Das europäische Kino der 50er Jahre steht in der Filmgeschichtsschreibung unter dem Vorzeichen von Stagnation, Restauration, mediokrer Industrieware und parteipolitisch beeinflusstem sozialistischem Realismus. Seien es der westdeutsche Heimatfilm oder die DEFA nach dem sogenannten ›Bitterfelder Weg‹, seien es der ›rosa Neorealismus‹ oder die als dekadent und formalistisch verschrieenen frühen Filme von Antonioni: Der von der neorealistischen Erneuerung getragene europäische Aufbruch nach den traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs schien in den 50er Jahren verpufft in einem ganz und gar apolitischen oder nur noch parteipolitischen Kino. Die Reihe REALISMUS UND GENRE: EUROPÄISCHES KINO DER 50ER JAHRE hinterfragt diese Etikettierungen und wirft einen neuen Blick auf das westeuropäische Kino Mitte des letzten Jahrhunderts. Wie stellen die Filme der 50er Jahre das Soziale dar? Wie veranschaulichen sie es? Diese Fragen, die gemeinhin an das unmittelbare Nachkriegskino gerichtet werden, lassen sich auch an das vermeintlich apolitische Genrekino der 50er Jahre richten. Denn hier wie dort verhandeln die Gangster- und Heimatfilme, die Thriller und der Horror die Frage nach der Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft. REALISMUS UND GENRE konfrontiert Genrefilme mit sonst wenig zugänglichen Filmen des britischen Free Cinema und mit Vorläufern des Oberhausener Manifests.
Veranstalter: Eine Veranstaltungsreihe des Projekts »Die Politik des Ästhetischen im westeuropäischen Kino« des Sonderforschungsbereichs »Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste« der FU Berlin in Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino.
Veranstaltungsort: DHM Eingang Spreeseite, Unter den Linden 2, 10117 Berlin, Telefon 030 20304 – 444, www.dhm.de/kino
Zeit & Ort
17.04.2007 - 17.07.2007
Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, Zeughauskino