Springe direkt zu Inhalt

Christian Köhler, St.-A.

Die Fahrenden Gesellen

Im Jahr 1909 entstand innerhalb der Lehrlingsabteilung des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands (DHV) ein „Bund für Wanderpflege“ der sich „Die Fahrenden Gesellen“ nannte. Durch die Unterstützung der damals größten Angestelltengewerkschaft im Kaiserreich schafften sie es, sich in kurzer Zeit zu einer deutschlandweit agierenden Organisation für Jugendliche und junge Erwachsene zu entwickeln. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs existierten knapp 200 Ortsgruppen, die nur männliche Mitglieder aufnahmen.

Von Anfang an orientierten sich die Fahrenden Gesellen in Sprache, Habitus und Praxis an der Wandervogelbewegung. Während des Ersten Weltkrieges kam die Bundesarbeit fast komplett zum Erliegen. Im Jahre 1919 folgte eine der größten Zäsuren der Bundesgeschichte: Knapp 1200 Mitglieder verließen den Bund und gründeten „Die Geusen, jungvölkischer Bund“. Grund der Sezession waren weniger inhaltliche Fragen, sondern die als einengend empfundene ständische Bindung und die Geschlechterfrage. Den Fahrenden Gesellen gelang es, sich von diesem Aderlass zu erholen und sie erreichten eine Mitgliederzahl, die sich über die Zeit der Weimarer Republik bei knapp 4000 einpendelte. Sie gehörten damit zu den mittelgroßen Bünden der bündischen Jugend, in deren Netzwerk und Aktivitäten sie eingebunden waren (Fichtelgebirgstreffen, Grenzlandarbeit etc.). Innerhalb des DHV blieben sie, neben dem Bund der Kaufmannsjugend, die kleinere Jugendorganisation, entwickelten sich jedoch zur Kaderschmiede für Leitungspositionen innerhalb des Verbandes und der ihm nahestehenden Unternehmen.

Die von Zeitgenossen als „völkisch unbedingt zuverlässig“ bezeichneten Fahrenden Gesellen eignen sich als Untersuchungsobjekt, da sie sich – im Gegensatz zu vielen anderen Gruppen der Jugendbewegung – als sehr stabile Gemeinschaft erwiesen, die von Spaltungs- und (Wieder-) Vereinigungstendenzen weitgehend verschont blieb.

Die Dissertation ist organisations- und ideengeschichtlich ausgerichtet. Die personellen und ideologischen Interferenzen zwischen den Fahrenden Gesellen und der völkischen Bewegung einerseits und der Jugendbewegung andererseits stehen dabei im Mittelpunkt.

Curriculum Vitae

  • seit 2016: Arbeit an der Dissertation
  • seit 2010: Lehrer an einer rheinland-pfälzischen Realschule
  • 2008-2010: Referendariat
  • 2001-2008: Studium Germanistik und Geschichte an den Universitäten Heidelberg und Koblenz- Landau

Kontakt

hgchristiankoehler[at]yahoo.de