − Dichtung; Nachkommen

3.3. Funktion der Quelle

ethische Propaganda mittels autobiographischer Mitteilungen − v.a. Ehe/Sexualität; eigene Dichterexistenz/eigenes Leben als Exempel

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl. und gedr. (durch den Autor selbst) − Gesamtausgabe, z.T. Einzeldrucke

4.1. Berichtszeitraum

z.T. ganze Lebensgesch. (innere Chronologie durch Werkbilanzen zu erschließen), z.T. einzelne Episoden

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form; meist Reimpaarverse; Vor- oder Nachworte mit Werklisten oder einzelne Episoden als didaktische Lit.

4.4. Inhalt

s.o. 4.1.

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