Springe direkt zu Inhalt

Maximilian I.

Maximilian I.

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Maximilian I.

adlig; Kaiser; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 22. 03. 1459 Wiener Neustadt

† 12. 01. 1519 Wels

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

zweiter Sohn Ks. Friedrichs III. v. Habsburg-Österreich und dessen Ehefrau Eleonore v. Portugal; Fürstenerziehung am Hof; 1477 Heirat mit Maria von Burgund (Erbtochter), die 1482 starb; seit 1486 dt. Kg.; verteidigte bis 1493 in langwierigen Kriegen die Einheit des burgundischen Staates gg. Frankreich und die niederl. Stände; 1486 zum röm. Kg. gewählt; 1488 Gefangenschaft in Brügge; 1490 Rückkehr aus den Niederlanden in habsb. Erblande; 1491 Anna v. Bretagne, pro forma mit M. vermählt, heiratete aus pol. Gründen Karl VIII. v. Frankreich; Sohn Philipp starb bereits 1506; 1493 Ks. und Heirat mit Bianca Maria Sforza v. Mailand (gest. 1510), der Tochter Karls des Kühnen von Burgund, Ehe bleibt ohne Kinder; Erbfolge in Ungarn durch Kriege gesichert; Erbfolge in Spanien ergab sich durch Heiraten; 1495 Reformverhandlungen auf dem Wormser Reichstag, führten zu gegenseitiger Ausschaltung v. kgl. und ständischer Gewalt; 1499 trennte sich die Eidgenossenschaft v. Reich; Förderer/Mäzen des Humanismus, der Wissenschaften und Kunst, Dichter des „Weißkunig“, „Theuerdank“, „Freydal“ als Teil seines weitgespannten Memoria-Werkes; leidenschaftlicher Jäger und Soldat; schöpfte die finanziellen Mittel seiner Länder f. seine Pläne völlig aus; begründete habsb. Großreichsbildung in Österreich und Spanien; zahlreiche Reformbemühungen auf staatl. Ebene; lässt sich 1508 in Trient zum "Erwählten Römischen Kaiser" ausrufen

1.4. Literatur zur Person

NDB 16 (1990) 458-471 (Hermann Wiesflecker); VL2 6 (1987) 204-236 (Jan-Dirk Müller); LThK2 7 (1962) 204-206 (Hermann Wiesflecker) (Lit.); LThK3 7 (1998) 4f. (Hermann Wiesflecker); RGG4 5 (2002) 932f. (Wilhelm Baum); TRE 22 (1992) 291-295 (Volker Press); BBKL 18 (2001) 879-893 (Inge Wiesflecker-Friedhuber); EncR 3 (1996) 35f. (Paula Sutter Fichtner); EncRen 4 (1999) 75-77 (Linda Frey/Marsha Frey); Martin Wackernagel, Die Darstellung und Idealisierung des höfischen Lebens in den Holzschnittwerken Kaiser Maximilians I., Kap. III. Diss. Berlin 1905; Joseph Strobl, Studien über die literarische Tätigkeit Kaiser Maximilians I. Berlin 1913; Peter Diederichs, Kaiser Maximilian I. als politischer Publizist. Jena 1932; Heinrich Fichtenau, Der junge Maximilian (1459-1482). (= Österreich-Archiv). München 1959; Hermann Wiesflecker, Neue Beiträge zur Frage des Kaiser-Papst-Planes Maximilian I. im Jahre 1511. In: Mitteilungen des Österreichischen Instituts f Geschichtsforschung 71 (1963) 311-332; ders., Kaiser Maximilian I. 5 Bde. Wien 1971-1986 (Lit. und QQ); ders., Maximilian I. In: Exempla Historica 26 (1983) 117-145; ders. Maximilian I. Die Fundamente des habsb. Weltreiches. Wien 1991 (populärwissenschaftlich); Andrea Baltl, Maximilians I. Beziehungen zu Wissenschaft und Kunst. Diss. phil. masch. Graz 1967; Hans Rupprich, Das literarische Werk Kaiser Maximilians I. In: Erich Egg (Hg.), Ausstellung Maximilian I. Innsbruck 1969, 47-55; Ernst Erich Metzner, Die deutschsprachige chronikalische Geschichtsschreibung im Rahmen der europäischen Entwicklung. In: Willi Erzgräber (Hg.), Europäisches Spätmittelalter. (= Neues Handbuch der Literaturwissenschaft 8). Wiesbaden 1978, 623-643: 638; Gerhard Benecke, Maximilian I, 1459-1519. An Analytical Biography. London [u.a.] 1982; Jan-Dirk Müller, Gedechtnus: Literatur und Hofgesellschaft um Maximilian I. (= Forschungen zur Gesch der älteren dt Lit 2). München 1982; Heinz Angermeier, Die Reichsreform 1410-1555. Die Staatsproblematik in Deutschland zwischen Mittelalter und Gegenwart. München 1984; [Kat.] Tiroler Ausstellungsstraßen: Maximilian I. Hg. v. Alfred Kohler. Idee und Gesamtkonzeption: Eva Schubert. Mailand 1996; Füssel (s.u. 2.3. [d])

