Springe direkt zu Inhalt

Sarah Zeitler

Visuelle Kommunikation in süddeutschen Frauenklöstern

Das Forschungsprojekt analysiert den Blick als eine sensorische Praxis in süddeutschen Klarissenklöstern vom ausgehenden 15. bis beginnenden 17. Jahrhundert. Während Reformation und katholischer Reform unterlagen visuelle Praktiken als Teil eines gesellschaftlichen Ordnungsprozesses normativen Vorgaben, wie sie auch in Ordensregeln (re-)formuliert wurden. Unter dem Konzept der visuellen Kommunikation werden nonverbale Elemente interaktiven Austauschs der Klosterfrauen untereinander sowie nach außen erfasst und die aufgrund architektonischer Gegebenheiten zulässigen Blickkonstellationen untersucht. Das Projekt fragt nach der Bedeutung, die das Sehen und das Gesehenwerden für gesellschaftlich und räumlich separierte Frauengemeinschaften hatten. Anhand klösterlicher Regelvorschriften sowie deren Überschreitung erfolgt die Rekonstruktion der (Kloster-) Frau als Sehende und Gesehene. Die schriftliche Manifestation von Blickoptionen und tatsächlich geworfenen Blicken in Visitationsprotokollen, Bauplänen, Berichten und Briefen zeigt die Abgeschlossenheit aber auch die Durchlässigkeit der Konvente. Vor dem Hintergrund einer sowohl räumlich-konzeptionell als auch sensorisch-kommunikativ gedachten Visualität stützt sich die Analyse der visuellen Praktiken in frühneuzeitlichen Frauenklöstern auf Aspekte der historischen Sinnes- und Genderforschung und verbindet damit zwei bislang kaum miteinander diskutierte Forschungsansätze.