Der Keltenaufstand unter Boudicca 60 n. Chr. – Babett Edelmann-Singer im Interview bei „Eine Stunde History“
Hadrianswall, Meilenkastell 39
Bildquelle: Adam Cuerden, Wikimedia Commons (gemeinfrei)
News vom 25.11.2025
Kürzlich war Babett Edelmann-Singer, Professorin für Alte Geschichte an der FU Berlin, zu Gast in der neuesten Folge des Deutschlandfunk-Nova-Podcasts „Eine Stunde History“, die sich um den Aufstand keltischer Krieger in der römischen Provinz Britannien unter der Heerführerin Boudicca im Jahr 60 n. Chr. dreht. Dort war sie als Expertin für die Geschichte der römischen Provinzen und ihrer Verwaltungsstrukturen eingeladen und beleuchtete im Interview mit Moderator Markus Dichmann die Grundlagen des Verhältnisses zwischen Römern und Kelten im antiken Britannien.
„Die Römer sind in all ihren Provinzen immer pragmatisch vorgegangen und haben auf Kooperation mit den Einheimischen gesetzt – das hat in Britannien nicht immer funktioniert“, erklärt Edelmann-Singer, bevor sie die verschiedenen Strategien der Einbindung der Provinzialbevölkerung in die römische Herrschaft ausführt. Und doch habe auch in Britannien die römische Herrschaft auf lange Sicht betrachtet funktioniert. Wie in den anderen römischen Provinzen habe es dort Konfliktfelder gegeben, aber auch den Willen in der einheimischen Bevölkerung, sich in die römische Welt zu integrieren, um an den damit verbundenen Vorteilen teilzuhaben. „Man muss sich vor Schwarz-weiß-Malerei vorsehen“, erklärt Edelmann-Singer, „zum Römischen Reich zu gehören hat seine Kosten, aber es hat auch Nutzen und Perspektive.“
Moderator Dichmann fragte, ob die Kelten unter römischer Herrschaft auch eine römische Identität angenommen hätten. Der Identitätsbegriff, entgegnet Edelmann-Singer, sei schwierig, da er stark von modernen Vorstellungen überlagert sei. Vielmehr flössen im römischen Britannien mehrere Identitäten zusammen. Als Beispiel hierfür nennt sie unter anderem eine Inschrift des keltischen Klientelfürsten Tiberius Claudius Cogidubnus aus Chichester (CIL VII11 = RIB I 91 = AE 2008, 772), in der die römische Identität des römischen Bürgers mit der keltischen des rex magnum Britannorum zusammenflössen. Bis heute sei die britische Gesellschaft stark von der römischen Besatzung geprägt: Von lateinischen Einflüssen auf die englische Sprache bis hin zur britischen Infrastruktur zeige sich das Erbe der Römer.
Der Podcast ist abrufbar auf der Website von Deutschlandfunk Nova sowie in der ARD-Audiothek, bei Spotify und Apple Podcasts.