2.1. Quelle: benutzte Edition

(a) lat. Autobiographie: Franziska Schmid, Eine neue Fassung der maximilianeischen Selbstbiographie. Diss. masch. Wien 1950, 1-101

(b) Weißkunig: [Abbé Hofstätter,] Der weiss Kunig: eine Erzählung von den Thaten Kaiser Maximilian des Ersten. Von Max Treitzsaurwein auf dessen Angaben zusammengetragen, nebst den von Hannsen Burgmair dazu verfertigten Holzschnitten. Hg. aus dem Manuscripte der k. k. Hofbibliothek. Wien 1775 (= ND Weinheim 1985)

(c) Freydal: Quirin v. Leitner, Freydal. Des Kaisers Maximilian I. Turniere und Mummereien. Mit einer geschichtlichen Einleitung, einem facsimilirten Namensverzeichnisse und 255 Heliogravuren. 2 Bde. Wien 1880-82

(d) Maximilian I., Der Theuerdank. 1517. Mit einem Nachwort v. Horst Appuhn. Dortmund 1979

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

(a) Editionsprinzipien angegeben (III f.); Ed. nach erster Redaktion Grünpecks; Orthographie bis auf modernisierte Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung unverändert; Varianten aus Abschrift gekennzeichnet; knapper Komm.; Inhaltsangabe, Einl. über Hss. und Entstehungskontexte

(b) krit. Ausgabe fehlt

(c) Bd. 1 mit Textentwurf, Bd. 2 mit Tafeln; knappe Editionshinweise; Orthographie weitgehend beibehalten; Anmerkungen enthalten Korrekturen Maximilians; Einl. gibt Auskunft über Hs.; Nachwort enthält u.a. hist. Hintergrund

(d) Ed. des Faksimiles der 1. Ausgabe v. 1517. Hg. v. Simon Laschitzer. In: Jb der Kunsthist. Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 8 (1888); auf die Hälfte des Formats verkleinert

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

(a)-(d): VL1 3 (1943) 303-318 (Richard Newald/Eduard A. Gessler); 5, 673; VL2 6 (1987) 213-223 (zur lat. Autobiographie, Freydal, Weißkunig, Theuerdank). 208f. (zu Gedächtnus als leitendem Prinzip seiner lit. Projekte, einschließlich autobiogr. Texte und Patronage); Joseph Chmel, Die Handschriften der k.k. Hofbibliothek in Wien, im Interesse der Geschichte, besonders der österreichischen. Bd. 1 (Wien 1840), 475-485 und Bd. 2 (Wien 1841), 482-485; Strobl (1913) (s.o. 1.4.); Misch IV/2 (1969) 615; de Boor/Newald IV,1 (1970) 158 (weitere Lit. 743f.); Beyer-Fröhlich 1 (1930) 72-74; dies. 4 (1931) 13f. und Anm. 280f.; Georg Misch, Die Stilisierung des eigenen Lebens in dem Ruhmeswerk Kaiser Maximilians, des letzten Ritters. In: Nachrichten v der Ges der Wissenschaften zu Göttingen, Philol-hist Klasse 1 Berlin 1930, 435-459; Horst Wenzel, Höfische Geschichte: Literarische Tradition und Gegenwartsdeutung in den volkssprachigen Chroniken des hohen und späten Mittelalters. (= Europäische Hochschulschriften 284). Bern/Frankfurt, M. u.a. 1980, Kap. VI 3, 303-320; Henry J. Cohn, Götz von Berlichingen and the Art of Military Autobiography. In: J. Ronnie Mulryne/Margaret Shewring (eds.), War, Literature and the Arts in Sixteenth-Century Europe. (= Warwick Studies in the European Humanities). Basingstoke/London 1989, 22-40: 24. 26; vgl. ferner: Robert J. Knecht, Military Autobiographies in Sixteenth-Century France. In: J. Ronnie Mulryne/Margaret Shewring (eds.), War, Literature and the Arts in Sixteenth-Century Europe. (= Warwick Studies in the European Humanities). Basingstoke/London 1989, 3-21; Tersch (1998) 111-149; Jancke (2002) 177f. (Sprachkenntnisse). 203f. (Rezeptionskreise); Barbara Schmid, Schreiben für Status und Herrschaft. Deutsche Autobiographik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Zürich 2006, 147-181, davon zu (a) 150-154, zu (b) 155-167, zu (d) 168-181

