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Digital Storytelling Projekt

Digital Storytelling Logo

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Im Zuge des vom Spotlight-Programm geförderten Projekts „Dinge mit Geschichte(n). Synergien zwischen universitärer Lehre, Wissenschaftskommunikation und musealer Öffentlichkeitsarbeit durch Digital Storytelling“ wird ab Juli 2023 am Institut für Vorderasiatische Archäologie nach Möglichkeiten gesucht, Techniken des Storytellings für die universitäre Lehre in den Altertumswissenschaften an der Freien Universität verstärkt zu nutzen sowie digitale Kreativität und Vermittlungskompetenzen von Studierenden & Lehrenden weiterzuentwickeln.

Das Projekt wird geleitet von Elisa Roßberger unter der Mitarbeit von Valery Schlegel

Im Rahmen des Projektes werden auch Veranstaltungen durchgeführt: Erste Runde Roundtable-Gespräch und Workshop im September 2023 sowie eine zweite Runde Roundtable-Gespräch und Workshop im November 2023.


Projektbeschreibung

Archäologische Objekte tragen viele Geschichten in sich: Als Archäolog*innen können wir diese zumindest teilweise nacherzählen, indem wir ihre materiellen Eigenschaften, stilistischen Merkmale und Auffindungsorte durch Vergleiche und naturwissenschaftliche Analysen auswerten. Informationen zur Herstellung, Verwendung, Reparatur, Umnutzung, Zerstörung, und Wiederentdeckung von Objekten erlauben es manchmal individuelle „Objektbiographien“ (Kopytoff 1988) bis in die Gegenwart fortzuschreiben und Bedeutungswandel innerhalb von Mensch-Ding-Beziehungen über lange Zeiträume hinweg nachzuzeichnen. Sogar unvollständige Funde, wie die Scherbe eines Gefäßes oder das Fragment einer Siegelabrollung aus Ton, können einen anschaulichen Zugang zu großen und komplexen kulturhistorischen Zusammenhängen ermöglichen. Entsprechend erfreut sich die Vermittlung archäologischer Inhalte anhand von Geschichten zu konkreten Objekten in der musealen Öffentlichkeitsarbeit, Kulturpädagogik und Wissenschaftskommunikation großer Beliebtheit.[1]

Die dabei zum Einsatz kommenden Kommunikationsstrategien und -werkzeuge des (Digital) Storytelling kommen auch in Marketing und Journalismus zum Einsatz und haben heute einen hohen Grad der Professionalisierung erreicht. Die Vorteile dieser empfängerorientierten Kommunikationsform liegen auf der Hand: Durch die für Narrative typische kombinierte Ansprache von kognitiven und emotionalen Rezeptionskanälen, werden Inhalte aufmerksamer wahrgenommen, besser verstanden und erinnert als bei einer bloßen Aneinanderreihung und Reproduktion von „Fakten“ und Lehrmeinungen. Durch digitale Mittel entstehen zudem multimodale, längerfristig und für größere Nutzergruppen verfügbare Formen des Geschichtenerzählens. Zum Einsatz kommen dabei verschiedene online Veröffentlichungen als Blogs, Videos, Audios, interaktiv annotierte zwei- oder dreidimensionale Bilder, Karten, Zeitleisten, Infografiken etc.

Von den Erzählenden fordert diese Art der Vermittlung ein hohes Maß an kognitiver Leistung und praktischen Fähigkeiten, mehr als eine annähernd wortgetreue Wiedergabe von Gelesenem/Gelerntem das tut (vgl. Salpeter 2005). Denn neben der eingehenden Auseinandersetzung mit der Materie, ist ein strategisches und zugleich kreatives Nachdenken über geeignete Möglichkeiten der Aufbereitung nötig, um die gewünschte Kombination aus kognitivem Verständnis und emotionaler Involviertheit bei den Rezipient*innen zu erzielen. Wesentlich ist ein „Roter Faden“, der Wissen als Beziehungsgeflecht von Sachverhalten und Aussagen verstehbar macht und gleichzeitig überraschende Momente bereithält. Voraussetzung dafür ist ein tiefes Verständnis der zu vermittelnden Inhalte, die Fähigkeit zur synthetisierenden Analyse und Kenntnisse zu den Möglichkeiten der technischen Umsetzung.

Gut gemachtes und wissenschaftlich fundiertes Digital Storytelling ist eine wirksame Kommunikationsstrategie, die als Lehr- und Lernform an Universitäten Anwendung finden kann. Dabei sollen nicht nur Dozierende, sondern auch Studierende in die Rolle der/des Erzählenden zu treten. Ziel des geförderten Projekts ist es, Strategien zu erarbeiten, wie Digital Storytelling auf hohem wissenschaftlichem Niveau und nachhaltig in Seminaren, Colloquien und Methodenübungen der altertumswissenschaftlichen Fächer (Schwerpunkt Vorderasiatische Archäologie), eingesetzt werden kann. Aus der Vielzahl an existierenden Digital Storytelling Methoden und Werkzeugen sollen also solche ausgewählt und ggf. angepasst werden, die sich für Studierende mit Zugang zu fachwissenschaftlichen Ressourcen (Fachbibliotheken, online Recherchemöglichkeiten, Studieninhalte), aber wenig (aktiven) Medien- und Technologie-Kompetenzen eignen.[2]

Ziel ist die Stärkung fachwissenschaftlicher, kommunikativer und digitaler Kompetenzen (Data Literacy) der Studierenden, einschließlich der Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit und Weiternutzung von bestehenden digitalen Angeboten — Kompetenzen, die auch in vielen außeruniversitären Berufsfeldern nachgefragt werden.

Archäologisches Storytelling startet idealerweise in der Auseinandersetzung mit konkreten Objekten. Die Berliner Museumswelt bietet für solche Begegnungen ideale Voraussetzungen, die durch Austausch mit Expert*innen in Bereichen wie Kuratierung, Restaurierung, Materialanalyse ergänzt werden können.

Dazu kommen die dynamischen Felder der digitalen Erschließung und Vernetzung von Kulturerbe-Beständen, Datenvisualisierung und Wissenschaftskommunikation, wie sie von verschiedenen Institutionen und Plattformen in Berlin aktiv vorangetrieben werden.

 


[1] Vgl. das umfangreiche Kinder & Familien Angebot der Staatlichen Museum Berlin mit Fokus auf Geschichten in Form von Begleitheften und Audioguides oder den Wissenschafts-Podcast „Hinter den Dingen“ des SFB 980„Episteme in Bewegung“ an der FU Berlin. Zu Welt- und Sammlungsgeschichten anhand von Objekten-Geschichten siehe grundlegend Neil MacGregors „A History of the World in 100 Objects“ (2010; auch als Radio 4 Podcast Serie verfügbar) sowie gerade erschienen: „Die Berliner Kunstkammer. Sammlungsgeschichte in Objektbiografien vom 16. bis 21. Jahrhundert“ (Becker et al. 2023).

[2] Jenseits von pädagogischen Angeboten für Kinder und Schulen, Ausstellungs-Teasern oder populärwissenschaftlichen Kurzbeiträgen für Laien; in diesen Bereichen existieren bereits zahlreiche Angebote.

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