Springe direkt zu Inhalt

PORTUS. Medialität und visuelle Topik des maritimen Fernhandels in Japan und den Niederlanden

Projektleitung

Prof. Dr. Joachim Rees

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Nora Usanov-Geißler, M.A

Projektbeschreibung

Das Forschungsvorhaben untersucht in vergleichender Perspektive die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte einer visuellen Topik des maritimen Fernhandels in den Bildkulturen Japans und der Niederlande vom mittleren 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Durch diese komparative Ausrichtung soll ein kunst- und bildwissenschaftlich fundierter Beitrag zur Formationsgeschichte des frühmodernen Weltsystems erarbeitet werden, die bisher vorwiegend in wirtschafts- und politikgeschichtlicher Hinsicht profiliert worden ist.

Dabei steht eine im Bezugsrahmen merkantiler Verflechtungsgeschichte zu leistende historische Kontextualisierung von Visualisierungsformen litoraler Kontaktzonen und Transferprozessen in den Bildkulturen Japans und der Niederlande im Zentrum. Wir fragen hierbei nach den Möglichkeitsbedingungen und medialen Reichweiten frühmoderner visueller ‚Standortpolitiken‘ ebenso wie nach der Funktion von Bildformen in kulturellen Übersetzungspraktiken und deren Beitrag zur Historisierung von Kulturkontakten.

Unser Vorhaben nimmt von dem Befund ihren Ausgang, dass in beiden der untersuchten Bildkulturen spätestens mit Beginn des 17. Jahrhunderts in mobilen Bildmedien mit hohem ästhetischen Anspruchsniveau (Tafelmalerei, byōbu) ein ausdifferenziertes Repertoire zur Darstellung litoraler Kontaktszenarien verfügbar gewesen ist, das die geographische Reichweite des maritimen Fernhandels, die Vielfalt der daran beteiligten Akteursgruppen sowie die (zyklische) Wiederholung der dargestellten Interaktionsformen ikonisch fixiert und damit auf Dauer gestellt hat. Auf der visuellen Phänomen-Ebene können Imaginationsformen des Litorals als Schwellenbilder apostrophiert werden, die in der visuell reich instrumentierten Überschreitung der Land-Wasser-Grenze zugleich Identifikationsangebote für sozial dynamische und politisch-militärisch kompetitive Gesellschaften bzw. Akteursgruppen unterbreitet haben.

Zur Website des Kunsthistorischen Instituts
Deutsche Forschungsgemeinschaft