(a) Hermann Wiesflecker, Joseph Grünpecks Redaktionen der lateinischen Autobiographie Maximilians I. In: Mitteilungen des Österreichischen Instituts f Geschichtsforschung 78 (1970) 416-431; Franziska Schmid (1950) (s.o. 2.1. [a]) (Lit.); VL2 6 (1987) 213-215; Müller (1982) 96-100 (s.o. 1.4.); Tersch (1998) 112-117

(b) VL2 6 (1987) 215-218; KLL 23 (1974) 10174f. [Weißkunig] (Alexander Hildebrand); Rochus v. Liliencron, Der Weißkunig Kaiser Maximilian’s I. In: Hist Taschenbuch. Hg. v. Wilhelm Heinrich Riehl F. 5, Jg. 3. Leipzig 1873, 321-358; Campbell Dodgson, Drei Studien. I. Zum Weisskunig. II. Eine Darstellung des Jagdunfalls der Maria von Burgund. III. Zu den Horoskopen des Stabius. In: Jb der Kunsthist Sammlungen 29 (1910/11) 1-13; Franz Pesendorfer, Der Weißkunig Kaiser Maximilians I. Diss. phil. masch. Wien 1931; Clemens Biener, Entstehungsgesch. des Weißkunigs. In: Mitteilungen des Österreichischen Instituts f Geschichtsforschung 44 (1930) H. 1, 83-102; Hans Otto Burger, „Der Weißkunig“. Die Selbststilisierung des ,letzten Ritters‘. In: ders., „Dasein heißt eine Rolle spielen“. Studien zur deutschen Literaturgeschichte. München 1963, 15-55; Kurt Riedl, Der Wert des „Weißkunig“ als Geschichtsquelle. Untersucht nach dem 3. Teil 1477-1498. Diss. phil. masch. Graz 1969; Gerhild Scholz Williams, The Arturian Model in Emperor Maximilian’s Autobiographic Writings ‘Weißkunig’ and ‘Theuerdank’. In: The Sixteenth Century Journal 11,4 (1980) 3-22; Müller (s.o. 1.4.) 130-148; Hans-Martin Kaulbach (Bearb.), [Kat.] Neues vom Weisskunig. Geschichte und Selbstdarstellung Kaiser Maximilians I. in Holzschnitten. Stuttgart 1994; Folkhard Cremer, „Kindlichait, Junglichait, Mandlichait, Tewrlichait“. Eine Untersuchung zur Text-Bild-Redaktion des Autobiographieprojektes Kaiser Maximilians I. und zur Einordnung der Erziehungsgeschichte des Weißkunig. (= Dt Hochschulschriften 1076). Egelsbach/Frankfurt, M./St. Peter Port 1995; Jan-Dirk Müller, Zwischen Repräsentation und Regierungspraxis. Transformation des Wissens in Maximilians Weisskunig. In: Gerhild Scholz Williams/Stephan U. Schindler (eds.), Knowledge, Science, and Literature in Early Modern Germany. Chapel Hill/London 1996, 49-70; Tersch (1998) (b)-(d) 117-132

(c) VL2 6 (1987) 219; Müller (s.o. 1.4.) 104-108; Tersch (1998) (b)-(d) 117-132

(d) Nachwort v. Appuhn ed. (s.o. 2.1.) 589-602; VL2 6 (1987) 219-223; KLL 9 (1974) 3931f. (Theuerdank); Otto Bürger, Beiträge zur Kenntnis des Teuerdank. (= Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch 92), Straßburg 1902; Joseph Strobl, Kaiser Maximilians I. Anteil am ,Theuerdank‘. Eine kritische Untersuchung. Innsbruck 1907; Clemens Biener, Die Fassungen des ,Theuerdank‘. In: Zeitschrift f dt Altertum 67 (1930) 177-196; Heinz Engels, Der Theuerdank als autobiographische Dichtung. In: Kaiser Maximilians I. Theuerdank. Kommentar. Plochingen/Stuttgart 1968, 5-12; Gerhild Scholz Williams (s.o. 2.3. [b]); Müller (s.o. 1.4.) 108-130. 159-169; Hans-Joachim Ziegeler, Der betrachtende Leser. Zum Verhältnis von Text und Illustration in Kaiser Maximilians I. „Teuerdank“. In: Egon Kühebacher (Hg.), Literatur und bildende Kunst im Tiroler Mittelalter. Die Iwein-Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Literatur und bildender Kunst. Innsbruck 1982, 67-110; Peter Strohschneider, Ritterromantische Versepik im ausgehenden Mittelalter. Studien zu einer funktionsgesch. Textinterpretation der ,Mörin’ Hermanns von Sachsenheim sowie Ulrich Fuetrers ,Persibein’ und Maximilians I. ,Teuerdank’. (= Mikrokosmos 14). Frankfurt, M. [u.a.] 1986, 369-456; Stephan Füssel, Kaiser Maximilian und die Medien seiner Zeit. Der Theuerdank von 1517. Eine kulturhist. Einführung. Köln [u.a.] 2003; Tersch (1998) (b)-(d) 117-132; Schmid (s.o. 2.3. [a]-[d]) 168-181

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

(a) Alwin Schultz (Hg.), „Der Weißkunig“. Nach den Dictaten und eigenhändigen Aufzeichnungen Kaiser Maximilians I. zusammengestellt von Marx Treitzsaurwein von Ehrentreitz. (= Jb der Kunsthist Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 6). Wien 1888 (1886/87), Fragmente einer lat. Autobiographie Kaiser Maximilians I., 421-446 (Teil-Ed., nach Hs. J, die Lücken erg. nach Hs. K); Auszug: Inge Wiesflecker-Friedhuber (Hg.), Quellen zur Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit. Mit einer Einl. v. Hermann Wiesflecker. (= Ausgewählte Quellen zur dt Gesch der Neuzeit. Freiherr v Stein-Gedächtnisausg 14). Darmstadt 1996, 31f. 34f. (dt. Übers. zweier gekürzter Passagen zur Kindheit, nach Schultz ed. [1888] [s.o. 2.4. (a)]; teilw. mit Sachanmerkungen versehen)

(b) Schultz ed. (1888) (s.o. 2.4. [a]); Theodor Musper in Verb. mit Rudolf Buchner, Heinz Otto Burger und Erwin Petermann, Kaiser Maximilians I. „Weißkunig“. 2 Bde. Stuttgart 1956; Auszüge aus dem „Weißkunig“: Beyer-Fröhlich 4 (1931) 15-25 (nach Schultz ed. [1888] [s.o. 2.4. (a)])

(c) Campbell Dodgson, An unknown Ms. of Freydal. In: The Burlington Magazine 48 (1926) 235-242

(d) Carl Haltaus, Theuerdank. Hg. und mit einer krit. Einl. versehen. (= Bibliothek der gesamten dt National-Lit 2). Quedlinburg/Leipzig 1836; Karl Goedeke/J. Tillmann, ,Theuerdank‘. (= Dt Dichter des 16. Jahrhunderts). Leipzig 1878; Simon Laschitzer (Hg.), Der Theuerdank [Maximilian I] (Jb der Kunsthist Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 8). Wien 1888 (= ND 1966); Kaiser Maximilians ,Theuerdank‘ (Faksimile). Mit Beiträgen v. Heinz Engels, Elisabeth Geck und Heinrich Theodor Musper. 2 Bde. Plochingen-Stuttgart 1968; Helga Unger, Kaiser Maximilian I., ,Theuerdank‘. (= Die Fundgrube 40). München 1968

3.1. Abfassungszeit

(a) zw. 1497-25. 09. 1506

(b) Anfang 16. Jh., Entwürfe 1514 v. Treitzsaurwein geordnet und zu einer einheitlichen Erzählung geformt bis 1517 (Widmung)

(c) Notizen ab 1502-ca. 1515/16

(d) 1512-1517 (Appuhn ed. [s.o. 2.1.] 589)

3.2. AdressatInnen

(a) f. ihn selbst und seine engsten Vertrauten, v.a. gelehrte Historiographen (zwei weitere Bearbeitungen − v. Hs. L (s.u. 3.4. [a] − durch Grünpeck) und über sie vermittelt deren Publikum − bestimmt (Rohfassung o. Materialslg.); eventueller Adressat: der in Burgund erzogene Thronfolger

(b) v.a. Karl v. Spanien, zudem Ehz. Ferdinand, dem Nachfolger auf dem Thron

(c) nicht genannt

(d) v.a. Karl V. (Widmung durch den v. Maximilian vorgeschobenen Autor Melchior Pfintzing), auch Ehz. Ferdinand; Freunde − enger, Maximilian durch Rang o. Dienste besonders verbundener Personenkreis

3.3. Funktion der Quelle

(a) memoria; als Materialslg. f. gelehrte Historiographie

(b) „underweisung“, memoria: dem „geschlecht zu ainer gedächtnus“

(c) memoria; als comedi Gegenstück zum Theuerdank (tragedi); zur „kurtzweil“ (unvollst.)

(d) memoria; Belehrung des Neffen Karl V. über vorbildliches Verhalten: es geht in Pfintzings Druckbearbeitung weniger um ritterliche Standesethik als um allgemeine Herrschertugenden, um die conditio humana und die Behauptung der virtus gg. das glück

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

(a) hsl.; Überl.: Wien, Österr. Staatsarchiv, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv (= HHStA), Maximiliana 46 (= alt: fasc. 40 a) fol. 1-10. 23-56 (Hs. J: Orig.-Notate der „Diktate“ unvollst.); Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3302 (Hs. L: erste redigierende Reinschrift durch Joseph Grünpeck); Österr. Staatsarchiv, Abt. HHStA, Hs. Blau 11 (= Böhm 26) (Hs. K: relativ genaue Abschrift v. L, 17./18. Jh.); Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 7921 (Abschrift v. Hs. L v. Joseph Heyrenbach, Ende 18. Jh.)

(b) hsl., gedr.; Überl.: (A) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3032, hist. Prof. 16. (Reinschrift der Konzepte durch Treitzsaurwein; (B) ebd., Cod. 8145, III. (Entwurf f. die Vermählung Friedrichs III.); (C) ebd., Cod. 2834. (Entwürfe o. Diktate f. Kriegsereignisse); (D) ebd., Cod. 2892. (Verbesserungen), (E) ebd., Cod. 2831. (Abschrift v. A mit Änderungsanweisungen); (F) ebd., Cod. 3033. (Probedrucke mit Notizen); (G) ehem. Vaduz, Fürstensteinisch Liechtensteinische Slg., heute Museum of Fine Arts in Boston, Massachusetts (Zeichnungen und Probedrucke v. Holzschnitten); (H) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3034. (Treitzsaurweins ,Fragebuch’); Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Vat. lat 8570. (Handzeichnungen und Skizzen)

(c) hsl.; Überl.: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 2831*, cod. 2835; Miniaturencod. Wien, Kunsthist. Museum, Waffenslg. P 5073; ein v. Dodgson (1926) angezeigter Cod. (unvollst.); zum Druck bestimmt

(d) hsl., gedr.; Konzept an Schreiber diktiert; bearbeitet durch Siegmund v. Dietrichstein und u.a. Marx Treitzsaurwein, durch Melchior Pfintzing versifiziert; nach dem Konzept mit Holzschnitten illustriert v. Hans Burgkmair d. Ä., Hans Schäufelein, Leonhard Beck; Herstellung einer speziellen Drucktype, die der Gattung und der dt. Sprache angemessen sein sollte: Rückgriff auf die Kanzleischrift f. dt. geschriebene ksl. Prachturkunden (Appuhn ed. [s.o. 2.1.] 589ff.; zum Vergleich: gotische Schrift f. lat. Texte im kirchlichen Gebrauch; Antiqua f. die lat. Schriften der Humanisten; Textura f. Bibeldrucke) − Nachahmung des hsl. Charakters; 1517 gedr. in (i) 40 Pergament-Exemplaren, Holzschnitte z.T. koloriert, (ii) etwa 300 Papierexemplare; (i) verschenkte der Ks. an Freunde, (ii) sollten erst nach seinem Tod verschenkt werden; Überl. Hss.: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 2867, cod. 2806, cod. 2889, cod. 2833 (Sammelbd. mit Probedrucken der Holzschnitte); Drucke: Augsburg 1517. 1519. 1537; bearb. v. Burkhard Waldis: Frankfurt, M. 1553, 1563, 1589, 1596; bearb. v. Matthäus Schultes: Ulm 1679; Augsburg 1693

4.1. Berichtszeitraum

(a) 1459-99 (J); vollständigere Slg. f. Berichtszeitraum: 1459-85 (L), einleitend: Hochzeit Friedrichs III. und Eleonores v. Portugal am 16. 3. 1452

(b) Heirat bis burgundische Kriege

(c) -

(d) etwa 1477 (Heirat Maximilians mit Maria von Burgund) -1517

4.2. Sprache

(a) lat. („Reutterlatein“/„militaris latinitas“, mündliches Gebrauchslat. ohne erkennbaren Stilwillen, grob latinisierte Muttersprache mit Germanismen und latinisierten Vokabeln)

(b) dt.

(c) dt.

(d) dt.

4.3. Form der Quelle

(a) Prosa, zw. Regierungsgeschäften in kürzeren biogr. Abschnitten diktiert; Text sollte v. Sekretären aus mündlicher Rede schriftsprachlich gefasst werden, überwiegend Er-Form (Selbstbezeichnung als princeps, rex, istoriografus), selten 1. P. Sg.; Grünpeck verfasste den Text aus Diktaten und in Absprache mit M als Redaktor; formloser Text, oft assoziativ, verliert sich häufig in Details, der Abschnitt über den Krieg in Burgund hält nicht immer die (ansonsten maßgebliche) Chronologie ein

(b) dt.; Material stimmt z.T. mit der lat. Autobiographie überein, verschlüsselte Selbstdarstellung in drei Teilen: I Gesch. der Eltern des Helden, II dessen Jugendgesch., III Regierungszeit; geplant war noch die Gesch. seines Sohnes Philipp II.; versch. Bearbeiter, v.a. Treitzsaurwein, kombiniert mit Holzschnitten; Namen verschlüsselt

(c) dt.; leitet in (d) über; preziös-sentimentale Prosa, mit Holzschnitten (stilistische Orientierung an zeitgenössischem Liebes- und Abenteuerroman, keine Orientierung in struktureller Hinsicht), Reihung gleichartiger Situationen, unvollst.

(d) dt.; Reimpaarverse; allegorische Namen f. die hist. Personen, am Schluss werden in einem clavis sensus historicus und sensus spiritualis aufgelöst; Er-Form; Abenteuer- und Brautwerbungsgesch. nach dem Vorbild v. höfischen Romanen und mittelhochdt. Reimchronistik (Kaiserchronik; Rudolfs v. Ems Weltchronik) und Spielmannsdichtung (Hz. Ernst); mit Holzschnitten; anfangs als Teil v. (b) vorgesehen (1508/15)

4.4. Inhalt

(a) I: genealogische Vorgesch., Geburt und Kindheit, Unterricht und Ausbildung (p. 1-8); II: Jugend, Jagdleidenschaft, Waffenübungen und Turnierleidenschaft (p. 8-18); III: Kriegszüge gg. Frankreich und in Burgund, hier auch Eheschließung mit Maria von Burgund, die Kinder aus dieser Ehe, Marias Tod (p. 19-101); charakteristisch ist die häufige Hervorhebung seiner eigenen Unerschrockenheit, seiner Tapferkeit und seines pers. Einsatzes

(b) I: Zeremonie, Werbung, Hochzeit, Krönung im Vordergrund; II: lernung und geistige wie körperliche Überlegenheit des jungen Fst. in höfischen, gelehrten, auch handwerklichen Disziplinen; III: v.a. mil. Geschehnisse, geplant (nach den Holzschnitten) auch Hochzeiten, Begräbnisse, Staatsakte

(c) Ritterspiele und Maskenfeste (mummereyen) Maximilians (geplant)

(d) ritterliche Bewährung vor der Hochzeit, Brautwerbung

nächster Eintrag
vorheriger Eintrag

Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum